Mehrere Sportchefs haben sich in den letzten Wochen um den Nationalstürmer bemüht. Er steht noch bis Saisonende bei der NHL-Organisation der San José Sharks unter Vertrag, ist aber bisher nur im Farmteam (AHL) zum Zuge gekommen. Er hat in 25 AHL-Partien 14 Punkte gebucht.
Der in Zürich domizilierte Spieleragent Georges Müller hat seinen Klienten in den letzten Wochen in der Schweiz angeboten.
Nun erzählt der Sportchef eines renommierten Klubs, der sich um die Dienste des Flügels bemüht hat, unter dem Siegel der Anonymität: «Praplan ist nicht mehr auf dem Markt und hat für mindestens drei Jahre für über 850'000 Franken brutto unterschrieben.» Über 850'000 Franken? «Ja. Sein Agent hat stets klar betont, dass Verhandlungen nur bei Offerten von mehr als 850'000 Franken geführt werden.»
Nun ist dieser Sportchef seriös, glaubwürdig, erfahren und kompetent. Es gibt eigentlich keinen Grund, an seinen Informationen zu zweifeln. Der Chronist tut nur seine Pflicht, wenn er dem werten Publikum mitteilt, was ihm erzählt worden ist. Nach dem Motto: Schreiben, was ist.
Wenn Vincent Praplan nicht mehr auf dem Markt ist, dann hat er schon unterschrieben. Oder? «Davon gehe ich aus. Der Deal ist gemacht», sagt «unser» Sportchef und vermutet: «Wahrscheinlich mit Lugano. Die brauchen einen Prestigetransfer.» Und am Geld ist ja in Lugano noch nie ein Transfer gescheitert.
Tatsächlich Lugano? Alles nur Spekulation. Aber spekulieren ist in Transferfragen immer erlaubt. Ersparen wir uns die Nachfrage bei den Sportchefs der grossen Klubs. Eine zitierbare offizielle Bestätigung ist jetzt nicht zu bekommen und gelogen wird in keinem anderen Geschäft so oft und schamlos wie im Transfergeschäft. Beschäftigen wir uns mit der Frage, ob Vincent Praplan so viel Geld wert ist.
Die Antwort fällt eindeutig aus: Nein, bei weitem nicht. Sollten die Informationen «unseres» Sportchefs wahr sein, dann hat jemand den Verstand verloren. Vincent Praplan wäre dann der bestbezahlte Spieler in der Geschichte unserer höchsten Liga und weltweit einer der überbezahltesten Spieler überhaupt.
Sein Talent steht ausser Frage. In seiner bisher besten Saison (2016/17 mit Kloten) hat er in 50 Qualifikationspartien 42 Punkte gebucht. Und er hat die besten Jahre noch vor sich.
Aber Vincent Praplan ist kein Leitwolf. Als es im letzten Frühjahr in Kloten um die Existenz ging, war er – ganz im Gegensatz zu Denis Hollenstein, der schon bei den ZSC Lions unterschrieben hatte – eine Nullnummer. In den sieben Partien der Liga-Qualifikation gegen die Lakers erzielte er gerade mal ein einziges Tor.
Auch in der Nationalmannschaft war er zuletzt bloss ein Mitläufer. 2017 bei der WM in Paris noch Weltklasse (8 Spiele, 7 Punkte) blieb er beim Olympischen Turnier 2018 ohne Skorerpunkt und für die Silber-WM 2018 war er kein Thema mehr.
Wir können uns alle Spekulationen schenken, wer wohl den Verstand verloren hat. Wenn tatsächlich ein Sportchef Vincent Praplan für mehr als 850'000 Franken Bruttosalär verpflichtet haben sollte, dann hat er mit diesem Vertrag die Salär-Hierarchie «in die Luft gesprengt» und sich Probleme in der Kabine eingehandelt.
Unter Berücksichtigung aller Faktoren dürfte ein Klub Vincent Praplan höchstens 400'000 Franken brutto bezahlen.
Fakenews bei @_watsonSport betreffend Vincent Praplan. Eine Rückkehr in die Schweiz für nächste Saison steht zur Zeit völlig ausser Frage. Aber gut, dass ich jetzt schon mal weiss was er “wert” wäre, wenn er mal wieder bei einem Schweizer Klub unterschreiben sollte.
— Georges Müller (@georgesmueller) 27. Januar 2019