Die wichtigste Frage kann immer noch nicht beantwortet werden: Dürfen Fans in Riga (21. Mai bis 6. Juni) in die beiden Stadien? René Fasel ist als Präsident des Internationalen Eishockeyverbandes (IIHF) der oberste Schirmherr dieser Titelkämpfe. Seit Tagen versucht er, diese Frage mit dem organisierenden lettischen Verband und der lettischen Regierung zu klären.
«Eigentlich hätten wir die Antwort schon bekommen sollen», sagt Fasel. «Aber es gibt nach wie vor keine Klarheit. Wir gehen davon aus, dass wir in der ersten WM-Woche keine Fans in den Stadien haben und hoffen, dass Publikum in der Schlussphase erlaubt sein wird.»
Ausländische Fans werden voraussichtlich nicht zur WM zugelassen. Der internationale Verband investiert rund 20 Millionen Franken, damit diese WM stattfinden kann. Dieser Aufwand ist durch die TV- und Marketing-Einnahmen gedeckt, die nur fliessen, wenn die WM gespielt wird. Statt einen Gewinn von etwas mehr als 20 Millionen, wird der internationale Verband wegen der Pandemie eine schwarze Null schreiben. Die Mannschaften sind inzwischen angereist. «Alle sind getestet worden und es gibt keinen positiven Fall», sagt Fasel. Der Weg der Mannschaften führt vom Flughafen direkt für eine dreitägige Isolation ins Hotelzimmer.
Vor Turnierbeginn am 21. Mai (für die Schweiz beginnt die WM am 22. Mai mit der Partie gegen Tschechien) gibt es vier PCR-Tests. Ab Turnierstart werden während der Gruppenphase vier weitere PCR-Tests absolviert (jeden dritten Tag), eine zusätzliche Testrunde gibt es ab den Viertelfinals.
Alle Mannschaftsmitglieder (die Spieler sowie 16 Coaches und Betreuer) befinden sich in einer «Bubble» – also sozusagen im «Raumschiff WM». Sie dürfen sich nur im Hotel und dort lediglich auf der «Team-Etage» und in ihrem Zimmer oder in der Eishalle, in den für sie vorgesehenen Bereichen aufhalten. Spielern und Betreuern ist es strengstens untersagt, sich während der WM mit Menschen ausserhalb des «Raumschiffes» zu treffen.
Es gilt auch innerhalb des «Raumschiffes» eine generelle Maskenpflicht. Das Schutz- und Testkonzept, das insgesamt 88 Vorschriften enthält, gilt auch für Personen, die bereits gegen das Coronavirus geimpft sind. Der Transport zwischen Hotel und Eis- bzw. Trainingshalle ist den Teams nur im Shuttlebus erlaubt. Es ist also auch nicht möglich, diese Strecke individuell zu Fuss zu gehen, ein öffentliches Verkehrsmittel oder ein Taxi zu benützen. Wenigstens ist der Komfort für die Spieler und ihre Betreuer so hoch wie nie: Zum ersten Mal wohnen alle in Einzelzimmern. In normalen Zeiten sind die Spieler und Betreuer bei einer Weltmeisterschaft in Doppelzimmern untergebracht.
Theoretisch sind Nachmeldungen möglich – etwa für Spieler, die in der NHL frühzeitig aus den Playoffs ausscheiden. Aber diese Nachzügler müssten wie alle anderen zuerst drei Tage in Isolation und anschliessend drei Tage in Teamquarantäne und könnten erst am siebten Tag nach ihrer Ankunft eingesetzt werden. Bei den Schweizern sind keine Nachmeldungen geplant. Medienkontakte sind nur über Ton- und Bildermaschinen möglich. Sowohl nach den Spielen als auch nach Trainings oder an spielfreien Tagen werden sämtliche Interviews via Videokonferenz geführt.
Einzige Ausnahme bilden die zahlenden Rechtehalter: Die Farbfernseh- und Radio-Mitarbeiter:innen, die sich ebenfalls in einer «Bubble» («Medien-Raumschiff») befinden und in den Pausen und nach den Spielen kurze Flash-Interviews machen dürfen. Mit einem Mindestabstand von zwei Metern.
Bleibt noch die Frage, was passiert, wenn ein Spieler trotz aller Vorkehrungen positiv getestet wird. René Fasel ist zuversichtlich, dass dieser Fall nicht eintreten wird. «Wir hatten mit dem gleichen System soeben während der U18-WM keinen einzigen Fall.» Passiert es doch, werde der betreffende Spieler oder Betreuer isoliert, sagt Fasel. Die Mannschaft bliebe im Turnier. Durch die Pandemie gibt es eine sportliche Änderung: Während es in normalen Zeiten zwei Absteiger gibt, ist für diese WM der Abstieg ausgesetzt.