Hat die Verschiebung einer Eishockey-WM etwas mit der globalen Sportpolitik zu tun? Kein Schelm, wer so etwas denkt. Sport war schon immer politisch. Erst recht, wenn es um Russland geht. Das war so in den Zeiten des Kalten Krieges. Und so ist es im 21. Jahrhundert mit der latenten Spannung zwischen den westlichen Staaten und dem Russland Wladimir Putins.
Worum geht es? Im Sommer wird das Urteil der Wada (World Anti-Doping Agency) rund um die Doping-Mauscheleien der Russen erwartet.
Die Wada wird vom Polen Witold Banka präsidiert. Es wird vor dem Hintergrund der Rivalität zwischen Ost und West ein hochpolitisches Urteil. Erwartet wird im Rahmen dieses Verfahrens unter anderem eine vierjährige Sperre Russlands für die Durchführung von internationalen Sportanlässen im eigenen Land.
Eine solche Sperre wäre das Aus für die Eishockey-WM 2023 in St.Petersburg. Ach, wie wäre es dann praktisch, wenn die WM 2023 sowieso in Zürich und in Lausanne zelebriert wird!
Steht also hinter dem Plan, die WM von 2020 ins Jahr 2023 zu verschieben, sportdiplomatisches Kalkül? Das wird offiziell in aller Form dementiert. Satan der politischen Versuchung, weiche von uns! Es geht um Sport. Um ein wunderschönes Hockeyfest und sicher nicht um Politik.
Offiziell ist die Verschiebung ins Jahr 2023 tatsächlich angedacht, um die anfallenden hohen Kosten rund um eine diese Fahrplanänderung zu senken. Für 2021 (Weissrussland und Lettland) und 2022 (Finnland) sind bereits konkrete Verträge unterzeichnet, die nicht ohne Kostenfolge abgeändert werden können. Für die weiteren, bereits vergebenen WM-Turniere – 2023 St.Petersburg, 2024 Tschechien, 2025 Schweden und Dänemark – jedoch noch nicht. Also ist es viel, viel günstiger, nur die WM-Turniere 2023, 2024 und 2025 um ein Jahr nach hinten zu schieben.
Der Entscheid, die WM 2023 in Zürich und Lausanne durchzuführen, wird noch im Mai erwartet. Also lange vor dem Wada-Urteil, das dann erst noch ans internationale Sportgericht und ans Bundesgericht in Lausanne weitergezogen werden kann.
Steht schon fest, dass die WM 2023 in der Schweiz stattfindet, kann St.Petersburg im Falle einer Verurteilung der Russen einfach gestrichen werden – und die restlichen WM-Turniere – 2024 in Tschechien und 2025 in Dänemark und Schweden – können wie ursprünglich geplant 2024 und 2025 durchgeführt werden.
Mehr noch: Die vierjährige Sperre der Russen wird, so sie denn juristisch vor den Rekurs-Instanzen standhält, 2024 ablaufen. St.Petersburg könnte dann seine WM 2026 durchführen. Und allen wäre gedient – den Schweizern, den Russen, den Tschechen, den Dänen und den Schweden.
Und so wird klar: Mit der WM 2023 kann die Schweiz sozusagen ihre guten diplomatischen Dienste anbieten. Und die WM 2023 könnte in Zürich erst noch im neu erbauten Hockey-Tempel der ZSC Lions gespielt werden.
Die WM 2023 in Zürich und Lausanne – eine Win-Win-Situation für alle. Und eine sportdiplomatisch hochbrisante Angelegenheit.
Auch Putin hat das Eishockey immer wieder zu Propagandazwecken instrumentalisiert. Das ist halt schwierig, wo man doch weiss, dass IIHF-Präsident Fasel ein guter Freund Putins ist. Da wünschte ich mir manchmal mehr Haltung seitens Sportverbänden, ob nun international oder auch vom Schweizerischen.
Agesehen lieben wir wohl alle Russisches Eishockey.
Aber sie Politik lässt sich nicht heraus nehmen.
Sobald ein Sponsor einen Verein oder eine Liga alimentiert, ist die Politik da.
ändern kann man dies nicht