Der Eishockey Cup ist eine Veranstaltung ohne sportlichen Wert. Das ist zwar ein bisschen hart ausgedrückt, kommt aber der Wahrheit halt doch recht nahe. Denn anders als im Fussball ist der Cup nicht ein Eintrittsticket für europäische Wettbewerbe. Der Cup im Eishockey ist ein reines Kommerz-Produkt der erfolgreichen Sportvermarktungsagentur InfrontRingier.
Nun muss es keine schlechte Idee und keine Sünde sein, wenn eine Vermarktungsagentur im 21. Jahrhundert einen Wettbewerb erfindet, um mit einer Sportart Geld zu verdienen. Zu kritisieren ist lediglich, dass sich die Nationalliga-Clubs insgesamt viel zu billig verkauft haben. Aber das ist jetzt nicht das Thema.
Wir können bereits Bilanz ziehen. Der Cup hat den Erstliga-Klubs Volksfeste und den SCL Tigers im Viertelfinal gegen den SCB ein gefühltes «Jahrhundert-Spiel» beschert. Und der Final vom Mittwoch in Bern ist ausverkauft. Nicht weil der Cup die Massen elektrisiert, sondern weil der SCB dafür sorgt.
SCB-General Marc Lüthi ist der beste Vermarkter im Schweizer Sport. Er hat die Chance erkannt, mit dem Cup Geld zu verdienen – auch wenn der SCB den Final verlieren sollte, wird der Gewinn aus dem Cupwettbewerb gut und gerne eine halbe Million Franken betragen. Denn der SCB verdient ja mit der Gastronomie. Und so hat Marc Lüthi auch mit schlauer Preispolitik und Rabatt für die Saisonkarten-Inhaber dafür gesorgt, dass das Stadion voll sein wird. Der Cup wird also vor einer würdigen Kulisse ausgespielt und unser Staatsfernsehen überträgt live.
Dieses Endspiel in Bern ist allerdings bloss schöner Schein und der Glanz bloss Trompetengold. Ohne einen Titanen wie dem SCB in der Endausmarchung wäre das Interesse am Cup gering und bei jedem anderen NLA-Klub in der Deutschschweiz das Stadion nicht voll. Gott sei Dank hat das Los den Hockey-Tempel zu Bern und nicht Kloten als Austragungsort bestimmt.
Es wäre also fatal, wenn der SCB nicht ins Final gekommen wäre. Dann wäre der Cup eine Pleite. Und daraus müssten die tüchtigen Veranstalter eigentlich lernen. Da der Cup-Wettbewerb ja keine sportliche, wohl aber hohe kommerzielle Ideale hat, darf und kann die Zukunft mit ein paar Handgriffen gesichert werden.
Der SCB und die SCL Tigers bekommen künftig einen Sonderstatus. Sowohl der SCB als auch die Tigers müssen in einer ersten Runde gegen einen Erstligisten antreten. So haben wir zwei Volksfeste im Bernbiet. Sodann spielen der SCB und die SCL Tigers in der zweiten Runde immer gegeneinander – und der Sieger ist direkt fürs Final qualifiziert und führt auch das Endspiel durch. Die restlichen Klubs spielen den zweiten Finalisten aus.
So wird der SCB sozusagen «ewiger Finalist». Ein ausverkauftes Stadion und ein würdiger Rahmen sind garantiert. Darüber hinaus haben wir im Herzen der Schweiz jede Saison das «Jahrhundert-Spiel» Langnau gegen Bern. Und sollte es dann doch einmal zu einer Sensation kommen, dann sind die SCL Tigers im Final – und auch in diesem ganz besonderen Falle ist ein ausverkauftes Stadion garantiert. Analog der «Arosa Challenge» der Nationalmannschaft sollten wir den Cup bei diesem neuen Modus «SCB-Challenge» («Défi Berne» für die Welschen) nennen. Das wäre ehrlich und transparent und würde der aktuellen Wirklichkeit sowieso sehr nahe kommen.
Für Klotens Trainer Sean Simpson bietet der Cup-Final eine einmalige Gelegenheit, die Ehre zu retten und eine erstklassige Ausrede zu finden. Wir erinnern uns: 2009 hat Sean Simpson mit den ZSC Lions die Champions Hockey League gewonnen – nach wie vor einer der grössten Triumphe in der Geschichte des Schweizer Mannschaftsportes. Ein paar Wochen später scheiterte er in den Playoffs im Viertelfinale gegen Fribourg kläglich: Vier Spiele, vier Niederlagen.
Doch niemand kritisierte Sean Simpson. Denn es war klar: Nach dem grandiosen Erfolg in der Champions Hockey League war es einfach nicht mehr möglich, noch einmal «nachzuladen» – die Playoff-Pleite war der Preis für den Triumph im europäischen Klubwettbewerb. Sean Simpsons Name in der ZSC-Geschichte steht nicht für eine verpasste Titelverteidigung und zwei Viertelfinal-Pleiten von 2009 und 2010 (er scheiterte nochmals im Viertelfinale und wurde anschliessend sofort Nationaltrainer), sondern für einen Jahrhunderterfolg im europäischen Wettbewerb.
Wenn WM-Silberschmied Sean Simpson mit den Kloten Flyers den Cup in Bern gegen den übermächtigen SC Bern gewinnt, dann hat er die Ehre gerettet. Selbst dann, wenn er anschliessend die Playoffs verpassen sollte. Die Ausrede ist dann die gleiche, wie 2009 bei den ZSC Lions. Nach dem grandiosen Erfolg im Cup war es einfach nicht mehr möglich, noch einmal «nachzuladen» – die Abstiegsrunde ist der Preis für den Triumph im nationalen Cup-Wettbewerb. Sean Simpsons Name in Klotens Geschichte steht dann nicht für die verpassten Playoffs des Vorjahresfinalisten. Sondern für einen, na ja, Jahrhunderterfolg im Cup. Eigentlich kann der Kanadier ja gar nicht verlieren, denn auch der Verlierer des Cup-Finals wird eine Medaille bekommen. Eine Silber-Medaille. Sean Simpson, der Silberschmied von Stockholm, wäre als Cup-Final-Verlierer fortan auch noch der Silberschmied von Bern.
Da soll niemand kommen und sagen, es gehe im Cup um nichts. Die Unterhaltung wird erstklassig sein.
Wo bleibt die Satire-Kennzeichnung bei diesem Beitrag?
1. Bern und Langnau sollen eine eigene Meisterschaft spielen. Wie damals in der DDR (Dynamo Weisswasser gegen Dynamo Berlin in den Play-offs).
2. Beide sind automatisch für den Cup-Final qualifiziert.
2. KZ darf nur noch über diese Spiele berichten, diese Berichte erscheinen dann nur noch in der Berner Zeitung und der Wochenzeitung für das Emmental und das Entlebuch.