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EM-Fokus

UEFA Euro 2020: Warum Niederlande gegen Ukraine so ein Spektakel war

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Die Niederlande jubeln, die ersten drei Punkte sind im Trockenen.Bild: keystone

«Totaalvoetbal» – warum die Niederlande gegen die Ukraine so ein Spektakel war

2:0, 2:2, 3:2 und das alles in einer Halbzeit. Das Spiel der Niederlande gegen die Ukraine war die erste richtig unterhaltsame Begegnung an dieser EM. Weil beide Teams mitspielten.
14.06.2021, 09:2514.06.2021, 13:34
Ralph Steiner
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Es mag sein, dass Trainer keine grossen Fans sind von solchen Spielen, dass Fussballexperten bei torreichen Partien die defensiven Konzepte kritisieren, mangelnde taktische Disziplin, zu wenig Konzentration, die falsche Aufstellung. Aus Sicht der Zuschauer hat sich gestern wie noch nie an dieser EM gezeigt: Spielen beide Teams nach vorne, traut sich auch das vermeintlich schwächere Team, Chancen zu kreieren, sind Spektakel und Unterhaltung garantiert. Doch der Reihe nach.

Würden alle Feuerwehren hierzulande so loslegen wie die Niederlande zum EM-Auftakt gegen die Ukraine: Jeder Brand wäre sofort gelöscht. Die rund 16'000 Fans in der heimischen Johan-Cruyff-Arena in Amsterdam trauten ihren Augen kaum: Das Spiel war erst zehn Minuten alt, als die Statistik bereits sieben niederländische Schüsse auswies, hinzu kamen 74 Prozent Ballbesitz.

Die Niederlande hätten bereits nach zwei Minuten führen können, nur der Abschluss war etwas zu schwach, als Memphis Depay – in dieser Saison für Lyon 22-facher Torschütze – nach einem Sprint über den halben Platz drei Ukrainer vernaschte und aus 16 Metern abzog. Danach scheiterten im Minutentakt auch Dumfries und Captain Wijnaldum.

Anders als beispielsweise Wales gegen die Schweiz suchten aber auch die Ukrainer die Offensive. Döas Team von Ex-Torjäger Andrij Schewtschenko liess sich vom Oranje-Startfurioso nicht einschüchtern und versuchte, sich an der Spielgestaltung zu beteiligen. Das wiederum schuf Räume und ermöglichte fünf niederländische Topchancen allein in der ersten Halbzeit.

«Mir hat die Reaktion meiner Mannschaft nach dem 0:2-Rückstand sehr gut gefallen. Wir sind wach geblieben, wir haben uns angepasst, wir haben Chancen kreiert, wir haben Gas gegeben. Und jetzt sind wir enttäuscht, denn wenn man eine gute Chance hat, ein Unentschieden zu erreichen, macht man am Ende einen Fehler. (Dumfries' Siegtor.) Es war ein Fehler unsererseits, wir müssen diese Aktion anders spielen. Aber meine Spieler haben Charakter gezeigt, sie haben ihre ganze Energie reingesteckt.»
Ukraines Trainer Andrij Schewtschenko im UEFA-Interview

Was in der ersten Halbzeit versäumt wurde, holten die Niederländer in der zweiten nach: Wieder ging es sogleich mit Zug nach vorne, Captain Georginio Wijnaldum erzielte die verdiente Führung. Fun Fact hierzu: Das letzte Tor der Niederländer an einer Endrunde erzielte ebenfalls Wijnaldum, es war das 3:0 im Spiel um Platz 3 an der WM 2014 gegen Brasilien. Danach schafften es die hochdekorierten Niederländer, zwei Endrunden in Folge zu verpassen.

Als Wolfsburg-Legionär Wout Weghorst nur kurz später nachdoppelte schien die Partie gelaufen. Schien. Doch die Ukraine schlug ebenfalls innert Minuten zurück. Andrij Jarmolenko mit einem Traumtor in den Winkel und Roman Jaremtschuk per Kopf glichen das Spiel wieder aus.

War's das in Amsterdam? Mitnichten. Nur fünf Minuten später schlug die «Elftal» erneut zurück, Denzel Dumfries, der zuvor im Spiel zwei Chancen kläglich liegen, den Kopf aber offenbar nicht hängen liess, erzielte in der 85. Minute den Gamewinner.

«Das 2:2 fühlte sich wie ein Rückschlag an. Glücklicherweise sorgte Denzel mit einem fantastischen Kopfball für das 3:2 und wir sind damit gut in dieses Turnier gestartet.»
Bondscoach Frank de Boer
«Was für ein toller Abend für ihn. In der ersten Halbzeit hatte er schon eine grosse Kopfballchance und dann macht er sie.»
Captain Wijnaldum zu Siegtorschütze Dumfries
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Besser spät als nie: Denzel Dumfries köpft die Oranje zum Startsieg.Bild: keystone

In diesem offensiven, spektakulären Stil darf es gerne weitergehen, Mut macht die Anzahl Tore. Auch wenn erst sieben Partien gespielt sind, zeigt sich eine positive Tendenz. Die bislang 2,74 pro Partie gefallenen Tore sind mehr als an der WM 2018 (2,64 Tore), der EM 2016 (2,12 Tore ), der WM 2014 (2,67 Tore ), der EM 2012 (2,45 Tore) und der WM 2010 (2,27 Tore).

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8 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Biker Girl
14.06.2021 09:46registriert Dezember 2019
war das die selbe Sportart wie Schweiz - Wales? Sah alles viel schneller und besser aus als das geknorze am Samstag.
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corsin.manser
14.06.2021 10:04team watson
Herrlich, Steiner hat das Oranje-Fieber! 💪🏻🥳

Dabei hast du den Besten noch gar nicht erwähnt: Frenkie de Jong. Was eine Maschine!

Hup Holland Hup!
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