Lionel Messi hat nach der historischen 2:8-Niederlage im Viertelfinal der Champions League gegen Bayern München offenbar genug vom FC Barcelona. Nach einer Saison voller sportlicher Rückschläge und ständigen Konflikten mit der Klubführung wolle der 33-jährige Argentinier den 26-fachen spanischen Meister noch in diesem Jahr verlassen. Das habe er der Klubführung bereits mitgeteilt.
Aus Brasilien. Genauer gesagt von Marcelo Bechler, einem Reporter des brasilianischen TV-Senders Esporte Interativo. Der Journalist beruft sich auf eine Quelle aus dem engeren Umfeld des FC Barcelona. Bechler scheint gute Kontakte zu haben – 2017 war er es, der als erster Neymars Rekordtransfer zu Paris St-Germain verkündete.
» Hier gibt es mehr zu Bechler und Neymars Transfer 2017.
Atenção para a notícia: Messi quer deixar o Barcelona. Não em 2021. Agora. pic.twitter.com/XTcJwYIa2s
— Marcelo Bechler (@marcelobechler) August 16, 2020
(Noch) Nichts. Bislang hat sich niemand aus dem Messi-Lager zu den Wechsel-Gerüchten geäussert. Der Spieler selbst hat sich seit dem samstäglichen 2:8 gegen die Bayern komplett aus der Öffentlichkeit zurückgezogen.
Über die dem Klub nahestehende Zeitung «Sport» dementierte Barça die Gerüchte umgehend. Es habe kein Gespräch über einen vorzeitigen Abgang aus Barcelona gegeben, liess der Klub die Zeitung wissen. Messi hat bei Barcelona noch einen Vertrag bis im Sommer 2021. Dann könnte er den Verein ablösefrei verlassen. Bis dann müsste ein allfälliger Abnehmer die Ausstiegsklausel über 700 Millionen Euro bezahlen. Oder hat er sich die Klausel aus dem Vertrag schreiben lassen? Im letzten Herbst hiess es das jedenfalls, weil Messi so Einfluss auf die Einkaufspolitik des Vereins nehmen könne.
#FCB 🔵🔴
— Diario SPORT (@sport) August 16, 2020
❌ El Barça sale al paso de una información que asegura que Messi "quiere irse ya" https://t.co/C4qcQqNrvM
Der Barça-Superstar und die Klubführung haben das Heu schon länger nicht mehr auf der gleichen Bühne. Messi vermisse bei Präsident Josep Bartomeu eine klare Vision, wie Barcelona wieder zur Nummer 1 in Europa werden könnte, berichten spanische Medien immer wieder. So gab es in der abgelaufenen Saison regelmässig Konflikte, die in der Öffentlichkeit ausgetragen wurden. Beispielsweise als es um einen möglichen Gehaltsverzicht der Mannschaft während der Corona-Pause ging.
Die sportliche Krise macht dem ehrgeizigen Messi schwer zu schaffen. Der sechsfache Weltfussballer wirkte in dieser Saison immer wieder frustriert, die Bilder nach dem 2:8 gegen die Bayern sprachen Bände. Schon zur Pause sass Messi völlig geknickt in der Garderobe.
Por imágenes cómo estás, Messi no puede llevar la cinta de capitán de ningún equipo. Con 45 minutos por delante así estaba el argentino. pic.twitter.com/NXwrLKIUd4
— Jose del Valle (@delvalle_ESPN) August 15, 2020
Doch auch für den FC Barcelona könnte ein Messi-Wechsel Vorteile bringen. Der Klub ist hoch verschuldet und hat wegen der Coronakrise akute Liquiditäts-Probleme. Bei einem vorzeitigen Messi-Abgang würde die Kasse klingeln und gleichzeitig ergäbe sich Spielraum beim Umbau der Mannschaft. Seit längerem liebäugelt der Klub beispielsweise mit der Rückkehr von Neymar aus Paris.
Messi hat in seiner Profi-Karriere noch nie für einen anderen Verein gespielt als für den FC Barcelona. Im Jahr 2000 kam er als 13-Jähriger in die katalanische Hafenstadt, welche längst zu seiner zweiten Heimat geworden ist. In Castelldefels 16 Kilometer von der Innenstadt bewohnt er seit 2009 zusammen mit Ehefrau Antonella und den drei Kindern eine Luxusvilla. Immer wieder betonte Messi in der Vergangenheit, dass er sich in Barcelona sehr wohl fühle.
Seit Jahren gibt es immer wieder Gerüchte um einen Messi-Abgang aus Barcelona. Bisher haben sie sich aber nie bewahrheitet. Im Gegenteil: Fast immer hat Messi seinen Vertrag im Herbst dann jeweils um ein Jahr zu leicht höheren Bezügen verlängert.
Viele spanische Journalisten teilen momentan die Einschätzung, dass Messi nicht weg wolle. Mit seiner Wechsel-Drohung versuche er vielmehr Präsident Bartomeu in Sachen Kader-Erneuerung zum Handeln zu zwingen.
Interessenten gibt es genug, den sechsfachen Weltfussballer könnten sich aber nur ganz wenige Klubs leisten. Immer wieder werden Manchester City und Inter Mailand als mögliche Destinationen genannt. Bei den «Citizens» ist Messis alter Mentor Pep Guardiola Trainer. Mit seinem einstigen Schützling könnte dieser einen neuen Anlauf nehmen, auch mit den «Sky Blues» endlich die Champions League zu gewinnen. Das nötige Kleingeld hätte ManCity jedenfalls und laut «Daily Mirror» ist der Scheichklub auch der Favorit von Messi selbst.
Inter Mailand hat sich in diesem Sommer gleich mehrfach selbst ins Spiel um einen möglichen Messi-Transfer gebracht. Ende Juli wurde vor dem Duell gegen Napoli ein Bild von Messi in seiner unverkennbaren Jubelpose vom TV-Sender PPTV auf den Mailänder Dom projiziert. Der Kanal gehört dem chinesischen Inter-Besitzer-Konzern Suning.
Laut dem ehemaligen Inter-Chefscout Massimiliano Mirabelli ist Messi für Inter aber «mehr als nur ein Traum». Demnach arbeiten die «Nerazzurri» intensiv an einem Transfer. Zudem gehen Gerüchte um, dass Messis Vater Jorge sich in diesem Sommer bereits in Mailand nach einem neuen Haus für die Familie seines Sohnes umgesehen habe.