Bayern München hat dem Wunsch von Hansi Flick entsprochen und seinen bis 2023 laufenden Vertrag per Ende Saison aufgelöst. Gleichzeitig haben die Münchner die Verpflichtung von Julian Nagelsmann als Nachfolger bekanntgegeben.
Der 33-Jährige kommt von RB Leipzig. Nagelsmann, aufgewachsen in Landsberg am Lech und ein Bayern-Fan seit Kindheitstagen, unterschrieb für fünf Jahre bis im Sommer 2026.
«Leipzig ist etwas Besonderes – und dennoch werde ich gehen», so Nagelsmann auf der RB-Website. «Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass mich der Trainerposten beim FC Bayern München reizt und ich diesen Job gerne annehmen würde, wenn sich diese vielleicht einmalige Gelegenheit ergeben sollte. Es ist für mich etwas sehr Spezielles, das Traineramt bei Bayern zu übernehmen.»
Offenbar drängte Nagelsmann darauf, gehen zu dürfen. «Er hat uns in offenen Gesprächen mitgeteilt, dass es für ihn ein Lebenstraum sei, Trainer der Bayern zu werden und gern nach München wechseln würde», sagte Leipzigs Geschäftsführer Oliver Mintzlaff. Da man sich mit Bayern finanziell einigen konnte, habe man die Freigabe erteilt.
«Julian Nagelsmann steht für eine neue Trainergeneration», so Bayern-Präsident Herbert Hainer in einer Mitteilung. «Trotz seiner jungen Jahre hat er schon eine beeindruckende Laufbahn vorzuweisen. Wir sind überzeugt davon, dass wir mit ihm an die grossartigen Erfolge der vergangenen Jahre anknüpfen werden.»
Ex-Torwart Oliver Kahn, der 2022 als Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge ablösen wird, betonte die lange Laufzeit von Nagelsmanns Kontrakt. «Allein schon dies zeigt, wie sehr er sich mit dem FC Bayern identifiziert. Ich bin überzeugt davon, dass wir die sportliche Zukunft des Klubs zusammen mit Julian Nagelsmann sehr erfolgreich gestalten werden.»
Die Verhandlungen führte Bayerns nicht unumstrittener Sportvorstand Hasan Salihamidzic. Dem Vernehmen nach hängt Flicks Abgang auch damit zusammen, dass die beiden das Heu nicht auf der gleichen Bühne haben. «Die Gespräche mit Julian verliefen sehr partnerschaftlich, sehr konstruktiv», liess Salihamidzic verlauten. «Wir werden viel Freude an ihm haben, davon bin ich überzeugt.»
Julian Nagelsmann, der seine Spielerkarriere nach Verletzungen als 20-Jähriger beendete, bevor diese richtig begann, betrat die Bundesligabühne 2016. Mit erst 28 Jahren vertraute ihm die TSG Hoffenheim sein Team an, was Nagelsmann zum jüngsten Cheftrainer der Bundesliga-Geschichte machte. In Hoffenheim blieb er bis 2019, ehe er in Leipzig anheuerte. RB führte er in der vergangenen Saison in den Halbfinal der Champions League.
Aktuell haben die Ostdeutschen noch die theoretische Chance, den nächsten Meistertitel der Bayern zu verhindern. Realistischer ist ein Sieg im DFB-Pokal, wo Leipzig am Freitag im Halbfinal auf Werder Bremen trifft. Er wolle sich die Chance nicht entgehen lassen, «erstmals in der Vereinsgeschichte ‹etwas Blechernes› in den Händen zu halten», kündigte Nagelsmann an.
Der scheidende Trainer Hansi Flick gilt als aussichtsreichster Anwärter auf den Job als deutscher Bundestrainer. Jogi Löw gibt diesen nach der EM im Sommer ab, Flick war sein Assistent beim WM-Triumph 2014. «Für mich werden die vergangenen zwei Jahre unvergesslich bleiben», blickt Flick auf eine höchst erfolgreiche Ära in München zurück. «Die Emotionen, die Siege, die Titel, aber auch die tägliche Arbeit auf dem Platz hat mir sehr viel Spass gemacht – es war eine herausragende Zeit.» Flick gewann in der vergangenen Saison mit den Bayern sechs Titel: Champions League, Meisterschaft, DFB-Pokal, Klub-WM, UEFA-Supercup und DFB-Supercup. «Es ist keine Floskel, wenn ich sage: ‹Es war mir eine sehr grosse Ehre.›»
Laut Präsident Hainer werde Flick «immer einen Platz in den Geschichtsbüchern des FC Bayern» haben. Er erinnerte daran, dass der Trainer das Team 2019 in einer schwierigen Phase übernommen habe. Auch Sportvorstand Salihamidzic liess sich mit den Worten zitieren: «Bei Hansi Flick möchte ich mich ausdrücklich bedanken. Nachdem er vor gut eineinhalb Jahren das Amt des Cheftrainers übernommen hat, haben wir zahlreiche Siege und Titel gefeiert, das Triple im Jahr 2020 war dabei der Höhepunkt. Diese Erfolge werden mit seinem Namen verbunden bleiben.» (ram)