Bernhard Burgener wollte es nicht als Ultimatum verstanden haben, als er am Freitag vor einer Woche so deutlich wie noch nie öffentlich eine Reaktion von seiner Mannschaft und seinem Team forderte. Aber in der Retrospektive wird klar: Es war eben doch eines. Eines für den schon lange zuvor angezählten Ciriaco Sforza.
Denn seit Dienstagnachmittag, 15.45 Uhr, ist er nicht mehr Trainer des FC Basel. Fast genau acht Monate nach seinem ersten Arbeitstag muss er gehen. Die elfte (!) Saisonniederlage, jene vom Ostermontag gegen den FC Vaduz, war zu viel.
Der FCB und Ciriaco Sforza gehen getrennte Wege. Hier alles im Detail ⬇️ #FCBasel1893 #rotblaulive https://t.co/Cqu5FKzlQO
— FC Basel 1893 (@FCBasel1893) April 6, 2021
Obschon Burgener zuletzt stets betonte, Verträge immer einzuhalten, geht er nun diesen Schritt, den er im Communiqué des FC Basel selber als «unumgänglich» bezeichnet. Weiter sagt der Besitzer des FC Basel:
Aber die Unumgänglichkeit dieser Massnahme war offensichtlich. Denn es ist nicht nur die elfte Pleite in der Meisterschaft und damit eine Zahl, die den FCB seit Einführung der Super League noch nie erreichte. Oder das blamable Out gegen Winterthur im Cup. Oder das Verpassen des europäischen Geschäfts. Es war die Summe dieser drei verpassten Saisonziele, aber: Es war viel mehr auch die Art und Weise, wie der FCB in diesen Partien auftrat. Insbesondere in jenen der letzten Wochen.
Denn es war selten das von Sforza bemühte fehlende Glück, das den Ausschlag für die Niederlagen gab. Viel mehr wies die Mannschaft seit dem Antritt des jetzigen Ex-Trainers nie ein wirkliches Konzept auf. Die taktischen Vorgaben waren nie ersichtlich. Vom angekündigten «Sforza-Pressing-Fussball» war bis zur letzten Sekunde nie etwas zu sehen. All dies war gepaart mit mangelnder Kreativität und der nicht mehr vorhandenen Fähigkeit, auf taktische Kniffe des Gegners einzugehen, einfach zu viel.
Ohne Handschrift und ohne Resultate konnte auch Sforza sich nicht mehr retten. Noch am Vorabend, nach der Pleite gegen Vaduz, war er sich seines Jobs überraschenderweise zwar sicher. Er sagte:
Aber Sforzas Einschätzung war wohl eben so falsch wie jene Burgeners im Herbst 2020, ihn überhaupt einzustellen.
Sforzas Entlassung ist nun die logische Konsequenz einer negativen Entwicklung. Der FCB schreibt es wie folgt: «Die Sportkommission kam zum Schluss, dass die Leistungen der Mannschaft und die damit verbundenen Resultate der letzten Wochen nicht den Erwartungen entsprachen und deshalb Handlungsbedarf bestand.»
Es gehe für den Verein nun darum, die verbleibenden neun Spiele der Saison mit einem neuen Impuls in Angriff zu nehmen und möglichst erfolgreich zu bestreiten.« Dies hat die Sportkommission Ciriaco Sforza heute Nachmittag in einem offenen und ehrlichen Gespräch erklärt.»
Die neuen Impulse sollen erwartungsgemäss von jenem Mann kommen, der seit seiner Rückkehr zum FCB sowohl von externer Sicht, aber auch von jener diverser Spieler, als optimalere Lösung gesehen wurde: Sforzas bisheriger Assistent Patrick Rahmen. Sforzas weiterer Assistent, Daniel Hasler, muss den Klub ebenfalls verlassen. Wer folglich Rahmen zu Seite stehen wird, «ist derzeit noch Gegenstand von Gesprächen».
Mit Rahmen übernimmt nun nicht nur Sforzas Assistent und der Wunschkandidat vieler. Sondern auch noch der Mann, der bereits zwei Mal fast FCB-Cheftrainer geworden wäre. Zuletzt im Sommer 2019, als Ex-Sportchef Marco Streller ihn schon fast verpflichtet hatte, Besitzer Burgener aber am Ende auf Marcel Koller setzte. Das Ende der Saga ist bekannt: Streller schmiss hin, Koller übernahm und Rahmen kam schliesslich vergangenen Herbst als Assistent statt als Cheftrainer zum FCB.
Nun ist er für die restlichen neun Spiele die Interimslösung - und kann als solche zeigen, was er aus einer Mannschaft heraus holen kann, die zuletzt konstant weit unter ihrem eigentlich hohen Niveau agiert.
Ich gehe mal Popcorn kaufen. 🍿