Steht dem europäischen Klub-Fussball eine Revolution bevor? Einen Tag vor der Bekanntgabe der Aufstockung der Champions League von 32 auf 36 Teams auf die Saison 2024/25 hin haben zwölf europäische Top-Klubs die Einigung über die Gründung einer Super League bekannt gegeben.
Zu den Gründungsmitgliedern gehören die sechs englischen Spitzenteams FC Liverpool, Manchester United, Manchester City, Tottenham, Arsenal und Chelsea, die spanischen Topteams Real Madrid, Barcelona und Atlético Madrid sowie Juventus Turin, Inter Mailand und die AC Milan aus Italien. Drei weitere Vereine sollen noch vor der ersten Saison, «die so bald wie möglich beginnen soll», dazustossen.
Es ist klar, wer gemeint ist: Die deutschen Klubs Bayern München und Borussia Dortmund sowie der französische Serienmeister Paris St-Germain. Diese drei Teams konnten sich (noch) nicht zu einer definitiven Zusage durchringen. Für die deutschen Klubs, die sich nicht zu den Super-League-Plänen geäussert haben, ist die heimische Bundesliga wohl noch zu wichtig, als dass sie Fans vergraulen wollen. Bei PSG könnte der Grund sein, dass Klubbesitzer Nasser Al-Khelaifi gleichzeitig Besitzer des katarischen TV-Senders «Bein Sports» ist, der Rechte für die Champions League besitzt und diesen Vertrag nicht gefährden will.
Neben den 15 Gründungsmitgliedern werden sich pro Saison zusätzlich fünf weitere Teams qualifizieren können. Wie ist allerdings noch unklar.
Natürlich geht es bei der neuen Super League vor allem ums Geld: Die Gründungsvereine sollen als Startkapital eine einmalige Zahlung von rund 3,5 Milliarden Euro erhalten. Danach soll es pro Saison allein eine Startprämie von rund 100 Millionen Euro pro Klub geben, bei erfolgreichem Abschneiden sogar noch deutlich mehr. Das Prinzip ist einfach: In der Super League gibt es mehr Geld, das auf weniger Klubs aufzuteilen ist.
Während die Super-League-Gründer ihre guten Absichten für den Fussball beteuern, stellen sich die UEFA, die FIFA, die ECA (European Club Association) und die nationalen Verbände mit Vehemenz gegen die Super-League-Pläne. Und auch viele Fussball-Legenden sind dem Zusammenschluss der 12 Topklubs gegenüber mehr als kritisch eingestellt.
Juve-Boss Andrea Agnelli, neuer stellvertretender Vorsitzender der Super League, sagte:
Real-Präsident Florentino Perez legte wie folgt nach:
Joe Glazer von Manchester United, ebenfalls neuer stellvertretender Vorsitzender, meinte:
Die UEFA reagierte am Sonntagnachmittag auf die Pläne der 12 Super-League-Klubs: «Wir haben erfahren, dass einige englische, spanische und italienische Klubs planen, die Gründung einer geschlossenen, sogenannten Super League öffentlich zu machen», heisst es in einem Statement, an dem sich auch die drei betroffenen Landesverbände sowie Premier League, La Liga und Serie A beteiligen. In seiner Mitteilung kündigte die UEFA weiter an:
Dazu gehöre auch die Verbannung der beteiligten Klubs von den eigenen Wettkämpfen. Es wäre ihnen laut UEFA-Mitteilung «untersagt, an anderen Wettbewerben auf nationaler, europäischer oder weltweiter Ebene teilzunehmen und ihren Spielern könnte die Möglichkeit verweigert werden, ihre Nationalmannschaften zu vertreten.»
UEFA, the English Football Association, the Premier League, the Royal Spanish Football Federation (RFEF), LaLiga, the Italian Football Federation (FIGC) and Lega Serie A have today released a statement.
— UEFA (@UEFA) April 18, 2021
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Auch die FIFA meldete sich bereits zu Wort. In einer Stellungnahme schrieb der Fussball-Weltverband:
Schon im Januar hatte sich die FIFA in die Diskussion eingeschaltet. Ein derartiger Wettbewerb werde nicht anerkannt, verkündete der Weltverband damals: «Vereine oder Spieler, die an einem solchen Wettbewerb teilnehmen würden, dürften folglich an keinem von der FIFA oder der jeweiligen Konföderation organisierten Wettbewerb teilnehmen.»
Sprich: Für die Spieler von Super-League-Klubs wären Welt- und Europameisterschaften künftig tabu.
Die einflussreiche Klubvereinigung ECA, die 246 europäische Vereine vertritt, betonte noch am Sonntagabend, dass sie weiter «gemeinsam mit der UEFA an der Entwicklung der europäischen Vereins-Wettbewerbe für den Zyklus ab 2024» arbeiten wolle, «einschliesslich der vorgeschlagenen Änderungen der UEFA-Klub-Wettbewerbe». Das Modell «einer geschlossenen Super League würde von der ECA stark abgelehnt werden».
— ECA (@ECAEurope) April 18, 2021
Präsident der ECA war bis heute Juve-Boss Andrea Agnelli. Wie «Sky» berichtet, ist er heute allerdings von seinem Posten zurückgetreten. Juventus Turin, Inter, die AC Milan und Manchester United seien zudem aus der ECA ausgetreten.
Der langjährige Spieler von Manchester United und heutige Sky-Experte tat gestern mit Nachdruck seine Abneigung gegen die Super-League-Pläne kund.
Was Gary Neville sagt #europeansuperleague #EnoughIsEnough pic.twitter.com/fdKoUUAS9j
— Wo sind sie jetzt? (@exprofis) April 18, 2021
Sense this Super League plot will die on its preposterous and avaricious arse.
— Gary Lineker 💙 (@GaryLineker) April 18, 2021
The clubs involved must answer to their fans and the wider footballing community before taking any further steps. (2/2)
— Boris Johnson (@BorisJohnson) April 18, 2021
Der russische Topklubs würde die abwandernden Fans der Super-League-Mitstreiter gerne übernehmen.
Dear AC Milan, Arsenal , Atlético, Chelsea, Barcelona, Internazionale, Juventus, Liverpool, Manchester City, Manchester United, Real Madrid and Tottenham fans,
— FC Spartak Moscow (@fcsm_eng) April 18, 2021
If you need a new club to support, we're always here for you.
Kind regards,
FC Spartak Moscow.
Auch der FC Lugano nimmt die Super-League-Gründung mit Humor.
Cari membri fondatori della #SuperLeague stiamo valutando attentamente la vostra proposta di entrare a far parte di questa nuova competizione; nonostante alcuni dubbi circa il progetto, vi daremo una risposta definitiva nei prossimi giorni.
— FC Lugano (@FCLugano1908) April 19, 2021
Alleine die Absicht von ein paar Klubs eine #SuperLeague zu gründen ist nicht nur moralisch letztklassig sondern darüberhinaus einfach nur traurig. #tiefpunkt #profitgier
— Marc Janko (@JankoMarc) April 19, 2021
Es gibt nur eine echte Super League!