«Was macht dä mit unserem FCB?», fragt ein Kind seinen Vater. Die beiden schwarzen Figuren stehen Hand in Hand auf einer Wiese. Beide haben ein rotblaues Herz. Es ist der einzige Farbtupfer auf dem Kartonplakat, dass diese Szene festhält.
Aktuell hängt dieses gemeinsam mit hunderten Schals, Trikots und anderen FCB-Habseligkeiten auf dem Barfi. Dort haben die FCB-Fans seit Mittwoch ein Mahnmal errichtet, um ein Zeichen gegen Eigentümer Bernhard Burgener zu setzen.
Denn dessen öffentlich gewordener Plan, ausländische Investoren ins Boot zu holen, um den FCB in den kommenden Jahren über Wasser zu halten, hat das Fass zum Überlaufen gebracht. Die Gegensätze zwischen Vereinsspitze und Fan-Basis könnten grösser nicht sein. 30 FCB-Mitglieder haben in der vergangenen Woche aus Wut ihre Mitgliedschaft gekündigt. Mehr als 1000 Fans fanden sich am Montagabend vor einer Woche spontan zu einem Protestmarsch ein. Und auch in dieser Woche werden weitere Aktionen folgen.
Am Montag meldete sich zunächst die Bewegung Yystoo, zu der sich aktuell 9282 Menschen zählen, mit einem Schreiben zu Wort. «Der Zerfall des FCB schreitet ungebremst voran», heisst es darin. Um die Entwicklung zu bremsen, stellt sich Yystoo öffentlich auf die Seite von Miteigentümer David Degen. Er wird als «Hoffnungsschimmer am Horizont» bezeichnet, dem Yystoo hinsichtlich der Übernahme und beim Wiederaufbau seine Unterstützung anbietet.
Zur Erinnerung: Degen besitzt ein Vorkaufsrecht und könnte den Einstieg der Basel Dream & Vision AG, einem Joint Venture zwischen Burgener und der britischen Investmentgesellschaft Centricus, verhindern.
Um dieser Haltung Gehör zu verschaffen, fordert Yystoo zu «lautstarken und farbenfrohen» Protesten gegen den drohenden Verkauf des FCB auf. Am Montagabend wurde die Innenstadt rotblau geschmückt. Und auf der eingerichteten Social Wall haben sich online bereits über 300 Personen mit einem Bild und einem kurzen Text zum FCB bekannt.
Am lautstärksten protestiert aber aktuell die Muttenzerkurve. Nach der breit gestreuten Plakataktion Ende 2020, dem vom FCB kurzfristig entfernten Protestbanner im Stadion und der Spontandemo vom vergangenen Montag hat der härteste Kern der Fans auch in dieser Woche etwas vor. Auf ihrer Homepage schreibt die Kurve: «Die Pandemie hat es bisher verhindert, dass die FCB-Familie mit geballter Kraft ihre Stimme erhebt.» Das soll sich am Samstag ändern.
Rund um das Heimspiel gegen Luzern rufen die Fans zu einer friedlichen Demonstration auf. «Nehmen wir eine Schutzmaske mit und verteilen wir uns mit genügend Abstand ums Stadion. Holen wir uns am Wochenende des 20-jährigen Jubiläums vom neuen Joggeli wenigstens für einen Moment einen Teil unseres Stadions zurück», heisst es.
Mit dieser Aktion will die Kurve erneut ein Zeichen setzen. Sie ist der Meinung, dass es jetzt «frischen Wind auf allen Ebenen» braucht und fordert: «Eine klare sportliche Führung, einen neuen Trainer mit Autorität und einen Verwaltungsrat, der den FCB-Kosmos begreift und Menschen führen und vereinen kann.»
Man stelle sich mal vor, was los wäre, wenn Fans aktuell ins Stadion dürften. Es gäbe wohl alle zwei Wochen Pfeifkonzerte und andere Unmutsbekundungen im Joggeli. Doch weil das wegen der Pandemie nicht möglich ist und die Zeit bis zum Ablaufen der Frist für Degen knapp wird, bleibt den Fans gar nichts anderes übrig, als anderweitig auf ihre riesengrossen Sorgen aufmerksam zu machen. Denn egal, mit wem man in diesen Tagen redet: Die Entwicklung des FCB lässt die Fans nur noch wütend und traurig zurück. Die zahlreichen Protestaktionen dienen als Ventil.
Die Hoffnung, dass Burgener auf sie hören könnte, treibt die Fans dabei längst nicht mehr an. Auch die Kurve nennt David Degen den «einzigen Hoffnungsträger». Durch ihre Aktionen hoffen Yystoo und die Muttenzerkurve, dass sie Degen und allfällige Unterstützer dadurch motivieren können, ihren Herzensverein FC Basel zu retten.
Es war ein wunderschöner Arbeitsweg, heute morgen.