Schweizer Fussballfans erinnern sich an Sanel Kuljic als Sion-Stürmer. Der Österreicher schlug in der Super League ein und erzielte in der Hinrunde der Saison 2006/07 für die Walliser 12 Tore. Danach verlor Kuljic nicht nur seinen Torinstinkt und kehrte nach Österreich zurück – auch sein Leben geriet aus den Fugen.
Im Oktober 2014 wurde Kuljic nach einem riesigen Wettskandal im österreichischen Fussballs zu fünf Jahren Haft verurteilt – wegen schweren Betrugs, Erpressung und Nötigung. Dank guter Führung wurde er im Mai 2017 vorzeitig entlassen.
Bei Kuljic kehrte anschliessend Ruhe ein, im November diesen Jahres wird er zum zweiten Mal Vater. Doch nun sei er wieder ins Visier der damaligen Drahtzieher geraten, wie er der Krone-Zeitung erzählt: «Sie haben über einen ehemaligen Mithäftling wieder versucht, mit mir Kontakt aufzunehmen, machen Druck, ich habe Angst um mein Leben.» Der Österreicher spricht von den Drahtziehern, die schon damals nicht zur Rechenschaft gezogen wurden, obwohl sie für den Skandal verantwortlich gewesen seien.
Konkret handle es sich um zwei Albaner, einer sei Präsident des Profiklubs FK Senderbeu. Der Verein, der von der UEFA wegen Wettspielmanipulation für zehn Jahre international gesperrt wurde. Der andere ein Geschäftsmann eines der grössten Vertriebsunternehmen in Albanien. Kuljic bürgt eidesstattlich, dass seine Aussagen wahr sind.
Der mittlerweile 41-jährige Kuljic erklärt, dass diese beiden auch heute noch aktiv sind: «Das sind die Herren, die das Geld für die involvierten Spieler und die Wetten bereitstellen. War damals so und ist heute nicht anders.» Kuljic erklärt weiter: «Es werden in Österreichs höchster Liga weiterhin Spiele manipuliert!» So seien in der letzten Saison zwei Partien mit Beteiligung des SV Mattersburg manipuliert worden: «Das 0:6 gegen den WAC und das 1:3 gegen den LASK – aber es sind mehr.»
Dass Kuljic nun der Krone-Zeitung alles erzähle, hat einen simplen Grund: «Ich will mich jetzt schon an die Öffentlichkeit wenden, weil ich mich durch diesen Schritt geschützter fühle, als lange, ergebnislose Ermittlungen der Polizei abzuwarten.» Zudem möchte er «die ganze Wahrheit» bald in einem Buch preisgeben.
Wie Kuljic berichtet, sei neben dem Bundeskriminalamt auch Fair Play Codes (eine Initiative zur Bewahrung manipulationsfreier Wettbewerbe) informiert worden. Dort hätten sie sich aber nicht wirklich für sein Anliegen interessiert.
(zap)