22 Jahre des Wartens sind endlich vorbei! Schottland hat sich in den Nations-League-Playoffs mit einem Sieg nach Penaltyschiessen gegen Serbien für die EM qualifiziert und ist damit erstmals seit 1998 wieder an einem grossen Turnier dabei. Im kommenden Sommer trifft das Team von Trainer Steve Clarke an der EM nun auf Kroatien, Tschechien und den Erzrivalen England.
We really hope that wherever you were watching from tonight, we’ve helped to put a smile on your face in an otherwise difficult year.
— Scotland National Team (@ScotlandNT) November 12, 2020
We wish you could be here, partying long into the night in Belgrade – or having a few with your pals back home.
Let's make 2021 a special year. pic.twitter.com/LbXqQHayCc
Es war ein Drama mit Happy End in Belgrad. Bis zur 90. Minute führten die «Bravehearts» bei schottischem Huddelwetter dank eines Treffers von Celtic-Mittelfeldspieler Ryan Christie mit 1:0, doch mit der letzten Aktion der regulären Spielzeit glich Real-Stürmer Luka Jovic für die überraschend passiven Serben noch aus.
Nach torloser Verlängerung musste – wie schon im Halbfinal gegen Israel – das Penaltyschiessen entscheiden. Dort parierte Goalie David Marshall vom englischen Zweitligisten Derby County den fünften Versuch der Serben, nachdem zuvor wie schon gegen Israel alle Schotten getroffen hatten.
Nach der entscheidenden Parade brachen alle Dämme. Mit Tränen des Glücks in den Augen lagen sich die Schotten in den Armen. Erleichterung und Genugtuung stand ihnen ins Gesicht geschrieben, trugen sie doch die Last einer ganzen, stolzen Fussball-Nation auf ihren Schultern.
SCOTLAND HAVE QUALIFIED FOR THE EUROS 🏴
— Football Daily (@footballdaily) November 12, 2020
Their first major tournament since 1998 pic.twitter.com/orIbQFURvM
Just 𝙇𝙊𝙊𝙆 what it means! 😍🏴
— Sky Sports Scotland (@ScotlandSky) November 13, 2020
Here is how our studio reacted to some of last night's highlights...😂🎬 pic.twitter.com/9BDfGFxNmN
In der Heimat wurde die Partie im Vorfeld als «wichtigstes Fussballspiel seit 13 Jahren» regelrecht gehypt. Der beliebte Radiosender Clyde 1 veröffentlichte in seiner Morgenshow beispielsweise ein zweiminütiges, äusserst emotionales Musikvideo mit dem Titel: «We all go together», wir gehen alle zusammen. Der Bezahlsender «Sky» gab zudem kurzfristig bekannt, die Partie kostenlos zugänglich zu machen, damit auch wirklich alle Schotten sie sehen konnten.
22 years. Too long.
— Scotland National Team (@ScotlandNT) November 12, 2020
We’ve seen players, coaches and managers come and go.
One thing has remained constant throughout – your unfailing support.
We can’t say it enough: thank you.#NoScotlandNoParty pic.twitter.com/KUcgssGIUq
Wie viel den Schotten die EM-Qualifikation bedeutet, zeigt das Post-Match-Interview mit Torschütze Ryan Christie wohl am besten. In Tränen aufgelöst beantwortete er nach Spielschluss die Fragen des «Sky»-Reporters: «Das ist ein wundervoller Tag! Unglaublich! Es war ein Horror-Jahr für alle Schotten und wir wussten, dass wir dem Land etwas zurückgeben konnten. Wir haben das definitiv verdient, denn in den letzten Jahren haben wir so viel durchgemacht. Jetzt ist der Affe endlich aus dem Sack!»
🗣 "We deserve it, we've been through so many years"
— Football Daily (@footballdaily) November 12, 2020
Ryan Christie gives an emotional post-match interview after Scotland's qualification trying to hold back the tears 🏴 ❤️ pic.twitter.com/MbkBHTmo0R
Während in der Kabine der Schotten später die grosse Party losging, konnte in der Heimat wegen der Corona-Pandemie nicht gross gefeiert werden. Nur vereinzelt gingen die Fans auf die Strassen, um zu singen und zu tanzen.
🎶 Oh, yes sir... 🎶#NoScotlandNoParty pic.twitter.com/UNTLXIuHVH
— Scotland National Team (@ScotlandNT) November 12, 2020
— John McGinn (@jmcginn7) November 13, 2020
Während die Schotten jubelten, haderten die Serben mit dem Schicksal und natürlich mit dem letzten Penalty, den ausgerechnet Topskorer Aleksandar Mitrovic verschoss. Schottland-Goalie Marshall bewegte sich dabei früh von der Linie und war nach seiner Parade offenbar selbst nicht ganz sicher, ob er vor der Ausführung immer mindestens einen Fuss auf der Linie hatte.
Marshall schaute deshalb gebannt zum Schiedsrichter und wartete auf dessen Okay, bevor auch er zu jubeln begann. Die Serben reklamierten unterdessen, dass Marshall sich zu früh nach vorne bewegt hat, doch die Wiederholung zeigt, dass der VAR zu Recht nicht eingegriffen hat. Bei Mitrovics Ballabgabe hatte der schottische Keeper einen Fuss noch auf oder oberhalb der Linie. Alles korrekt also.
Die Serben, die sich zuletzt viermal in Folge für die WM qualifiziert haben, müssen also weiterhin auf ihre zweite EM-Teilnahme seit 2000, als man als BR Jugoslawien dabei war, warten.
I believe in in my powers. Well done Scotland I’m inviting you all to my private Scottish Island for more inspiration Lamb Island. ❤️ Uri pic.twitter.com/3bjh9hRiwr
— Uri Geller (@TheUriGeller) November 12, 2020
Auch die anderen Playoff-Spiele verliefen teils dramatisch. Ungarn machte gegen Island in den letzten Minuten aus einem 0:1 ein 2:1. Dem gebürtigen Franzosen Loic Nego (88.) und Salzburgs Jungstar Dominik Szoboszlai (92.) gelangen die entscheidenden Toren in Budapest. Das 2:1 fiel Sekunden, nachdem Ungarn einen Gegentreffer dank einer Abwehr auf der Torlinie verhindert hatte. Lange Zeit waren die Ungarn vergeblich dem Rückstand hinterher gerannt. Diesen hatte Goalie Peter Gulasci in der 11. Minute mit einem Fehlgriff bei einem Freistoss von Gylfi Sigurdsson verursacht.
Auch die Slowaken wurden durch einen späten Gegentreffer in der 88. Minute von den Nordiren in die Verlängerung gezwungen. Ein Eigentor von Inter Mailands Milan Skriniar brachte die Hoffnung der 1000 Zuschauer in Belfast zurück. Doch das letzte Wort hatten die Slowaken, die in der 17. Minute durch Juraj Kucka nach einer guten Viertelstunde ein erstes Mal in Führung gegangen waren. In der 110. Minute erwischte Michal Duris Nordirlands Keeper Bailey Peacock-Farrell mit einem Schuss in die nahe Torecke.
Am frühen Abend setzte sich Nordmazedonien dank eines Treffer von Routinier Goran Pandev in Georgien durch. Der 37-jährige Stürmer festigte mit dem historischen Treffer seinen aussergewöhnlichen Status in der Heimat: Pandev, der seit 19 Jahren fast durchgehend in Italien spielt, ist Nordmazedoniens Rekord-Internationaler (114 Spiele) und bester Torschütze (36).
Damit stehen fast 20 Monate nach dem ersten Spieltag der EM-Qualifikation endlich alle 24 Teilnehmer der Endrunde im kommenden Sommer fest. Hier die sechs Vierergruppen in der Übersicht:
(mit Material der Nachrichtenagentur Keystone-SDA)