Das Meisterschaftsrennen in der Bundesliga ist so spannend wie lange nicht mehr: Borussia Mönchengladbach führt die Liga mit 31 Punkten an, RB Leipzig folgt den «Fohlen» mit einem Zähler weniger auf Platz zwei. Schon ein wenig abgeschlagen dahinter steht Borussia Dortmund mit 26 Punkten, gefolgt von Schalke, Freiburg und Leverkusen mit 25 Zählern. Erst auf Platz sieben – mit sieben Punkten Rückstand – steht Bayern München.
Der Serienmeister plant eigentlich fest mit dem achten (!) Titel in Folge. «Es gibt hier nur ein Ziel: erst die Meisterschaft und dann der Pokal», betonte Bayern-Star Serge Gnabry jüngst in einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk. Doch nach 14 gespielten Partien sieht das ganz und gar nicht so aus.
Ein Datenspezialist aus den Niederlanden erklärt nun, dass die Bayern viel näher dran sind am Titel, als es die Tabelle verrät – doch er hat berechnet, dass am Ende dieser Saison ein anderes Team die Meisterschale hochhalten wird.
Gemeint ist Sander Ijtsma. Der 41-Jährige steckt hinter dem Online-Portal «11tegen11».«Es begann als Hobby und mittlerweile sind wir eine Firma, die Datenunterstützung und digitale Scouting-Beratung für professionelle Fussballvereine anbietet», erklärt er gegenüber watson. Das hat erstmal nichts mit der deutschen Meisterschaft zu tun.
Doch der Analyst aus den Niederlanden trifft auf einem weiteren Portal, «Between the Posts», mit einem Team aus Taktik-Nerds, Scouts und Daten-Experten Vorhersagen für die grossen Top-Ligen. Und hier kommen die Bayern, die Bundesliga und der Meistertitel ins Spiel. «Als Spin-off habe ich ‹Between the Posts› mitbegründet, wo wir taktische Analysen, Statistiken, Grafiken und Vorhersagen für viele Ligen für ein breites Publikum präsentieren», erklärt Ijtsma.
Something is happening at Borussia Mönchengladbach.
— Between The Posts (@BetweenThePosts) December 10, 2019
(Expected goals for and against, ten game moving average.)#xG #Bundesliga pic.twitter.com/AQqeraSE8k
Die Vorhersagen machen sie nicht etwa durch Raten, Horoskope oder die Befragung irgendwelcher Tippgemeinschaften. Ijtsma und sein Team haben eine Berechnung erstellt, die vor allem mit dem Expected-Goal-Modell arbeitet. Dieser Wert misst die Wahrscheinlichkeit eines Tores bei einer Torchance und bestimmt die «zu erwartenden Tore». Das Modell ermittelt, wie hoch die Chance auf das Tor wirklich war und berechnet für jeden Abschluss anhand mehrerer Faktoren (wie etwa dem Winkel oder dem Abstand zum Tor) einen Wert. Der sogenannte xG-Wert ist aussagekräftiger als die normale Torschuss-Statistik.
Ijtsma schreibt dazu auf seinem Blog: «Expected Goals sind die beste Vorhersagevariable für zukünftige Spielergebnisse; besser als Punkte, Tore, Schüsse oder Schüsse auf ein Ziel.» Zu dem xG-Wert kommen noch die geschätzte Teamwertung und weitere Faktoren dazu. Für Leute, die nicht gerade Laptop-Trainer oder Mathe-Leistungskurs-Überflieger sind, ein sehr komplizierter Prozess. All diese Faktoren spielen dann in die Vorhersage mit ein. Heraus kommt eine Tabelle, die die Platzierungen am 34. Spieltag vorhersagt. Und dort steht laut «Between the Posts» derzeit ein Team ganz oben, welches noch nie die Meisterschaft gewinnen konnte.
Laut der Bundesliga-Vorhersage steht derzeit (Stand: 13. Dezember 2019) RB Leipzig am Ende der Saison vor allen anderen in der Tabelle. Demnach gewinnen die Leipziger mit 70 Punkten die Meisterschale – vor den Bayern (69 Punkte) und dem BVB (64). Als Absteiger sieht «Between the Posts» die Aufsteiger Köln und Paderborn, Düsseldorf muss in die Relegation.
Das Gute für alle Fans von Borussia Mönchengladbach, Bayern München und Borussia Dortmund: Mit jedem weiteren Spiel kann sich die Vorhersage noch ändern. Bis zur Niederlage gegen Gladbach standen noch die Bayern auf Platz eins. «Die Werte werden sich nach einem einzigen Spiel nicht viel ändern, aber es wird definitiv die Nadel ein wenig bewegen», sagt Sander Ijtsma.
Besonders spannend dürfte es am Dienstag werden: Da treffen RB Leipzig und der BVB am 16. Spieltag aufeinander und könnten das Titelrennen noch ein bisschen spannender machen. (bn)
Ohne einen solchen Vergleich ist es, vor allem für einen ziemlichen Laien wie mich, unmöglich einzuschätzen ob diese Vorhersage was taugt.