Viel Genie und etwas Wahnsinn: Gareth Bale war bei Wales' 2:0-Sieg gegen die Türkei der Mann des Spiels. Der Flügelstürmer von Tottenham Hotspur drückte dem Spiel von Beginn an seinen Stempel auf und stand am Ursprung beider Tore. Vor allem beim zweiten walisischen Treffer sorgte Bale für ungläubiges Staunen.
Nach einem kurz ausgeführten Eckball in der 95. Minute sprintete der 31-jährige Superstar mit Ball am Fuss rotzfrech der Grundlinie entlang und legte schliesslich mustergültig auf für Kollege Connor Roberts, der nur noch einschieben musste. Die Türken wurden von der Eckball-Variante komplett übertölpelt, obwohl Bale den Trick kurz zuvor schon probierte.
Eine halbe Stunde davor verpasste Bale, der nach der Partie zum «Man of the Match» gewählt wurde, gleich zweimal selbst das 2:0 und damit die beruhigende Vorentscheidung. In der 61. Minute verschoss er einen an ihm verschuldeten Elfmeter kläglich, über das Tor. Es war der dritte Penalty an dieser EM und der zweite, der nicht im Tor landete. Vor Bale hatte schon der Däne Pierre-Emile Höjbjerg verschossen. Bislang traf einzig Cristiano Ronaldo vom Punkt.
Aber zurück zu Bale: Wenige Sekunden nach dem Penalty in den Nachthimmel von Baku zappelte der Ball nach einer weiteren Wahnsinns-Aktion des walisischen Captains beinahe doch noch im Tor. Bale blockte einen Abschlag vom türkischen Keeper Ugurcan Cakir, worauf der Ball knapp am Pfosten vorbeistrich.
Besser hatte es Aaron Ramsey kurz vor der Pause gemacht. Nach dem dritten Traumpass von Bale tauchte der walisische Regisseur zum dritten Mal alleine vor Cakir auf und traf endlich zur verdienten 1:0-Führung.
Dank viel Genie und etwas Wahnsinn bei Bale stehen die Waliser bereits nach zwei Spielen mit einem Bein im Achtelfinal. «Ich bin überglücklich über diesen Sieg», sagte der Matchwinner nach dem Spiel. «Wir haben hart kämpfen müssen. Ich habe zwar einen Penalty verschossen, aber ich zeigte danach Charakter und konnte dem Team beim zweiten Tor dann doch noch helfen. Mit diesen vier Punkten sind wir zwar noch nicht durch, aber in einer fantastischen Position.»
🏴 Wales captain Gareth Bale takes home the Star of the Match award 👏👏👏@Heineken | #EUROSOTM | #EURO2020 pic.twitter.com/aRPbCaDEcY
— UEFA EURO 2020 (@EURO2020) June 16, 2021
Wie viel der Sieg Bale bedeutete, war bereits unmittelbar nach dem Schlusspfiff gut sichtbar. Seine Freude schrie er ungehemmt ins Stadionrund. Wenig später war er es auch, der seine Mannschaft mit einer kleinen Ansprache dazu aufforderte, so weiterzumachen und auch gegen Italien zu punkten.
Vielleicht müssen das die Waliser gegen den Gruppenfavoriten aber gar nicht. Gut möglich, dass bereits vier Punkte fürs Weiterkommen reichen. Für die «Drachen» wäre es bei der zweiten EM-Teilnahme die zweite Qualifikation für eine K.o.-Runde. Bei der Premiere 2016 scheiterten Bale und Co. nach Siegen gegen die Slowakei, Russland, Nordirland und Belgien erst im Halbfinal gegen den späteren Europameister Portugal.
5 - Only France (6) have won more matches across EURO 2016 and EURO 2020 combined than Wales (5); Wales have the best winning percentage in European Championships history (63%, 5/8). Dragons. #EURO2020 pic.twitter.com/6ZD9YVdVPp
— OptaJoe (@OptaJoe) June 16, 2021