Acht Tore in den letzten sechs Spielen: Alexander Isak ist in Spanien gerade der Mann der Stunde. Letzte Woche schoss er Real Madrid beim 4:3-Sieg von Real Sociedad San Sebastian mit seinen zwei Treffern quasi im Alleingang aus der Copa del Rey, am Wochenende katapultierte er seinen Klub als Joker mit seinem späten Siegtreffer gegen Athletic Bilbao auf Rang 6 der Primera Division.
Alle 54 Minuten trifft Isak momentan, dabei galt der 20-jährige Schwede mit eritreischen Wurzeln schon als gescheitert. Doch bei Talent-Fangnetz Real Sociedad erhielt der junge Stürmer wie vor ihm schon Martin Ödegaard oder Adnan Januzaj eine zweite Chance.
Aber der Reihe nach: Geboren im Stockholmer Vorort Solna wurde Isaks fussballerisches Talent schon früh erkannt. Mit 16 debütierte er in der Profimannschaft von AIK, ein halbes Jahr später folgte bereits der Wechsel ins Ausland. 8,6 Millionen Euro bezahlte Borussia Dortmund für den talentierten Jungspund.
Der BVB wurde für die Verpflichtung des «neuen Ibrahimovic» gross abgefeiert, doch den Durchbruch schaffte Isak in Dortmund nie. In der Bundesliga kam der 1,90 Meter grosse Mittelstürmer nur fünfmal zum Einsatz, ein einziges Mal spielte er von Beginn an. Am Ende stand bei Isak ein einsamer Treffer im DFB-Pokal zu Buche. Selbst in der U23, wo er meist zum Einsatz kam, war er nicht unumstritten. Aus dem einstigen «Wunderkind» wurde so plötzlich ein «Transferflop».
Im Januar 2019 lieh der BVB den schlaksigen Mittelstürmer an Willem II Tilburg aus. Kaum weg aus Dortmund schlug Isak ein wie eine Bombe: In 18 Partien in Holland traf der Schwede 14 Mal, zwischendurch sogar in sieben Spielen hintereinander.
Doch trotz Stürmernot entschied Dortmund im Sommer 2019, sich endgültig von Isak zu trennen. In einem Verlustgeschäft wurde der Schwede für 6,5 Millionen Euro zu Real Sociedad transferiert. Wie in Dortmund verlief Isaks Start auch in Spanien eher holprig. Meistens war er hinter Willian José nur die Nummer 2 im Ein-Stürmer-System von Trainer Imanol Alguacil und konnte so lediglich als Joker zeigen, was er kann. Zwei Tore standen bei ihm bis Ende November nur zu Buche. Doch dann änderte sich gegen den FC Barcelona alles.
Gegen die Katalanen durfte Isak beginnen und traf per Abstauber zum 2:2-Endstand. Vor Weihnachten legte er noch einmal nach und erzielte drei weitere Treffer. Und schliesslich profitierte Isak davon, dass Konkurrent Willian José im Verein wegen eines offen geäusserten Wechselwunschs auf dem Abstellgleis landete. Isak war plötzlich Sturmspitze Nummer 1 und zahlte das Vertrauen mit Toren zurück.
Gemeinsam mit dem 21-jährigen Ödegaard, der als Regisseur das Spiel ankurbelt, bildet Isak eines der spannendsten Duos der Liga. Wettbewerbsübergreifend steht der Schwede nun bereits bei 14 Toren und drei Vorlagen in 28 Spielen, wobei er lediglich zehnmal in der Startformation stand.
Wenn Isak so weiterknipst, wird er wohl nicht mehr lange bei Real Sociedad spielen. Torjäger mit seinem Talent und seiner Grösse sind derzeit gesucht, wie das Beispiel von Erling Braut Haaland gezeigt hat. Derzeit könnte Isak, dessen Marktwert auf 25 Millionen Euro gestiegen ist, für 70 Millionen Euro aus seinem bis 2024 laufenden Vertrag herausgekauft werden.
Nur sein Ex-Arbeitgeber könnte ihn etwas billiger bekommen: Trotz des übereilten Verkaufs von Isak im Sommer 2019 könnte der Schwede schon bald wieder zum BVB zurückkehren. Denn Sportchef Michael Zorc hat sich beim Verkauf an Real Sociedad offenbar eine Rückholoption über 30 Millionen Euro gesichert. Gut möglich, dass Isak also schon im Sommer in die Bundesliga zurückkehren wird. Nach dem Zuzug von Haaland und dem Abgang von Paco Alcacer steht beim BVB wie schon in der Vorrunde nur eine echte Nummer 9 im Kader.
Die Situation für den BVB ist komfortabel: Behält Isak seine Form, könnte die Borussia im Sommer einen jungen Topstürmer weit unter Marktwert verpflichten. Weil der Schwede ein ähnlicher Spielertyp wie Haaland ist, müsste Trainer Lucien Favre auch sein System für Isak nicht komplett umstellen.