Die Hoffnung auf eine baldige Wiederaufnahme der Bundesliga ist vertagt. Im gestrigen Corona-Gipfel der deutschen Bundesregierung und der Ministerpräsidenten wurde zwar über schrittweise Lockerungen der derzeit geltenden Restriktionen des öffentlichen Lebens debattiert, über Möglichkeiten, bald wieder Fussball zu spielen, wurde entgegen der Erwartungen der Klubs aber nicht gesprochen.
Statt eines positiven Signals folgte eine weitere Ernüchterung: Grossveranstaltungen sind in Deutschland neu bis mindestens zum 31. August verboten. Damit ist schon jetzt definitiv klar, dass auch die Bundesliga-Saison 2020/21 nicht wie geplant über die Bühne gehen kann.
Viel schlimmer ist für die Klubs jedoch, dass weiterhin unklar ist, ob die noch laufende Saison bald fortgeführt werden kann. Eigentlich hatte die DFL angekündigt, dass es ab Anfang Mai mit Geisterspielen weitergehen wird und die Saison so bis zum 30. Juni beendet werden kann.
Eine Entscheidung darüber wird nun aber frühestens bei der nächsten Konferenz von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit den Länderchefs am 30. April fallen. Schon jetzt ist klar: Konkrete Regelungen, etwa zur Grösse der Grossveranstaltungen, sollen von den einzelnen Bundesländern getroffen werden. Möglicherweise drohen der DFL somit je nach Region verschiedene Vorgaben, so dass gar nicht an allen Standorten gespielt werden kann. Zuletzt war von rund 240 Personen die Rede, die bei Bundesliga-Geisterspielen im Stadion sein müssten.
Für die Bundesliga-Klubs geht das Warten damit weiter, 13 Vereine der ersten und zweiten Liga sind offenbar unmittelbar in ihrer Existenz bedroht. Dazu gehört auch der FC Schalke 04: Die «Königsblauen» brauchen gemäss dem «Kicker» unbedingt die letzte Saisonrate der DFL-Zahlungen aus den Verträgen mit den nationalen Medienpartnern.
Demnach geht es um 15.892 Millionen Euro, die Schalke noch zustehen. Die Zahlung von insgesamt 304 Millionen Euro an die DFL hätte durch die Rechteinhaber schon am 10. April getätigt werden sollen, sei aber noch nicht erfolgt. Stichtag sei nun der 2. Mai, der mit Bangen erwartet werde.
Am 2. Mai geht es um die Existenz von Schalke 04 - Die Königsblauen hoffen auf fällige Zahlungen #BL https://t.co/fRRnwUagth
— kicker | Bundesliga (@kicker_bl_li) April 15, 2020
Schalkes Vorstandsmitglied Peter Peters kündigte am Mittwoch bereits Massnahmen an, die dem Verein helfen sollen: Neben Steuerstundungen versuche man, «Ausgaben zu reduzieren». Man habe «Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt und mit den Spielern Gehaltsverzicht vereinbart.»
Blieben die Zahlungen weiter aus, drohe eine Überschuldung des Klubs. Verschärfen sich die Liquiditätsprobleme, sei noch eine kurzfristige finanzielle Hilfe von Aufsichtsratschef Clemens Tönnies möglich. Doch auch nach überstandener Krise könne langfristig nur eine Ausgliederung der Profiabteilung das Überleben des Vereins sicherstellen, schreibt der «Kicker».
Hinter den Kulissen laufen immerhin die Vorbereitungen für den Fall der Fälle: Die DFL arbeitet bereits seit Wochen an der Logistik für die Austragung von Partien unter Ausschluss der Öffentlichkeit. «Wir werden bereit sein», versprach DFL-Boss Christian Seifert zuletzt, er stellte allerdings klar: «Es darf nicht der Eindruck entstehen, der Fussball ignoriere in seiner Selbstbezogenheit die Realität.»
Diesen Eindruck will die DFL auch bei seiner bevorstehnden Sitzung in der kommenden Woche (23. April) vermeiden. Dennoch geht es in erster Linie um die 770 Millionen Euro, die bei einem Saisonabbruch verloren gehen könnten. (pre/sda)