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WM-Quali: Drei Erkenntnisse zum Sieg der Schweizer Nati gegen Bulgarien

epa09097323 Swiss players celebrate the 3-0 lead during the FIFA World Cup 2022 qualifying soccer match between Bulgaria and Switzerland in Sofia, Bulgaria, 25 March 2021. EPA/LAURENT GILLIERON
Die Schweizer können sich gegen Bulgarien über drei Punkte zum Auftakt in die WM-Quali freuen.Bild: keystone

Endlich effizient, Sommer zuverlässig, was ist mit Mbabu? Drei Erkenntnisse vom Nati-Sieg

Diese Schlüsse lassen sich nach dem 3:1 der Schweizer Fussballer in Bulgarien zum Auftakt der WM-Qualifikation ziehen.
26.03.2021, 18:41
etienne wuillemin / ch media
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Das Premieren-Duo: Embolo und Seferovic

Es gibt Worte, die benutzt Vladimir Petkovic seit Jahren wieder und wieder. Am Anfang hat man sich gefragt, was sie wirklich bedeuten, weil so ganz präzis schienen sie irgendwie nicht für die Botschaft, die hinter der Formulierung steckt. «Konkret sein», ist so ein Beispiel. Immer wieder also: «Wir müssen konkret sein.» Oder manchmal: «Wir müssen konkreter sein».

Dahinter versteckt sich ein einfacher Wunsch von Petkovic: Dass seine Spieler doch endlich einmal die Chancen verwerten mögen. Vermutlich ist dies der grösste Unterschied der Schweiz im Vergleich zu den Top-Fussball-Nationen: Es fehlt ein Stürmer, der regelmässig oder gar fast immer trifft.

Konkret sein – es blieb lange ein frommer Wunsch von Petkovic. Aber jetzt, in Bulgarien, ja, da waren sie sehr konkret, die Schweizer Stürmer! Embolo, erste Chance: Tor. Seferovic, erste Chance: Tor. Dass beide im selben Nati-Spiel treffen, das hat es überhaupt noch nie gegeben. Und dass sich mit Shaqiri auch gleich noch der Spielmacher unter die Torschützen reiht, Petkovic könnte sich durchaus an dieses Gefühl gewöhnen.

Wer weiss: Vielleicht wird man künftig mal noch an die Tore von Sofia zurückdenken. Weil sie den einen oder anderen Knopf gelöst haben könnten.

Switzerland's forward Breel Embolo, left, celebrates after scoring the first goal (1-0) with Switzerland's forward Haris Seferovic, right, during the closed door FIFA World Cup Qatar 2022 qu ...
Die beiden Torschützen Breel Embolo (l.) und Haris Seferovic feiern den Führungstreffer des ersteren in der 7. Minute.Bild: keystone

Das Rätsel-Duo: Mbabu und Zuber

Das süsse Gefühl des Sieges ist für ihn persönlich vielleicht so wichtig wie für keinen anderen: Kevin Mbabu. Der Rechtsverteidiger hat nicht gerade gute Erinnerungen an seine letzten Auftritte im Nati-Dress. Fünfmal in Serie gewann die Schweiz vor diesem Abend in Bulgarien nicht, wenn Mbabu auf dem Feld stand. Und der 25-Jährige stand immer wieder am Ursprung von Gegentoren.

Switzerland's defender Kevin Mbabu runs with the ball during the closed door FIFA World Cup Qatar 2022 qualifying Group C soccer match between Bulgaria and Switzerland during the coronavirus dise ...
Wann kommt er in Schwung? Kevin Mbabu ist in der Nati nicht derselbe Spieler wie in Wolfsburg.Bild: keystone

So gesehen war Mbabus Auftritt in Sofia ein Erfolg. Und trotzdem bleibt ein «Aber». Er scheint noch immer nicht richtig angekommen im Nati-Dress. Die Dynamik und Überzeugung in seinen Aktionen, die er mittlerweile in Wolfsburg regelmässig zeigt, bringt er im roten Trikot noch nicht auf den Platz.

Mit Silvan Widmer steht ein Konkurrent bereit, der im Länderspieljahr 2020 überzeugte. Und in puncto defensiver Stabilität Vorteile hat gegenüber Mbabu. Und es ist ja nicht so, dass Widmer die gegnerische Platzhälfte scheuen würde. Weil der FCB-Verteidiger zuletzt aber von Corona und einer Verletzung gestoppt wurde, durfte nun Mbabu beginnen. Im Hinblick auf die EM ist der Kampf um den Startplatz rechts hinten indes der wohl heisseste im Schweizer Team.

Auf der linken Seite hat Petkovic gar noch einige Möglichkeiten mehr. Die Nomination von Steven Zuber gestern zeigt: Im Zweifel vertraut der Nationaltrainer eher Zuber als beispielsweise Loris Benito, der zwar bei Bordeaux mehr spielt als Zuber in Frankfurt, aber für Petkovics Geschmack eben den einen oder anderen Fehler zu viel begeht (zum Beispiel in der Testpartie gegen Belgien). Klar ist aber: Zuber sollte auf Dauer wieder mehr Einsätze erhalten, um seinen Platz zu festigen.

Bulgaria's Strahil Popov, right, challenges Switzerland's Steven Zuber, during the World Cup 2022 group C qualifying soccer match between Bulgaria and Switzerland at Vassil Levski stadium, i ...
Steven Zuber spielt bei Frankfurt kaum, in der Nati bekommt er gegenüber Loris Benito den Vortritt.Bild: keystone

Der Mann für die wichtigen Momente: Yann Sommer

Es gab gewiss Länderspielejahre, die sind für Yann Sommer geruhsamer verlaufen als jenes im 2020. Erstes Spiel in der Ukraine: Fehler, Gegentor. Spiel in Spanien: Fehler, Gegentor. Und danach: einige Fragezeichen. Ein bisschen Polemik gar. «Yann Sommer, ist Ihre Zeit abgelaufen?», hiess es da und dort. Die Statistiken bei Mönchengladbach waren auch schon besser.

Es kam der November, Schweiz gegen Spanien. Penalty für Spanien, Ramos tritt an, Sommer hält. Die Partie geht weiter, noch ein Penalty für Spanien, Ramos tritt wieder an, Sommer hält wieder. Ein Abend zum nie mehr vergessen, Sommer lächelt.

Bulgaria's forward Spas Delev, misses his free kick against Switzerland's miedfilder Granit Xhaka, Switzerland's forward Haris Seferovic, Switzerland's forward Breel Embolo, Switze ...
Verhindert, dass die Schweiz in Bulgarien doch noch in Turbulenzen gerät: Yann Sommer.Bild: keystone

Und nun: Sofia. 61. Minute. Kein Penalty für die Bulgaren, aber doch irgendwie gefährlich. Flanke in den Strafraum, Kopfball ziemlich nahe vor dem Schweizer Tor – viel zu nahe eigentlich! – Sommer hält. Vermutlich ist es nicht die grösste Parade seiner Karriere. Aber sie ist wertvoller als beide abgewehrten Ramos-Penaltys zusammen. Und sie bewahrt die Schweiz vor einer hektischen letzten halben Stunde. Vielleicht vor einem weiteren Trauma, wie vor zwei Jahren gegen Dänemark.

Ist die Sommer-Zeit abgelaufen? Weit gefehlt! Es ist wie immer: Er ist da, wenn ihn die Schweiz wirklich braucht.

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Das sind die Nati-Noten beim Sieg gegen Bulgarien
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Das sind die Nati-Noten beim Sieg gegen Bulgarien
Yann Sommer, Torhüter, Note 5: Während der ersten Halbzeit hätte er bedenkenlos Sofia erkunden können. So richtig gebraucht wurde er erst in der 61. Minute. Zum Glück parierte er Kostadinovs Kopfball und verhindert so das 2:3. Es hätte ungemütlich werden können für die Schweiz. Der Gegentreffer unmittelbar nach der Pause trägt beinahe das Prädikat «unhaltbar».
quelle: keystone / laurent gillieron
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Schweizer Nationalspielerinnen über Rassismus
Video: watson
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3 Kommentare
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Staedy
26.03.2021 20:42registriert Oktober 2017
Gopferdammi wo liegt das Mbabu Problem? Viel eher an dem vor ihm der ihn unterstützen sollte. Wenn es sogar Wolfsburg merkte, wo man in auch lange herum schiebte, muss man ihm in der Nati nicht einen vorne hin stellen, der nicht defensiv mitdenkt. Mbabu hat mehr Spielqualität wie die meisten MF Spieler der Schweiz. Wann schreibt mal einer über Freulers Fehlpässe? Aber auch dies wäre keine Sorge, wenn man das Team beurteilt. Dieses ist nämlich sehr gut.
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Staedy
26.03.2021 21:18registriert Oktober 2017
Silvan Widmer FC Basel vs. Kevin Mbabu VfL Wolfsburg. Stammspieler mit Qualitäten der eine in der darbenden SFL, der andere in der Bundesliga bei Topclub auf CL Kurs. Eure Fussballfachmänner haben manchmal wirklich einen Fehlblick für das Grosse.
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