Die öffentlichen Auftritte von Bernhard Burgener sind rar geworden. Lässt man die Handvoll Interviews im Fernsehen weg, dann datiert sein letzter Auftritt vor den Medien von Ende August. Damals, als die Vorstellung von Ciriaco Sforza zu einer Fragerunde an den Besitzer verkam. Der Auftritt war ein Desaster. Burgener präsentierte seine heile Welt inmitten des Chaos, so beschrieben es mehrere Medien im Nachgang.
Umso überraschender kam die Einladung am Donnerstagabend zu einer Pressekonferenz mit Burgener am Folgetag. Er wolle über das Geschäftsjahr 2020 berichten sowie einen Ausblick ins 2021 liefern. Die Präsentation der Geschäftszahlen, früher ein Fixum im Kalender des FC Basel, war in den vergangenen zwei Jahren gestrichen worden. Die Zahlen waren jeweils auf der Website publiziert worden. Mehr nicht.
Und ausgerechnet jetzt also will Burgener sich öffentlich äussern. In einer Situation, in der die ganze Stadt wissen will, ob er das Angebot von David Degen annimmt und somit den Verein in die Hände des Ex-Spielers legt. Oder der Klub doch an die Briten von Centricus und das Konstrukt der Basel Dream & Vision AG übergeht. Darüber soll der Verwaltungsrat der FC Basel Holding AG am Montag entscheiden.
Nachdem Burgeners Konkurrent Degen in dieser Woche ein mediales Powerplay vollzog, scheint der Auftritt Burgeners am Freitag zumindest ein gewisses Kalkül zu haben. Es ist ein letztes Bewerbungsschreiben. Ein Fingerzeig, wie gut der Verein seit seiner Übernahme im Sommer 2017 gewirtschaftet hat. Und insbesondere, wie er diesen Klub in der Pandemie trotz eines Einbruchs bei den Zuschauereinnahmen um 10,2 Millionen Franken mit einem Gewinn von 1,4 Millionen Franken aus dem Jahr 2020 führen konnte. Ohne Corona-Hilfsgelder, welche erst seit 2021 fliessen.
Burgener nutzt die Gunst der Stunde der guten Zahlen, um einen seiner souveränsten Auftritte seit Amtsantritt abzuliefern. Er wirkt weniger angegriffen als gewöhnlich, weniger hektisch. Mit dem Laptop vor der Nase und einer Powerpoint-Präsentation scheint er in seinem Element. Dass die Zahlen dann noch für ihn sprechen, hilft selbstredend. Denn was er – rein wirtschaftlich – präsentieren kann, ist tatsächlich gut. Der FCB hat nach einem Geschäftsjahr 2019, in dem er 19 Millionen Franken Verlust schrieb, jetzt einen Gewinn ausweisen können.
Er hat durch Transfers 36,6 Millionen Franken eingenommen und die Lohnkosten ohne grosse Entlassungen um 13,8 Millionen Franken gesenkt. Gute Zahlen, die aber auch an Glück geknüpft sind. Die gesunkenen Lohnkosten korrelieren mit diversen hochdatierten, ausgelaufenen Verträgen. Dass man im 2019 richtig gepokert hatte und wertvolle Spieler erst 2020 verkaufen konnte und bevor die Blase platzte, hat mit Kalkül zu tun, muss aber auch erst aufgehen.
Am Ende ist es aber ein gutes Dossier für Burgeners Bewerbungsschreiben. Nur dass dieses auch ein paar Fehlerchen beinhaltet. Wie vorgängig erklärt, wollte sich der Präsident nicht zum Machtstreit mit Degen äussern. «Ich halte mich an Vertraulichkeitserklärungen», sagt er und fügt an, dass in den nächsten Tagen Infos folgen werden.
Und doch lässt er die Chance nicht ungenutzt, um durch die Blume seinem Bewerbungsschreiben eine internationale Note zu verpassen. «Ich verweise auf Enic, die damals zweimal dem FCB das Leben gerettet haben. Und das waren Engländer.» Ein Schelm, wer Böses denkt und eine Verbindung zu den Briten von Centricus herstellt. Doch seine Aussagen sind eindeutig zweideutig: «Ich war immer offen für Partner, die Stadt Basel ist auch so.»
Schliesslich zeigte jüngst die MCH Group, was internationale Hilfe bringen könne. Am Ende gehe es ihm nur um eines: «Dass der Verein gesund ist und dass er langfristig überlebt.» Wenn er diesen dereinst abgebe, dann nur in Basler Hände. Und wenn er bleibe, dann nur, wenn er die Kontrolle behalten kann. Diese zwei Punkte hätte er mit seinem Konstrukt erfüllt. Die Dream & Visison AG sitzt in Basel. Und er hätte dort weiterhin das Sagen.
Burgener bestätigt an diesem Freitag nichts. Er verneint aber auch nichts. Und ohne wirklich eine Botschaft im Besitzerstreit von sich zu geben, hat er zu einem taktisch clever gewählten Zeitpunkt ein letztes Zeichen gesendet, bevor es am Montag zum grossen Showdown kommt.
Wir werden dann wohl ein Coaching Staff von Degens Agentur mit einer Mannschaft die gespickt ist mit "Degen-Spielern".