Und dann sagt Ueli Maurer diesen einen Satz: «Einfach nur eine Kerze anzünden und beten – das bringt nichts.»
Eigentlich ist Maurer schon seit bald fünf Jahren nicht mehr Sportminister. 2016 wechselte er ins Finanzdepartement. Aber es ist halt gleichwohl interessant, dem «Herr des Geldes» in der Schweizer Regierung zuzuhören. Maurer fragt zum Beispiel: «Hat ein Unternehmen wirklich eine Chance, in den nächsten 15 Jahren zu überleben nach der Krise?» Und ergänzt: «Es wird Strukturbereinigungen geben – und darum auch harte Entscheidungen.»
Was bedeutet das für den Spitzensport? Er ist seit Ausbruch des Coronavirus in der grössten Krise seiner Geschichte. Liegt quasi auf der Intensivstation. Nun fragt sich, ob der Bund die Beatmungsmaschinen wirklich zur Verfügung stellt.
Gestern hat Sportministerin Viola Amherd einen ersten Schritt gemacht. Und das überarbeitete Hilfspaket für den Schweizer Sport vorgestellt. Bis Ende 2021 werden 200 Millionen Franken für den Breitensport gesprochen, à fonds perdu. Und 350 Millionen Franken für den Spitzensport als Darlehen. Neu dürfen davon auch semiprofessionelle Mannschaften aus Basketball, Handball, Unihockey, Volleyball sowie die Teams der höchsten Frauenligen im Fussball und im Eishockey profitieren.
Die Beiträge für die Fussball- und Eishockeyklubs sind als zinslose Darlehen vorgesehen, rückzahlbar über zehn Jahre. Zudem gilt: Die Klubs, welche die Gelder nicht innerhalb von drei Jahren zurückzahlen können, müssen die Gesamtsumme der Löhne, die höher sind als 148'000 Franken pro Jahr, um einen Fünftel kürzen im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit.
Doch reicht das, um zu überleben? Wenn kein Wunder geschieht, können die meisten Klubs bezogene Gelder nicht zurückzahlen. Auch darum hat Sportministerin Amherd vom Gesamtbundesrat den Auftrag erhalten, zu prüfen, ob A-fonds-perdu-Beiträge gewährt werden sollen. Bis Mitte November wird das «Aussprachepapier» erstellt sein.
Amherd sagt: «Wir müssen dafür sorgen, dass das Sportsystem nicht zusammenbricht. Schon nur, wenn wir an unsere Gesundheit denken.» Aber sie ergänzt eben auch: «Es braucht klare Bedingungen. Und Hilfsgelder müssen auch im Gesamtkontext vertretbar sein.»
Nun, wie fallen die Reaktionen aus? Eine sehr besonnene Stimme im Schweizer Sport ist Matthias Hüppi, Präsident des FC St. Gallen. Er sagt: «Es ist gut, dass nun eine Diskussion darüber geführt wird, ob es solche Beiträge braucht.» Eines stellt er aber klar: «Wie die Gelder verteilt werden, müsste genau beleuchtet werden. Der Bund ist kein Selbstbedienungsladen.» Und schliesslich fügt Hüppi an: «Man muss klären, ob beispielsweise Investitionen im Nachwuchs in Gefahr sind, wenn Matcheinnahmen fehlen. Was sicher nicht geht: dass mit Bundesgeldern ein Superstar finanziert wird.»
Auf dem Papier ist das drängendste Problem bald einmal vom Tisch. Klubs, die unter Liquiditätsengpässen leiden, können ab dem 1. Dezember Darlehen beziehen und so ihr Überleben sichern. Doch wenn es wirklich so weit kommen soll, dass bereits in naher Zukunft Gratisgelder fliessen, brauchen die Sportbosse noch ziemlich viel Verhandlungsgeschick.
Denn eines ist klar: Der Bund steht nicht unter Zeitdruck. Ob er gewährte Darlehen allenfalls erlässt, kann er notfalls auch noch in zehn Jahren entscheiden. Und dann hilft den Klubs nur noch Beten.