1966 wurde Union Berlin gegründet, gestern Abend bestritt der Klub zum ersten Mal in seiner Geschichte eine Partie in der 1. Bundesliga. Beim 0:4 gegen das Spitzenteam RB Leipzig kamen die «Eisernen» unter die Räder.
Das Spiel begann nach einer rührenden Choreo der Union-Fans. Sie hielten bei der Vereinshymne «Eisern Union» grosse Transparente verstorbener Anhänger in die Höhe. So sollten auch diese den historischen Moment, endlich in der Bundesliga angekommen zu sein, miterleben können.
Damit waren nicht 22'012 Zuschauer in der Alten Försterei, sondern 450 mehr. Das Stadion war also nicht nur ausverkauft, sondern quasi «überverkauft».
Die Anhänger machten aber nicht nur mit dieser Aktion auf sich aufmerksam. Eine Viertelstunde lang verzichteten sie darauf, Union zu unterstützen. Sie protestierten damit gegen den Gegner, der als Auswuchs der Kommerzialisierung im Fussball angesehen wird.
Ganz offiziell: Stadionsprecher Christian Arbeit ruft nochmal zum 15-minütigen Schweigen auf. Begründung: „Haltung bewahren“ #FCURBL pic.twitter.com/5HdIcRdHJW
— RBlive (@_RBlive_) August 18, 2019
Ziemlich genau eine Viertelstunde lang war auch der Widerstand der Berliner erfolgreich. Kaum hatten die Anhänger des Bundesliga-Neulings ihren Protest beendet, da schlug Leipzig durch Marcel Halstenberg ein erstes Mal zu.
«Vielleicht hätten die Fans noch zwei Minuten länger schweigen sollen, dann wäre das Tor nicht geschehen», scherzte Unions Zürcher Trainer Urs Fischer nach dem Spiel auf «Sky».
Fischer missfiel besonders die Darbietung seines Teams in der ersten Halbzeit. «Wir sind hart auf dem Boden gelandet. Wenn man sieht, wie viele Geschenke wir gemacht haben, dann wird das schwierig. Mir fehlten die Entschlossenheit und Aggresivität, die du haben musst, wenn du gegen einen Champions-League-Teilnehmer etwas ausrichten willst.»
Für Union Berlin wird es in der ersten Bundesliga-Saison seiner Geschichte darum gehen, dieser eine zweite folgen zu lassen. Insofern ist die nächste Partie bereits ein wichtiges im Abstiegskampf, selbst wenn es erst ein Spiel der 2. Runde ist. Die Hauptstädter müssen zum FC Augsburg, der sich zum Auftakt bei Borussia Dortmund ebenfalls eine Klatsche einfing und mit 1:5 verlor.
«Wir sind nicht in die Liga gekommen, um uns jede Woche so abschlachten zu lassen», kündigte Mittelfeldspieler Grischa Prömel an.
«Heute haben wir eine erste Kostprobe bekommen, was es heisst, in der Bundesliga zu spielen», bilanzierte Urs Fischer nach der diskussionslosen Niederlage. «Wir müssen unsere Fehler analysieren und versuchen, es nächstes Wochenende besser zu machen.»
Cooler Club!