Es war eine Reise ins Ungewisse. Letzte Woche kehrte der Schweizer Fussballer Loris Benito nach Bordeaux zurück. Mit viel Sehnsucht nach Fussball im Gepäck. Endlich durften auch die französischen Klubs ihren Betrieb wieder aufnehmen. Wenn auch nicht für Ernstkämpfe, sondern nur fürs Training.
«Ein bisschen mühsam ist es schon, allen anderen beim Spielen zuzuschauen», erzählt Benito. Bereits jetzt spricht er davon, sich riesig auf den Saisonstart zu freuen – auch wenn noch nicht einmal klar ist, wann genau die «Ligue 1» ihren Betrieb wieder aufnimmt, und mit wie vielen Mannschaften. Tendenz: Erst Ende August, anfangs September geht es wieder los. Es wird eine lange Vorbereitung.
Als einzige der grossen Ligen Europas hat Frankreich die Fussballmeisterschaft abgebrochen. «Lange wusste niemand so genau, was jetzt wirklich Fakt ist, wir Spieler mussten zu Hause ausharren, an ein geordnetes Training war nicht zu denken», sagt Benito.
Für maximal eine Stunde pro Tag durfte er während des Lockdowns seine Wohnung verlassen – aber nur, um Einkäufe zu tätigen oder aus medizinischen Gründen. Der Entscheid der französischen Regierung war vielleicht etwas voreilig. Doch er ermöglichte Benito, für einige Wochen in die Schweiz zurückzukehren – und ein Praktikum auf ungewohntem Parkett zu absolvieren.
Während sechs Wochen hospitierte Benito in Suhr bei der Firma RDL, die auf massgeschneiderte Akustik-Lösungen für Büroräumlichkeiten spezialisiert ist. Der Vater von Benitos Göttimeitli leitet die Firma und bot seinem Freund an, ihm in der fussballfreien Zeit über die Schultern zu schauen.
Der 28-Jährige schwärmt: «Es war eine grossartige Erfahrung, ein Vorgeschmack auf das Leben nach der Karriere – da wartet niemand auf einen.» Ganz offen erzählt Benito: «Als Fussballer ist man viel von Leuten umgeben, die etwas von dir wollen. Nun war es umgekehrt – ich bin auf Menschen zugegangen und sollte sie von unseren Produkten überzeugen.»
In den ersten Wochen sei Benito nach seinen Arbeitstagen jeweils «hundemüde», sagt er. Und ergänzt: «Es zeigte mir wieder, wie privilegiert Fussballer mit ihrem Leben sind – es schadet nicht, wenn man sich das ab und an vor Augen führt.»
Nun lechzt Benito wieder nach Fussball. In Bordeaux, im Team des Ex-FCB-Trainers Paulo Sousa, will er nächste Saison noch einmal einen Schritt vorwärts machen. Und Nati-Trainer Vladimir Petkovic davon überzeugen, eine echte Alternative für den stagnierenden Ricardo Rodriguez zu sein. Und, wer weiss, sich in den Fokus der englischen Scouts spielen. Eines ist sich Benito dabei bewusst: Es wird nach einer Pause von dannzumal fast sechs Monaten eine grosse Herausforderung.