Nachdem er die letzten beiden Jahre auf die Sandsaison verzichtet und seine Rückkehr nach Paris ohne überzogene Ambitionen angetreten hatte, steht Roger Federer in Roland Garros nach einem 6:2, 6:3, 6:3-Erfolg gegen den Argentinier Leonardo Mayer (ATP 68) ohne Satzverlust in den Viertelfinals. Der 37-jährige Baselbieter blickt auf eine Woche ohne Rückschläge zurück.
Wie haben Sie die erste Woche Ihrer Paris-Rückkehr erlebt?
Roger Federer: Es ging alles sehr schnell, und ich bin rundum zufrieden. Für mich ist es wichtig, im Viertelfinal zu stehen und immer noch topfit zu sein. Wenn du zu viel Energie verschwendest und mit einer Verletzung spielst, holt dich das irgendwann ein. Nicht nur hier, sondern auch später in der Saison. Darum bin ich glücklich, konnte ich das bisher umgehen. Ich sehe nichts Negatives. Du spielst immer besser gegen die Besten. Ich hoffe, dass das auch bei mir so ist.
Sie sagten, vor dem Turnier hätten Sie mit dem Schlimmsten gerechnet. War das auch ein Selbstschutz?
Gut möglich, dass das mitspielte. Aber die Ungewissheit, wie es sein würde auf Sand und hier in Paris, war sehr gross. Die Erwartungen waren riesig, darum bin ich glücklich, dass ich gut gestartet bin. Ich bin für jeden Fall vorbereitet, habe genug Rackets, Shirts und Schuhe dabei. Ich bin bereit für die Schlacht und gehe hier nicht weg, ohne alles versucht zu haben. Es ist nicht so, dass ich dauernd daran denke, denn sonst gerät man in eine Negativspirale. Aber ich muss mir diese Gedanken machen – als Spieler, als Vater und Ehemann. Ich musste damit rechnen, hier in der ersten Runde in drei Sätzen zu verlieren.
Ihre Frau und Ihre Kinder sind aber für einmal nicht hier. Weshalb?
Das ist vermutlich sogar eine Premiere. Ich kann mich nicht erinnern, wann sie nicht dabei gewesen sind. Aber es war schon lange so vorgesehen. Denn wir waren im letzten Jahr viel auf Reisen – in New York, Chicago, Schanghai und so weiter. Ende des letzten Jahres waren wir in Dubai, dann wieder Australien und Miami. Für die Kinder macht es Sinn, länger in der Schweiz zu sein. Es ist möglich, dass sie später wieder kommen. Wir schauen von Tag zu Tag.
Wie fühlen Sie sich im Vergleich zu 2015, als Sie letztmals eine komplette Sandsaison bestritten haben?
Ich muss ehrlich sein: Ich kann mich an kaum ein Spiel mehr erinnern, ausser an den Viertelfinal hier gegen Stan. Es war unglaublich windig und er hat einfach auf alles draufgezogen, gut serviert und das Spiel von der Grundlinie kontrolliert. Das war hart für mich. Denn ich fühlte mich für Grosstaten bereit, aber Stan war einfach besser, darum war das auch sehr schnell abgehakt. Es war schön, hat Stan dann durchgezogen und das Turnier gewonnen und nicht in der nächsten Runde verloren.
Was erwarten Sie vom Spiel gegen Stan Wawrinka?
Es gibt keine Geheimnisse zwischen uns. Wir kennen uns sehr gut, haben schon oft gegeneinander gespielt. Auf Sand ist es für mich gegen ihn am schwierigsten. Er hat mich ja auch noch zwei Mal in Monte Carlo besiegt. Ich bin einfach extrem glücklich für Stan, dass er nach den schwerwiegenden Knieproblemen, die er hatte, wieder ohne Schmerzen ist und so gut spielt. Und er ist sicher glücklich, hat er eine Art zweites Leben auf der Tour erhalten. Ich hoffe einfach, er spielt nicht mehr so gut wie 2015 (lacht). Denn dort war Stan einfach unglaublich.
Zum Spiel: Ein harter Kampf scheint vorprogrammiert. Stan auf seiner besten, gegen Roger auf seiner schwächsten Unterlage wird spannend zu sehen sein. Kann Roger physisch mit dem Marathon-Mann mithalten? Woe aggressiv wird Roger sein? Wie hat Stan den 5-Sätzer verdaut? Alles Fragen für morgen.