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HCD-Trainer Arno Del Curto im Interview: «Wir kämpfen hervorragend. Aber der SCB kämpft total»

Arno Del Curto ist mit seinem HC Davos im Hintertreffen.
Arno Del Curto ist mit seinem HC Davos im Hintertreffen.
Bild: KEYSTONE
Interview

HCD-Trainer Arno Del Curto: «Wir kämpfen hervorragend. Aber der SCB kämpft total»

Der HCD-Meistertrainer Arno Del Curto spricht vor der dritten Partie unter anderem über die Härte der Berner und die Schwierigkeiten einen Titel zu verteidigen.
22.03.2016, 06:3922.03.2016, 12:20
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Sind Sie vom SC Bern überrascht? 
Arno Del Curto: Nein, nein, nein. Als ich hörte, wir seien Favorit, da musste ich geradeheraus lachen.

Aber die Favoritenrolle des HC Davos schien doch logisch.
In dieser ausgeglichenen Liga gibt es keine Favoriten. Die Berner sind jetzt in der gleichen Lage wie wir letzte Saison. Es läuft, alles gelingt und jeder setzt noch zu.

Die HCD-Spieler müssen gegen Bern einiges einstecken.
Die HCD-Spieler müssen gegen Bern einiges einstecken.
Bild: KEYSTONE

Geht Ihren Spielern die Energie aus?
Es könnte ein Energieproblem sein. Aber ich glaube eher nicht, wenn ich sehe wie meine Spieler immer noch rennen. Es dürfte mehr Kopfsache sein.

Sie toben jetzt?
Nein, nein. Es geht darum, ruhig zu sein und eine gute Stimmung zu bewahren. Ich ziehe vor meinen Spielern den Hut. Jeder kämpft und jeder gibt alles und das am Ende einer so langen und schweren Saison.

Aber offenbar kämpfen Ihre Spieler nicht hart genug.
Lassen Sie es mich so sagen: Wir kämpfen hervorragend. Wirklich hervorragend und ich ziehe vor meinen Spielern den Hut! Aber der SCB übertrifft uns noch. Der SCB kämpft total. Ja, so ist es. Wir kämpfen hervorragend. Aber der SCB kämpft total.

Ist die Härte der Berner ein Problem?
Ja, wir haben mit der harten Gangart ein Problem. Axelsson ist deswegen am Durchdrehen und seine Linie funktioniert nicht mehr. Er hat eben einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und kann nicht verstehen, dass Stockschläge ungeahndet bleiben. Wir haben in jedem Block mindestens einen Spieler, der bisher mit der Gangart der Berner nicht zurechtgekommen ist. Das soll aber nicht etwa eine Ausrede sein, ganz und gar nicht. Der SCB spielt eben so wie man in den Playoffs spielen muss und wir müssen dazu in der Lage sein, uns darauf einstellen zu können.

Könnte es sein, dass Sie im Laufe der Saison zu sehr auf spielerische Qualitäten gesetzt haben?
Ja, so ist es. Um in der Champions League zu bestehen, muss man technisch hervorragendes Hockey spielen. Da kommt man mit Playoff-Hockey nicht weit. Das haben wir forciert. Ich habe jetzt tatsächlich den Eindruck, dass wir ein bisschen zu verspielt sind. Die genialen Angriffs-Auslösungen gelingen uns nicht mehr so gut und wir kommen nicht mehr so vors Tor wie wir sollten. Im zweiten Spiel in Bern hatten wir eigentlich nur eine dieser Angriffsauslösungen und die führte gleich zu einem Penalty. Aber wir müssten pro Partie zwanzig solcher Spielzüge haben.

Finden die Davoser den Tritt wieder?
Finden die Davoser den Tritt wieder?
Bild: KEYSTONE

Kann es sein, dass Ihr Engagement in der Champions League die Titelverteidigung kosten könnte?
Das ist eine gute Frage. Diese zusätzlichen schweren Partien haben uns tatsächlich viel Kraft gekostet. Aber ich möchte nicht eine Minute dieser Champions League missen. Für unsere Weiterentwicklung waren diese Partien grossartig. Ich muss mir allerdings überlegen, ob wir diese Belastung noch einmal auf uns nehmen wollen.

Sie könnten sich ja auf den Schweizer Cup statt auf die Champions League konzentrieren.
Nur die Schweizer Meisterschaft zählt. Nur die Schweizer Meisterschaft! Alles andere ist nebensächlich.

Warum ist es so schwierig, diesen Titel zu verteidigen?
Weil wahrscheinlich nur spielerisch so überlegene Mannschaften wie Bayern München oder Barcelona einen Titel verteidigen. Aber in unserer Liga ist es fast unmöglich geworden.

Warum ist das so?
Weil es so schwierig ist, nach einem Titel gleich hungrig zu bleiben. Wie ich schon sagte: Ich ziehe vor meinen Spielern, vor ihrem Engagement den Hut. Jeder gibt wirklich alles. Aber die, die nicht Meister waren, bringen es fertig, noch verrückter zu kämpfen. Jetzt ist es Bern, ein anderes Jahr ist es der ZSC oder sonst eine Mannschaft.

Beat Forster ist im dritten Spiel der Playoff-Halbfinals gesperrt.
Beat Forster ist im dritten Spiel der Playoff-Halbfinals gesperrt.
Bild: KEYSTONE

Und wenn Sie den Titel jetzt nicht verteidigen sollten, ist es 2017 der HCD, der mehr kämpft als der Meister.
Ha, Ha.

Spielt es eine Rolle, dass Beat Forster für das dritte Spiel gesperrt ist?
Ja, das ist sehr schade.

Aber ein Sieg ist trotzdem möglich?
Was für eine Frage! Natürlich! Wenn der Puck eingeworfen wird, dann will und kann jede Mannschaft gewinnen. Das ist auch so, wenn Rot-Blau Bern (EHC Rot-Blau Bern-Bümpliz, Anm. d. R.) gegen den HCD spielen würde.

Alle Schweizer Eishockey-Meister seit Einführung der Play-offs 1985/86

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quelle: keystone / salvatore di nolfi
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20 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Richu 8
22.03.2016 11:54registriert März 2016
Arno
Danke für die Blumen. Der EHC Rot - Blau Bern-Bümpliz nimmt das Angebot gerne an.
Im Namen des Vorstands
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Typu
22.03.2016 07:48registriert Oktober 2015
Ich mag ihn einfach. Super Trainer und Typ.
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Grinder
22.03.2016 09:50registriert Oktober 2015
ewiges favoritenrolle abschieben... kanns nicht mehr hören bzw. lesen 🙈
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