Wasser, Wein oder Champagner – mit was haben Sie auf den neuen Vertrag angestossen?
Timo Meier: Ich bin kein Champagnertrinker. Aber es gab ein gutes Glas Wein. Als mein neuer Vertrag am Montagabend offiziell kommuniziert wurde, war ich alleine Zuhause. Meine Familie ist in den Ferien. Aber weil ich schon ein paar Tage vorher Bescheid wusste, konnten wir vor ihrer Abreise noch zusammen anstossen. Ansonsten bekam ich sehr viele Nachrichten. Am Montag sass ich abends noch ziemlich lange am Handy, um auf alle Gratulationen zu antworten.
Was ist Ihnen wichtiger: Die Millionen oder die Gewissheit, wo Sie die nächsten vier Jahre spielen werden?
Es ist schön, dieses Geld zu haben. Es gibt mir eine gewisse Sicherheit. Für mich heisst das aber nicht, dass ich mich zurücklehne und denke: «Jetzt habe ich ja die Lohnerhöhung.»
Was meine Sie damit?
Die Arbeit hört dadurch nicht auf – im Gegenteil. Ich sehe es mehr als eine Art Ruck: Ich will mich jetzt nochmals verbessern. In vier Jahren stehe ich wieder am selben Punkt. Bis dahin will ich leistungsmässig am Höhepunkt meiner Karriere sein. Das geht nur mit harter Arbeit – Vertrag hin oder her.
Wie sehr waren Sie in die Verhandlungen involviert?
Ich war sehr nahe dran. Ich sass teilweise mehrere Stunden am Telefon, um mit meinem Agenten die neuesten Entwicklungen und die nächsten Schritte zu besprechen. Wir hatten einen klaren Gedanken, was wir wollten. Mit dem, was wir jetzt haben, sind wir sehr zufrieden. Wenn er ausläuft, bin ich 26 Jahre alt und bereit für das grosse Ticket.
Das grosse Ticket?
Um frei mit anderen Teams verhandeln zu können, müsste ich beim Auslaufen des Vertrags 27 Jahre alt sein. Mein viertes Vertragsjahr bei San Jose bringt mit zehn Millionen Dollar ein. Der Club hat dann das Recht, meinen Vertrag um ein weiteres Jahr zu verlängern, sofern er wieder diese zehn Millionen bezahlt. Zahlt San Jose die zehn Millionen für ein fünftes Jahr nicht, kann ich mit anderen Franchises verhandeln.
Das klingt nach harten Verhandlungen. Wie liefen die Gespräche ab?
Zuerst wird die Länge des Vertrags ausgehandelt. Beide Parteien versuchen, sich auf eine Laufdauer zu einigen. In der Regel kommt eine erste Offerte vom Club. Die schaue ich mir an und diskutiere mit meinem Agenten, ob das in Frage kommt. Das geht dann so hin und her. Über das Geld wird erst gesprochen, wenn die Laufdauer feststeht.
Mit dem Vertrag haben Sie ausgesorgt. Kam Ihnen die Summe bei der Unterzeichnung surreal vor?
Ich bin keiner, der sich auf das Geld fokussiert. Klar, es ist ein grosser Teil der Vertragsverhandlungen, aber so richtig realisiert habe ich das noch nicht. Letztlich ist das Geld nicht mehr als eine Sicherheit, es wird mich als Person nicht verändern. Ich will der Timo bleiben, den die Menschen um mich herum kennen.
Wie erleichtert sind Sie, dass Ihre Zukunft geklärt ist?
Es ist ein schönes Gefühl und eine Erleichterung. Ich war zwar immer am Trainieren, aber solche Verhandlungen beschäftigen dich natürlich. Jetzt kann ich mich wieder voll auf die Vorbereitungen und die nächste Saison konzentrieren. Ich freue mich, dass ich in San Jose bleiben kann. Und was man nicht vergessen darf: Die Konkurrenz in der Liga ist gross. Da interessiert es keinen, dass ich gerade einen neuen Vertrag unterschrieben habe.
Der neue Vertrag erhöht den Druck auf Sie. Spüren Sie das?
Die grössten Erwartungen an mich stelle ich mir selber. Aber ich bin mir bewusst, dass der Druck nun steigt – auch wenn es Spieler im Team gibt, die deutlich mehr verdienen als ich. Aber klar, die Leute im Club und die Anhänger erwarten jetzt immer 30 Tore von mir. Aber das ist ohnehin mein Anspruch. Ich will der Mannschaft helfen, sie steht für mich immer im Vordergrund. Ich bin die kommenden vier Jahre hier und will mit San Jose den Stanley Cup gewinnen. Dafür tue ich alles. Ich will mich weiterentwickeln und die Spieler um mich herum ebenfalls besser machen.
Die San Jose Sharks haben – wohl auch zu Ihren Gunsten – Captain Joe Pavelski ziehen lassen. Wie werten Sie dieses Zeichen?
Es ist schade, dass uns einer wie Joe verlässt. Aber gleichzeitig ist es eine grosse Chance für einen jungen Spieler wie mich. Ich werde eine wichtigere Position einnehmen und mehr Eiszeit bekommen. Diese Gelegenheit will ich nutzen.
Gab es Reaktionen von Ihren Teamkollegen?
Logan Couture und Erik Karlsson waren so ziemlich die Ersten, die mir geschrieben haben. Sie meldeten sich schon ein paar Tage vor der offiziellen Verkündung. Sie haben es wohl aus der Gerüchteküche mitbekommen und bei mir nachgefragt. Ihnen konnte ich verraten, dass ich in San Jose bleiben werde. Es war schön zu spüren, dass sich meine Teamkollegen freuen, dass wir auch in Zukunft aus dasselbe Ziel hinarbeiten.
Wie sehen Ihre kommenden Wochen aus?
Der Vertrag ändert nichts an meiner Vorbereitung. Ich trainiere den Sommer durch immer in der Schweiz. Das erlaubt es mir, Zeit mit der Familie und Kollegen zu verbringen. Zusammen mit ihnen unternehme ich auch mal einen Ausflug und geniesse die schöne Schweiz. Die Zeit geht schnell vorbei, bald ist es schon wieder September und ich muss zurück nach Amerika. (bzbasel.ch)