Spätestens nach dem unrühmlichen 2:1-Sieg im DFB-Pokal gegen Viertligist Rödinghausen und dem 1:1-Unentschieden gegen den SC Freiburg von gestern Nachmittag kriselt es bei Bayern München wieder an allen Ecken und Enden.
So langsam entwickelt sich der in den letzten Jahren so vergleichsweise ruhige und erfolgsverwöhnte Serienmeister zum FC Hollywood zurück. Noch ein Beispiel gefällig? Die vielsagende Kritik von Lisa Müller über die späte Einwechslung ihres Mannes auf Instagram.
Thomas Müller fristete ganze 70 Minuten auf der Ersatzbank der Münchner. Als er beim Stand von 0:0 dann eingewechselt wurde, postete seine Frau Lisa ein Foto, auf dem Trainer Niko Kovac neben ihrem Ehemann steht und diesem letzte Anweisungen für das Spiel gibt. Dazu schrieb sie vielsagend: «Mehr als 70 Min bis der mal nen Geistesblitz hat 🤦.» Wenig später löschte sie den Post wieder. Da hatten sich Screenshots und Diskussionen darüber aber schon online verbreitet.
Mittlerweile hat sie sich bei Kovac und dem FC Bayern entschuldigt, schreibt der deutsche Rekordmeister in einer Mitteilung an die Medien.
Lisa Müller entschuldigt sich bei Niko Kovac. #FCBayernhttps://t.co/QGcZAtYrPz
— FC Bayern München (@FCBayern) 4. November 2018
Nach dem 1:1 gegen die Freiburger musste sich also Thomas Müller auch Fragen über den Post seiner Frau stellen. Gegenüber Sky sagte er nach dem Spiel, dass er die Aktion seiner Frau «nicht unbedingt super» fand. «Es war aus der Emotion heraus. Sie liebt mich halt, was soll ich machen», ergänzte er.
Und Trainer Niko Kovac? Auf die Frage, was er zu dem Post sage, antwortete Kovac nach dem Spiel in der Pressekonferenz nur: «Nichts!»
Dabei sagt der Post ziemlich viel über die Krise der Bayern aus: Kovac fehlten in den letzten Wochen nicht nur spielerische Ideen auf dem Platz, sondern er scheint zunehmend auch von seinen Spielern Gegenwind zu bekommen. Dass Lisa Müller so offensiv und öffentlich den Trainer ihres Mannes kritisiert, zeugt nicht davon, dass im Hause Müller positiv über den Coach gesprochen wird. Geschweige denn, dass der Respekt gegenüber Kovac besonders gross ist. Vielmehr suggeriert es, dass der Frust im Team wächst, besonders bei Müller, der zuletzt häufiger auf der Bank Platz nehmen musste.
Sportdirektor Hasan Salihamidzic wurde nach dem Spiel gefragt, warum denn von den Fortschritten, die Trainer Kovac Woche für Woche in Aussicht stelle, nichts zu sehen sei. Er antwortete: «Das frage ich mich auch, das ist so leicht nicht zu beantworten.» Auf die Frage, ob Kovac auch noch Trainer ist, wenn die Bayern gegen Leader Dortmund am kommenden Samstag verlieren, sagte er: «Fragen Sie nicht so blödsinnige Fragen.» Eine wenig souveräne Antwort.
1 - Erstmals seit dem 30. Spieltag 2011/12 steht der @BVB vor einem direkten Duell mit dem #fcbayern wieder vor den Münchnern in der Tabelle - Damals wurden die Dortmunder am Ende Meister. Paradigmenwechsel. pic.twitter.com/qsSHiaFFsp
— OptaFranz (@OptaFranz) 3. November 2018
Die Bundesliga scheint die Krise gar nicht so zu stören. Viel zu lang sind die Profis der 17 anderen Teams nur nach München gefahren, um dort das «Erlebnis» Allianz Arena für ihre Instagram-Follower festzuhalten und um eine halbes Dutzend Gegentore zu verhindern.
Immerhin sechs Meistertitel in Folge konnte der FC Bayern in den letzten Jahren einfahren. Kein Wunder, dass sich der Dauermeister laut Medienberichten Gedanken gemacht hat, in eine Superliga mit anderen Superclubs in Europa einzusteigen. Noch so ein Thema, das neben dem Platz für Schlagzeilen sorgt.
„Wir stehen zur Bundesliga - Superliga ohne uns“
— Heiko Niedderer (@itstheicebird) 3. November 2018
Die Bayern-Fans nochmal deutlicher. #FCBSCF #SuperLeague pic.twitter.com/VIPYn8DVvk
Die neue Superliga für die Bayern heisst aber erstmal wieder Bundesliga. Schon vier Zähler stehen sie hinter Borussia Dortmund. Und die Festung Allianz Arena bröckelt auch wie der Putz in einer Amateurkabine: Es war das vierte sieglose Heimspiel in Folge für die Bayern. Einen solchen Negativlauf gab es zuletzt im Olympiastadion – vor 17 Jahren.
Bei Leader Borussia Dortmund spielen sie am Samstag nicht zuhause, sondern im Dortmunder Westfalenstadion. Und wenn sie da nicht gewinnen, dürfte wohl die Chefetage der Bayern einen «Geistesblitz» haben.
Unglaublich diese Restriktionen. Ich könnte das nicht Leben. Freie Meinungsäusserung. Und ganz ehrlich. Das ist nicht mal unter der Gürtellinie. Das ist maximal hart im nehmen.
Lächerlich das Ganze!