Colin O'Brady hat das scheinbar Unmögliche geschafft: Alleine und ohne weitere Hilfsmittel hat der 33-jährige Amerikaner in 54 Tagen die Antarktis durchquert. Die 1482 Kilometer lange Strecke legte er auf Langlaufskiern zurück.
Wie stellt man so etwas an? Wir haben die wichtigsten Antworten rund um die Traverse der Antarktis zusammengetragen.
Der erste Teil dürfte selbsterklärend sein: O'Brady war auf der Durchquerung alleine. Er blieb lediglich über ein Satellitentelefon in Kontakt mit seinem Manager. Ohne Hilfsmittel heisst, dass er die ganze Reise mit seiner Muskelkraft bewältigte. Keine Zugtiere, keine Windsegel, kein Schneemobil. Zudem musste er alles, was er für die Durchquerung brauchte, auch selbst mitschleppen. Er hatte zuvor keine Zwischendepots mit Verpflegung oder Gas angelegt.
Ja. Zwar gibt es insgesamt 16 erfolgreiche Antarktis-Traversen, aber alle Vorgänger kamen entweder in den Genuss von Vorratslieferungen oder nutzten Windsegel. 1996 durchquerte der Norweger Borge Ousland als Erster alleine die Antarktis. Er wurde zwar unterwegs nicht mit Vorräten versorgt, allerdings nutzte er Windsegel. 2011 durchquerte Felicity Aston als erste Frau die Antarktis.
O'Brady zog einen Schlitten von gut 180 Kilogramm hinter sich her. Darin hatte er alles, was er für die 54 Tage im ewigen Eis brauchte. Besonders knifflig sei die Planung des Essens gewesen: Wie schafft man es, genug Kalorien für eine so lange Reise einzupacken? Gemäss O'Brady erhielt er bei der Planung Unterstützung von einer Ernährungsspezialistin.
Nebst der Verpflegung hatte O'Brady auch Ersatzteile auf dem Schlitten, so zum Beispiel einen extra Skistock und eine zusätzliche Bindung. Ausserdem hatte er Werkzeug dabei, falls sein Zelt oder Schlafsack geflickt werden musste. Denn: Falls er sein Zelt verloren hätte, hätte er die Mission abbrechen müssen.
Nebst seinem Satellitentelefon hatte O'Brady auch einen GPS-Sender dabei, der sich immer in Griffnähe befand. Mittels Knopfdruck hätte er die Einsatzzentrale alarmieren können.
Nach dem Tod von Henry Worsley im Jahr 2016 lautete das Urteil des Magazins «Wired»: Unmöglich und verrückt. Der Brite starb an den Folgen einer Infektion im Rumpfbereich, nur knapp 50 Kilometer vor der Ziellinie. Die grösste Schwierigkeit beim Unterfangen sei die Versorgungslage über eine so grosse Zeitspanne.
Anscheinend nicht. Gegenüber der «New York Times» sagte O'Brady, dass er seine Lieblings-Musikalben und viele Podcasts dabeihabe. Dazu kommt, dass er Schweigemeditation betreibe und die Stille geniesse. Diese Reise gebe ihm die Freiheit, in Ruhe über sein Leben nachzudenken und tiefere Erkenntnisse zu gewinnen.
Mittels Satelliten-Modem blieb O'Brady mit der Welt verbunden. Dieses erlaubte ihm, Fotos in anständiger Qualität ins Netz zu stellen.
Und der Strom? 24 Stunden Tageslicht! O'Brady lud jeweils in der Nacht seine elektronischen Geräte auf.
Den ganzen Abfall, den O'Brady produzierte, nahm er auch wieder mit. Angeblich rannte er sogar einem Abfallsack hinterher, den der Wind davontrug.
Abgesehen von den Schlittenspuren und gelben Linien im Schnee ist auf der Oberfläche nichts mehr von O'Bradys Mission zu sehen. Denn: Exkremente müssen vergraben werden. Der Abenteurer gönnte sich ausserdem den Luxus von vier WC-Papierrollen.
Nein. Er hält den Geschwindigkeitsrekord für die «Seven Summits» (Besteigung der höchsten Berge der sieben Kontinente), den Geschwindigkeitsrekord des Explorers Grand Slam (Nord- und Südpol plus die Seven Summits) und der Three Poles Challenge (Nord- und Südpol, Mount Everest). Ausserdem ist er der Erste, der Snapchat auf dem Mount Everest nutzte. ¯\_(ツ)_/¯
(jaw)