Ein 0:4 im Halbfinal gegen Davos – ein
enttäuschender Abschluss der Saison.
Marc Lüthi: Wir haben den Halbfinal verloren. Das
tut weh, unabhängig vom Resultat.
Wie beurteilen Sie die soeben zu Ende gegangene
Saison?
Wir müssen sehen, woher wir
kommen. Wir haben letzte Saison ganz schön aufs
Dach bekommen und die Playoffs verpasst. Jetzt
haben wir den Cup gewonnen, Platz 2 in der
Qualifikation und die Halbfinals erreicht. Andere,
die vor einem Jahr so weit unten waren wie wir,
sind diese Saison nicht so weit gekommen.
Sie sind also zufrieden?
Nein, ich bin enttäuscht und es ist für mich nicht ganz einfach, bloss ein paar Minuten nach
dieser Niederlage zu reden. Aber wie ich sagte:
Wenn wir sehen, woher wir gekommen sind und
was wir erreicht haben, dann haben wir auch
Grund zu einer positiven Beurteilung.
Aber der grosse, mächtige SCB kann doch mit
einer Saison nicht zufrieden sein, die mit dem
Halbfinal endet?
Nein, das kann er nicht. Aber wenn wir
sagen, der Halbfinal sei das Ziel, dann bedeutet
das nicht, dass wir intern mit dem Erreichen des
Halbfinals zufrieden sind. Wir müssen immer das
Maximum anstreben. Das ist klar. Aber jetzt war
einfach nicht mehr möglich. Davos hatte am Ende
mehr Energie als wir.
Die SCB-Spieler könnten auch mehr Energie
haben.
Ja, und ich will wissen, warum wir
diese Energie nicht hatten.
Alles wird analysiert?
Ja, alles wird analysiert und ich will auf
alle Fragen eine Antwort haben. Wir haben sehr
gute Leute, die diese Antworten liefern können.
Erst dann haben wir Entscheidungsgrundlagen.
Dann wird auch Trainer Guy Boucher hinterfragt?
Nein, über den Trainer wird nicht
diskutiert.
Dann steht Guy Boucher auch nächste Saison an
der Bande?
Das kann ich jetzt so nicht sagen.
Sie hinterfragen den Trainer also doch?
Nein. Aber er hat eine Ausstiegsklausel
für die NHL. Also kann ich hier und jetzt nicht
sagen, dass er auch nächste Saison bei uns ist.
Nun, die Gefahr, dass er abspringt, ist wohl nicht
so gross. Ist er also der Trainer, der den SCB
weiterbringen kann?
Ja, das ist er. Wir haben mit ihm einen
riesigen Schritt nach vorne getan. Jetzt müssen wir
den nächsten Schritt machen.
Es könnte aber auch sein, dass Guy Boucher mit
seiner Philosophie nicht mehr weiterkommt.
Nein, er wird uns weiterbringen.
Wie kommen Sie zu diesem Schluss?
Er ist sehr, sehr intelligent und er
kennt nun die vielen Besonderheiten unserer Liga.
Er hat inzwischen ja fast alles erlebt. Das
Verpassen der Playoffs, den Cupsieg und die
Halbfinals. Er hat Grundlagen geschaffen, um einen
Schritt weiter zu kommen. Jetzt braucht es einfach
noch ein paar Farbtupfer.
Da müssen Sie viel Farbe verwenden. Sie brauchen
mindestens zwei sehr gute neue ausländische
Spieler und dafür müssen Sie wohl eine Million
investieren.
Wir haben schon auf diese Saison sehr
viel investiert.
Aber die soeben abgelaufene Saison war ja
wirtschaftlich erfolgreich. Sie können eine weitere
Million investieren. In einer solchen Situation
würde Bayern München auch investieren.
Ich gehe davon aus, dass wir ein gutes
Geschäftsergebnis erzielen. Aber wird sind doch nicht
Bayern München!
Aber das Bayern München unseres Hockeys.
Vergessen Sie nicht: Wir müssen erst
jeden Franken, den wir ausgeben, selber
verdienen.
Das macht Bayern München auch.
Aber die machen das auf einem ganz
anderen Niveau und die haben ganz andere
Möglichkeiten als wir.