Die grosse Ski-Nation Österreich steckt nach dem Rücktritt von Überfahrer Marcel Hirscher tief in der Krise. Erst fünf Saisonsiege haben die sonst so erfolgsverwöhnten ÖSV-Athleten in dieser Saison eingefahren. Drei davon gehen aufs Konto von Doppel-Olympiasieger Matthias Mayer, einmal stand Vincent Kriechmayr zuoberst auf dem Podest, einmal Nicole Schmidhofer.
Doch nicht nur bei den Siegfahrern, sondern auch in der Breite sind die Österreicher nicht mehr so gut aufgestellt wie in den letzten Jahren. Das zeigt sich vor allem bei den Männern. In den Speed-Disziplinen fehlen hinter Mayer und Kriechmayr die zuverlässigen Podestfahrer, noch düsterer sieht es bei den Technikern aus.
Im Riesenslalom von Garmisch setzte es ein historisches Debakel, als Manuel Feller als bester und einziger Österreicher im zweiten Lauf 28. wurde. Im Slalom ist man mit Marco Schwarz, Christian Hirschbühl und Michael Matt sowie den jungen Fabio Gstrein und Adrian Pertl etwas besser aufgestellt. Dennoch droht Österreich, in der Nationenwertung zum ersten Mal nach 30 Jahren wieder der Schweiz den Vortritt lassen zu müssen. Nach 49 von insgesamt 85 Rennen liegt man bereits 299 Punkte hinter Beat Feuz, Wendy Holdener und Co..
Dennoch sieht ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel seine Athleten nicht unter Zugzwang. In Gegenteil: «Die Schweizer haben, glaube ich, mehr Druck als wir», erklärt er gegenüber der Kronen-Zeitung. Der Grund für seine gewagte These: Schröcksnadel hat von Präsident Urs Lehmanns Aussagen im Blick erfahren, dass Swiss Ski im Falle eines Triumphs in der Nationenwertung von seinen Partnern dank leistungsabhängiger Verträge einen hohen Zustupf erhalten würde.
Aufgeben will Schröcksnadel aber nicht. «Natürlich bin ich voll angefressen. Aber ganz so schlimm, wie es den Anschein hat, ist es auch wieder nicht. Unsere Leute sind ja nicht wirklich langsam, den Speed haben sie», erklärt der 78-Jährige im Interview mit oe24.at. «Wir unternehmen einiges, unsere Leute müssen sich gegenseitig pushen.»
Selbstverständlich wolle man die Nationenwertung am Ende der Saison erneut gewinnen, erklärt Schröcksnadel weiter. «Doch wir dürfen uns deswegen nicht noch zusätzlich unter Druck setzen. Für uns verändert sich nichts. Ob wir das gewinnen oder nicht. Ausserdem sind die Schweizer ja noch nicht davongezogen. Den Rückstand von 299 Punkten können wir aufholen. In Chamonix kann es schon wieder ganz anders ausschauen.»
Dort stehen am Wochenende ein Slalom und ein Parallel-Riesenslalom auf dem Programm – aktuell eher die Domänen der Schweizer. Die Frauen bestreiten in Garmisch-Partenkrichen eine Abfahrt und einen Super-G. (pre)
Kriese, naja. Ich denke wir Schweizer tun gut daran uns zu freuen, so es denn wirklich reicht.