Einmal im Leben ein Hauptrunden-Match bei einem Grand Slam zu spielen – das ist der Traum von so manchem Tennisspieler. Da würde man sein Letztes geben. Oder etwa nicht?
Nein.
Zumindest, wenn es nach dem Schiedsrichter der Erstrundenpartie zwischen Maria Sakkari und der US-Amerikanerin Anna Tatischwili ging. Die aufstrebende Griechin liess ihrer Gegnerin dabei nämlich keine Chance und fegte sie mit 0:6, 1:6 vom Platz. Wobei ein «Wegfegen» gar nicht nötig war, denn von Tatischwili kam kaum Gegenwehr.
— Gracea Blout (@GraceaBlout) 2. Juni 2019
Zu wenig Gegenwehr, wie der Internationale Tennisverband (ITF) jetzt entschieden hat. Die 29-Jährige muss ihr ganzes Preisgeld von rund 50'000 Schweizer Franken wieder abgeben. Der Referee hat beim Verband nach der Partie nämlich einen Bericht eingereicht und Tatischwili «mangelndes professionelles Verhalten» vorgeworfen.
Wie es der Zufall will, war ich vor wenigen Tagen in Paris und habe genau diese Partie aus nächster Nähe verfolgt. Mein Kollege und ich haben uns auch gefragt, was Tatischwili auf diesem Niveau verloren hat. Immer wieder musste sie die Aufschlagbewegung wegen schlechten Aufwürfen abbrechen. Wenn der erste Aufschlag mit über 130 km/h kam, war das schon schnell. Stoppbälle der Gegnerin versuchte die Amerikanerin gar nicht erst zu erlaufen. Wir vermuteten, dass ein körperliches Problem vorgelegen haben musste. Dass es einfach nur mangelnde Motivation sein könnte, daran haben wir gar nicht gedacht.
Tatischwili war einst die Nummer 50 der Welt. Seit Oktober 2017 hat sie aus Verletzungsgründen aber kein WTA-Spiel mehr bestritten. In Paris nutzte sie ihr geschütztes Ranking, um im Hauptfeld auftreten zu können. Gegen den Entscheid kann die Spielerin bis zehn Tage nach Verkündung Rekurs einlegen. In diesem Fall gäbe es eine detaillierte Untersuchung.