Erst um 1.26 Uhr nachts und bei Temperaturen knapp über der 10-Grad-Grenze verwandelte Rafael Nadal in der Nacht auf heute im French-Open-Viertelfinal gegen den italienischen Youngster Jannik Sinner seinen Matchball. Weil gleich fünf Matches auf dem mit einem Dach ausgerüsteten Court Philippe-Chatrier angesetzt waren und Diego Schwartzman für seinen Triumph gegen Dominic Thiem 5:08 Stunden benötigte, begann Nadals Partie erst kurz nach 22.30 Uhr.
Immerhin setzte sich der spanische Sandkönig glatt in drei Sätzen durch. Beim 7:6, 6:4, 6:1-Erfolg musste die Weltnummer 2 allerdings mehr kämpfen, als ihr lieb sein konnte. In den ersten beiden Sätzen lag Nadal jeweils mit Break zurück, bevor er zurückschlagen und bei seinem 100. Paris-Auftritt den 98. Sieg bejubeln konnte.
Simply Stunning 👏
— Roland-Garros (@rolandgarros) October 6, 2020
In his 100th career match at #RolandGarros, @RafaelNadal returns to a 13th SFs defeating Sinner 7-6(4), 6-4, 6-1. pic.twitter.com/7OzxSouBIG
Nach seiner Nachtschicht war Nadal aber nicht zum Feiern zu Mute. Im Gegenteil: Der «Stier aus Manacor» war bei der Pressekonferenz nach dem Spiel sichtlich angekratzt. «Es ist gefährlich für unsere Körper, unter diesen Bedingungen zu spielen», kritisierte Nadal um 2 Uhr morgens im spärlich besetzten Pressesaal.
Das Problem sei nicht die Uhrzeit, sondern die Temperatur. «Es ist zu kalt, um Tennis zu spielen. Ich weiss, dass Fussballer unter ähnlichen Bedingungen spielen. Aber das ist etwas anderes: Sie bewegen sich ständig, während es bei uns immer wieder Pausen gibt», so Nadal. «Ich weiss wirklich nicht, warum sie fünf Spiele auf dem Center Court angesetzt haben. Das war ein grosses Risiko. Schon als ich die Spielansetzung sah, sagte ich mir, dass es heute extrem lange Partien geben könnte. Genau das ist passiert.»
Nadal kommen die kalten und feuchten Bedingungen, wie sie im herbstlichen Paris herrschen, alles andere als entgegen. «Sinner hat viel Power und grossartige Schläge. Es war schwierig für mich, denn der Ball nimmt einfach keinen Drall an auf diesen Plätzen. Deshalb konnte ich ihn kaum aus seiner Position drängen», so der zwölffache Turniersieger.
Schon vor dem Turnier hatte Nadal die Bedingungen und insbesondere den Wechsel von Babolat- auf Wilson-Bälle kritisiert. Die neue Filzkugeln sind weniger «lebendig» und springen weniger hoch ab als die alten. Die herbstlichen Bedingungen machen die Bälle zudem schwerer und halten sie noch tiefer. Für Nadals Spielstil definitiv ein Nachteil, weil seine mit viel Spin geschlagenen Grundschläge den Gegner nicht wie gewohnt aus dem Platz drängen.
Zwar hat Nadal trotz den schwierigen Bedingungen im Turnierverlauf noch keinen Satz abgegeben, als haushoher Favorit sieht er sich für den Halbfinal dennoch nicht. Auch weil es gegen Diego Schwartzman geht – der nur 1,70 Meter grosse Argentinier hatte Nadal bei ähnlichen Bedingungen in Rom vor zwei Wochen überraschend in zwei Sätzen besiegt. «Er ist leicht im Vorteil, weil er mich das letzte Mal geschlagen hat. Zudem kommen die Bedingungen seinem Spiel etwas mehr entgegen», erklärte Nadal. (pre)
New for 2020
— Christopher Clarey (@christophclarey) September 25, 2020
King of clay Rafael Nadal under a closed French Open roof
📸 Anthony Dibon pic.twitter.com/vi4UjYYaxY