Nur wenige Akteure haben in der Geschichte des Tennis so viel erreicht wie Serena Williams. Die Gewinnerin von 23 Grand-Slam-Turnieren gehört seit über zwei Jahrzehnten zur absoluten Weltklasse. Und doch fühlte sich die US-Amerikanerin im Traditionssport nicht immer willkommen.
«Unterbezahlt und unterbewertet» sei sie oft gewesen, sagte Serena Williams der «British Vogue». Weil sie schwarz ist, weil sie eine Frau ist. Im Magazin erzählt sie von ihrem Einsatz gegen Rassismus. Die Bewegung «Black Lives Matter» ist seit Monaten stark, nachdem wiederholt schwarze US-Bürger von Polizisten getötet wurden. «Jetzt haben wir als Schwarze eine Stimme», so Williams, «und die Technologie hat einen grossen Anteil daran. Menschen überall sehen nun Dinge, die jahrelang verborgen blieben. Denn das geschieht schon seit Jahren, die Leute konnten einfach nicht ihr Telefon in die Hand nehmen und ein Video davon machen.»
Als die Bewegung im Frühsommer ins Rollen kam, hätten ihr viele Weisse geschrieben, erzählt Williams. «Sie schrieben: ‹Es tut mir leid für alles, was Sie durchmachen mussten.› Ich sagte: ‹Nun, haben Sie das alles vorher nicht gesehen? Ich habe meine ganze Karriere lang darüber gesprochen. Es gab einen Vorfall nach dem anderen.›»
Die 39-jährige Tennisspielerin kündigt an, weiter für eine in ihren Augen gerechtere Welt zu kämpfen. «In dieser Gesellschaft wird es Frauen weder beigebracht, noch wird von ihnen erwartet, dass sie zukünftig eine Führungspersönlichkeit oder gar CEO sind. Das muss sich ändern», fordert Williams. «Vielleicht kommt das für meine Generation zu spät. Aber jemand in meiner Position kann Frauen und Dunkelhäutigen zeigen, dass wir eine Stimme haben, und Gott weiss: Ich benutze meine.» Sie liebe es, sich für Menschen einzusetzen und Frauen zu unterstützen; die Stimme für Millionen zu sein, die keine haben.
Williams schildert auch, was einst als junge Frau, die nicht der Norm entsprach, in ihr vorging. Sie sei einfach anders als ihre ebenfalls höchst erfolgreiche Schwester Venus: «Sie sah eher aus wie das, was akzeptabel ist. Sie hat unglaublich lange Beine, sie ist wirklich, wirklich dünn. Ich habe im Fernsehen keine Leute gesehen, die so aussahen wie ich, die dick waren. Es gab kein positives Körperbild.» Es sei eine andere Zeit gewesen.
Die Mutter einer dreijährigen Tochter, die zuletzt die French Open wegen Problemen mit der Achillessehne aufgab, blickt zuversichtlich in die Zukunft. «Ich war noch nie in meinem Leben wie alle anderen und ich habe nicht vor, das nun zu ändern.» (ram)