Die belgische Top-Taube New Kim wechselt per sofort vom Schlag von Kurt Van de Wouver aus Berlaar nach China. Mit einem Preis von 1,72 Millionen Franken löst New Kim Armando als teuersten Taubentransfer der Geschichte ab. Armando hatte im März 2019 vom belgischen Schlag von Joël Verschoot ebenfalls nach China gewechselt.
Die Flugkünste des Gegenwindspezialisten mit erstaunlicher Spannweite konnten chinesische Fans indes nie bewundern. Der Seriensieger diverser Klassiker, unter anderem auch der Ace Pigeon Championship, der 2018er Angoulême und der 2019er Langdistanz-Olympiade, wurde nur für die Zucht eingesetzt.
Gut möglich, dass sich Männchen Armando und Weibchen New Kim im selben Schlag treffen. Hinter dem Pseudonym «Super Duper» des erfolgreichen Bieters wird derselbe Züchter vermutet, der sich schon die Dienste von Armando sichern konnte.
«Super Duper» lieferte sich während der letzten 30 Minuten des zweiwöchigen Transferfensters eine regelrechte Bietschlacht mit «Hitman». Die Auktion des belgischen Edelweibchens hatte bei einem Preis von 200 Euro begonnen. Ein südafrikanisches Bietkonsortium hatte den Preis vorübergehend auf 1,4 Millionen getrieben. Doch am Ende war die chinesische Kaufkraft erneut stärker.
Der Rekordpreis ist umso erstaunlicher, weil es sich bei New Kim um ein Weibchen handelt. Zuchttauberiche erzielen in der Regel höhere Preise.
Im Gegensatz zu Armando ist der Palmarès von New Kim bescheiden. Die zweijährige Täubin flog nur die Saison 2018 und gewann dabei den Titel des besten Jungvogels von Belgien.
Der Verlust von New Kim ist für Europas Taubensport ein weiterer herber Rückschlag. Immer wieder verschwinden hoffnungsvolle Talente (Bolt, Nadine) in chinesischen Zuchtschlägen – und damit aus den Augen europäischer Fans.
In China sind die Preisgelder bei Taubenrennen in den letzten Jahren in die Höhe geschossen. Zu Gewinnen gibt es neben viel Geld auch Autos. So soll eine belgische Taube ihrem Besitzer bereits einen Bentley, einen Mercedes G500 und einen Mercedes GL400 eingeflogen haben. Das schreibt der stolze Züchter Jos Vercammen («A family of winners») auf seiner Homepage.
Die steigenden Preisgelder verführen allerdings auch zu Doping und zu Betrügereien. 2018 wurden die Taubenzüchter Gong und Zhang zu drei Jahren auf Bewährung verurteilt. Sie hatten das 16. Shanghai-Homing-Pigeon-Race und damit ein Preisgeld von 160'000 Franken gewonnen, indem sie ihre Taube mit einem Hochgeschwindigkeitszug ins Ziel gebracht hatten.
Der traurige, aber wohl unvermeidliche Transfer bietet auch Anlass zur Hoffnung. Bereits wird in der Szene auf einen Nachwuchs von Armando und New Kim und damit auf die ultimative Supertaube gehofft.
Wir bleiben dran.
Viel Glück Kim, es war mir eine Ehre dich damals auf dem Martinsplatz in Venedig kennengerlent zu haben. Du bist zwar ein Vogel, aber trotzdem immer auf dem Boden geblieben!