Chris Kamara ist in jungen Jahren selber Fussballprofi. Nach Jahren bei drittklassigen Klubs wie Swindon Town oder Brentford schafft es der Mittelfeldspieler im Herbst seiner Karriere mit Leeds United doch noch in die First Division, vor der Einführung der Premier League Englands höchste Liga. In der Meistersaison 1991/92 gelangt er zu zwei Teileinsätzen.
Später wird Kamara erst kurz Trainer und dann Fernsehreporter. Er steht dabei in einem Stadion und aus dem Studio wird zu ihm geschaltet, damit er schildert, was sich ereignet hat. Im Prinzip ist es Radio mit Bild, Fernsehstationen handhaben das so, wenn sie keine Übertragungsrechte besitzen.
Im April 2010 steht Chris Kamara im Fratton Park in Portsmouth. Der Heimklub ist als Tabellenletzter bereits so gut wie abgestiegen, während es für Blackburn im gesicherten Mittelfeld um nichts mehr geht. Vielleicht ist Kamara deshalb nicht ganz bei der Sache. Denn als Moderator Jeff Stelling aus dem Studio zu ihm schaltet, steht er neben den Schuhen.
«Ab in den Fratton Park, wo es einen Platzverweis gegeben hat», leitet Stelling die Schalte ein, «aber für wen, Chris Kamara?»
Der verdutzte Reporter entgegnet: «Ich weiss es nicht, Jeff. Gab es wirklich einen? Den muss ich verpasst haben.»
Nun biegen sich die Moderatoren im Studio vor Lachen. «Chris, hast du nicht zugesehen? Ich habe nicht», sagt Stelling, «ich habe wirklich keine Idee, was da passiert ist. Was ist passiert?», hakt er nach. Wieder kommt aus dem Fratton Park die Antwort: «Ich weiss es nicht, Jeff!»
Nun grölt sich auch Kamara kaputt. Doch es kommt noch besser. Stelling informiert den Reporter darüber, dass Portsmouths Anthony Vanden Borre Rot gesehen habe. Darauf Kamara: «Du hast recht, ich habe ihn verschwinden sehen. Aber ich dachte, die wechseln ihn aus, Jeff.» Schallendes Gelächter im Studio.
Chris Kamaras Karriere hat der Aussetzer nicht geschadet. In England ist er je nach Sichtweise ein B-, C- oder D-Promi. Er nahm in Quiz-Sendungen ebenso teil wie bei Back-Wettbewerben, versuchte sich als Ninja Warrior und schaffte es 2019 mit einem Weihnachtsalbum bis auf Platz 8 der Charts, sowohl in England wie auch in Schottland.
Im März 2023 ehrt ihn sogar Prinz William mit dem Ehrentitel MBE (Member of the Order of the British Empire). Die Social-Media-Abteilung der Royals schreibt in Anlehnung an die berühmte Szene 2010: «Wir schalten ins Schloss Windsor, wo ein MBE verliehen wurde. Aber an wen, Chris Kamara?»
We’re off to Windsor Castle where there’s been an MBE, but for who @chris_kammy? pic.twitter.com/B3eMPF0xxg
— The Prince and Princess of Wales (@KensingtonRoyal) March 7, 2023