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René Botteron schlägt mit Standard Lüttich 1982 fast den FC Barcelona

Das kleine Lüttich mit René Botteron (vorne, ganz links) forderte im Cup der Cupsieger das grosse Barcelona.
Das kleine Lüttich mit René Botteron (vorne, ganz links) forderte im Cup der Cupsieger das grosse Barcelona.Bild: twitter
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René Botteron schlägt als erster Schweizer in einem Europacup-Final fast den FC Barcelona

12. Mai 1982: René Botteron steht als erster Schweizer Fussballprofi in einem Finalspiel des Europacup. Mit Standard Lüttich ärgert der Glarner den grossen FC Barcelona und fährt eine historische Niederlage ein.
12.05.2020, 16:1212.05.2020, 16:13
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René Botteron ist kein Mann der Retrospektive. «Was vorbei ist, ist vorbei», sagte der 65-jährige Ex-Fussballer gegenüber dem «Blick». Vor zwei Jahren war das, als der Boulevard von ihm wissen wollte, wo er die Schmuckstücke seiner Karriere aufbewahrt. Trikots aus der Aktiv-Zeit besitzt Botteron keine mehr, er stellte sie für Tombolas zur Verfügung, weil sie bei ihm «in einer Kiste» gelandet wären.

Im Leben des Glarners, der als 19-jähriger Flügelstürmer zum FC Zürich und acht Jahre später in die Bundesliga zog, spielt der Fussball nur noch eine Nebenrolle. Dabei leistete Botteron für den Schweizer Fussball Pionierarbeit, die 1982 im Final des Cup der Cupsieger ihren Höhepunkt fand.

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Renzo Bionda (links) und René Botteron freuen sich über den Cupsieg.Bild: KEYSTONE

Heute vor 38 Jahren feierte der belgische Traditionsklub Standard Lüttich auf europäischer Bühne den grössten Erfolg der Klubgeschichte, eine 1:2-Finalniederlage gegen den grossen FC Barcelona um die deutsche Trainerlegende Udo Lattek.

Der von Raymond Goethals trainierte belgische Aussenseiter setzte dabei am linken Flügel auf den flinken Schweizer mit auffälliger Lockenpracht, René Botteron. Mit ihm stand erstmals ein Fussballer aus der Schweiz im Final eines europäischen Wettbewerbes.

Missverständnis in Köln

Dass er als erster Schweizer diesen Meilenstein erreichte, sei «ein bisschen Zufall» gewesen, sagte Botteron Jahre nach dem Spiel gegenüber dem Schweizer Fernsehen SRF. Sein Plan war es eigentlich gewesen, in der Bundesliga mit dem FC Köln an der Seite von Stars wie Toni Schumacher, Pierre Littbarski und Rainer Bonhof um den deutschen Meistertitel zu spielen. Aber Köln spielte trotz hochkarätiger Kaderliste nicht um den Meistertitel und Botteron spielte meist gar nicht, so dass ihn der Bundesligist 1982 leihweise nach Belgien schickte.

Mit Lüttich wird Botteron in seiner einzigen Saison Meister, im Final des Cup der Cupsieger bleibt die Krönung aber aus. Obschon der Aussenseiter die rund 100'000 Zuschauer im Camp Nou und die elf Gegenspieler auf dem Platz früh überrascht, eine clevere Freistossvariante nutzt Guy Vandermissen in der 8. Minute zum 1:0 für die Gäste.

Der frühen Führung für Lüttich folgt ein Finalspiel von «durchschnittlichem Niveau», wie die NZZ titelte. «Das frühe Gegentor war nicht geeignet, den Spaniern Sicherheit und Selbstvertrauen zu geben, und deshalb griffen sie in der ersten Hälfte mehrfach zu unerlaubten Mitteln, die vom Schiedsrichter konsequent geahndet wurden», bilanzierte der Redaktor im Matchbericht.

Simonsen sorgt für die Wende

Dank zweier Freistösse und seinem dänischen Starspieler Allan Simonsen dreht der Favorit das Spiel bis zur 64. Minute doch noch. Den ersten Treffer in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit erzielt Simonsen per Kopf selber, beim zweiten überrascht die Nummer 7 der Spanier sämtliche Gegenspieler und die TV-Crew mit einem schnell ausgeführten Freistoss. Auf den TV-Bildern ist vom 2:1 für Barcelona kaum etwas zu sehen. Die TV-Crew legte wie die Abwehr der Belgier den Fokus auf einen verletzten Barça-Spieler, Simonsen führte schnell aus und ermöglichte Quini das 2:1.

Lüttich und Botteron fehlte vor 38 Jahren wenig zum Gewinn der Europacup-Trophäe; zwei Tore, ein wenig Glück, ein bisschen mehr Aufmerksamkeit. Hadern will der Schweizer mit der Niederlage aber nicht. «Sie waren schon auch einfach die bessere Mannschaft. Das ist so», sagte er gegenüber SRF über den Gegner aus Barcelona.

Die Highlights des Spiels im Videoquelle: youtube/german vazquez

Und dass er schon auch ein bisschen stolz sei, bereits den Final erreicht zu haben. Immerhin war er der erste Schweizer, auch wenn bei ihm die Vergangenheit keine Rolle spielt. (dab/sda)

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