Nach dem jüngsten Dopingfall um fünf Langläufer an der WM in Seefeld ist wieder einmal von «Eigenblut-Doping» die Rede. Was ist das eigentlich und wie funktioniert es? Dieses kurze Video der Nationalen Anti-Doping-Agentur Austria (NADA) erklärt es dir:
Beim Eigenblut-Doping wird einem Sportler einige Wochen vor einem Wettkampf etwa ein Liter Blut abgenommen, im Idealfall nach einem Höhentrainingslager. Dann besitzt das Blut mehr rote Blutkörperchen und ist damit leistungsfähiger, weil mehr Sauerstoff transportiert werden kann. Kurz vor dem Wettkampf wird dieses Blut wieder eingeführt, womit der dopende Sportler dank mehr Blut mit mehr roten Blutkörperchen mehr leisten kann.
Einer der in Seefeld verhafteten Sportler war gestern Morgen gemäss Behördenangaben in flagranti mit einer Bluttransfusion im Arm erwischt worden. Diese Tatsache ist für die Ermittler deshalb von Bedeutung, weil Eigenblut-Doping schwierig nachzuweisen ist.
Die Methode ist schon seit vielen Jahrzehnten bekannt und im Einsatz. Seit den 1970er-Jahren wurde sie vor allem in Ausdauersportarten angewandt. Nach dem Aufkommen des noch wirksameren Hormons EPO in den 1990er-Jahren verschwand sie dann etwas, ehe sie wieder populär wurde, seit man Doping mit EPO nachweisen kann.
Der US-amerikanische Radprofi Tyler Hamilton beschrieb in seinem Buch, wie ihm an der Tour de France im Jahr 2000 nach einer Etappe frisches Blut zugeführt wurde. Als das noch kühle Blut in seinen Körper gelangte, habe er eine Gänsehaut bekommen, so der Teamkollege von Lance Armstrong.
2006 sagte ein Experte im Spiegel, dass sich durch Blutdoping die Leistung um acht bis zehn Prozent steigern lasse. Andere Quellen rechnen mit etwa fünf Prozent. Carsten Lundby von der Universität Zürich sagte 2014 gegenüber SRF, die maximale aerobe Leistung lasse sich um acht bis zwölf Prozent verbessern.
Ob fünf, acht oder gar zwölf Prozent – auf allerhöchstem Niveau, wo oft Hundertstel entscheiden, ist das in jedem Fall ein Quantensprung. Deshalb nehmen Athleten auch die Risiken, die bestehen, in Kauf. Blutkonserven können nur eine begrenzte Zeit lang gelagert werden, dürfen nicht zu kalt und nicht zu warm haben. Latent ist die Gefahr, sich einen Beutel mit fremdem statt eigenem Blut zuzuführen, wenn sie am gleichen Ort aufbewahrt werden. Das kann zu schweren Komplikationen bis hin zum Tod führen. (ram)