Sport
YB

Sportchef Christoph Spycher: Sein Herz gehört YB

YBs Sportchef Christoph Spycher feiert mit dem Pokal nach dem Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen den Berner Young Boys und dem FC Lugano, am Sonntag, 13. Mai 2018, im Stade de Suis ...
Christoph Spycher hat den Erfolg nach Bern gebracht.Bild: KEYSTONE

Sein Herz gehört YB

Warum Christoph Spycher Sportchef der Berner bleibt und nicht zur Nati wechselt.
31.01.2019, 10:29
etienne wuillemin / ch media
Mehr «Sport»

Da sitzt er auf dem Podest. Und eigentlich neigt sich der Mittag schon dem Ende zu. Alles scheint gesagt. Spieler, Trainer und er, der Sportchef, haben entspannt über die vergangenen Wochen bei YB gesprochen. Über die kommenden Herausforderungen, über den gigantischen 19-Punkte-Vorsprung auf den FC Basel, über das tolle Trainingscamp. Aber dann hält Christoph Spycher inne. Und sagt: «Ich habe in den letzten Tagen einen Grundsatzentscheid gefällt. Ich gehe den Weg mit YB weiter und stehe für den Job als Nati-Manager nicht zur Verfügung.»

YB Sportchef, Christoph Spycher, Mitte, spricht an der Seite von Albert Staudenmann, Medienchef YB, links, und YB Cheftrainer Gerardo Seoane, rechts, an der traditionellen Medienkonferenz der Berner Y ...
Medienchef Albert Staudenmann, Sportchef Christoph Spycher und Trainer Gerardo Seoane.Bild: KEYSTONE
«Es ist nicht der richtige Moment, um YB zu verlassen.»
Christoph Spycher

Es ist ein Satz, der für YB wichtiger ist als alle Siege, die in den kommenden Wochen und Monaten folgen werden. Denn Spycher ist der Architekt des Berner Erfolgs. Und wird nun seine Arbeit weiterführen. Der konkrete Vertrag ist noch nicht unterschrieben, das wird folgen, sobald es die Zeit zulässt. Die Transferzeit ist für einen Sportchef stets hektisch, Ende Januar schliesst das internationale Fenster.

Spycher zur Nati? Später!

Spycher war der Wunschkandidat des Schweizer Fussballverbands für die neue Stelle als Supermanager. Er hat sich einen Überblick verschafft, wie das Aufgabenprofil aussehen würde. Und es ist nicht so, dass ihn die Herausforderung nicht gereizt hätte. «Es ist kein Entscheid gegen den Verband. Es ist durchaus ein Job, der irgendwann interessant werden könnte. Aber der Zeitpunkt stimmt nicht. Es ist nicht der richtige Moment, um YB zu verlassen.» Immer wieder gab es in den letzten Wochen Gerüchte, Spycher überlege, ob er seinen Vertrag bei den Bernern tatsächlich verlängern wolle. Und wenn, dann nur, falls einige Dinge angepasst werden. Beispielsweise setzte er durch, bald einen Assistenten in seinem Team zu erhalten.

Das Jahr 2018 war eines zum Träumen für die Young Boys. Im Frühling der erste Meistertitel seit 32 Jahren. Im Herbst die erstmalige Qualifikation für die Champions League. In der Liga enteilen die Berner ihrer Konkurrenz bereits wieder um Lichtjahre. 19 Punkte beträgt der Vorsprung zur Saisonhälfte auf Basel. Dass nun das neue Jahr mit der Nachricht von Spychers Verbleib beginnt, ist für YB fast so, als hätte es einen weiteren Titel gewonnen.

Das phänomenale YB-Jubeljahr 2018

1 / 90
Das phänomenale YB-Jubeljahr 2018
2018 geht im Schweizer Fussball als das Jahr der grossen Wiederauferstehung des BSC Young Boys in die Geschichte ein.
quelle: keystone / peter klaunzer
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Denn eines ist man sich in Bern durchaus bewusst. Das Konstrukt YB ist fragil. Die Vergangenheit hat genügend gezeigt, wie wenig es braucht, um es wieder ins Wanken zu bringen. Es hat genügend Beispiele gegeben, wo man YB auf dem Weg nach oben wähnte – und dann doch das nächste Chaos kam. Es brauchte mit Spycher eine heimische Integrationsfigur, um die verschiedensten Kräfte zu bündeln.

Und es wird Spycher weiterhin mit jeder Faser brauchen. Es wäre verfehlt, zu glauben, der YB-Aufstieg ginge automatisch immer weiter. Noch immer ist unklar, wie die Pläne der YB-Besitzer aussehen. Nach dem Tod von Andy Rihs ist sein Bruder Hans-Ueli der starke Mann. Es gibt immer wieder Gerüchte, wonach der Verein verkauft werden sollte. Oder zumindest – nach Jahren der Verluste – endlich mal Geld abwerfen muss. Was entscheidenden, negativen Einfluss haben könnte aufs Budget.

Doch auf Spycher scheint rund um YB jeder zu hören. Vielleicht ist es seine grösste Leistung, dass die Mannschaft von YB nach dem wunderbaren Jahr nicht auseinanderbrach. Noch immer steht das Gerüst. Und auch, was die Zukunft betrifft, ist Spycher bereits wieder auf gutem Weg. Im Sommer wechselt Fabian Lustenberger von Berlin nach Bern. Er soll einer der neuen Schlüsselspieler sein. Gut möglich, dass auch dieser Plan aufgeht.

«YB ist kein Loser-Klub!»: Erich Hänzi im Interview

Video: watson/nico franzoni, adrian müller

Die Super League im Zeitraffer – wie sich die Liga seit 1980 verändert hat

1 / 42
Die Super League im Zeitraffer – wie sich die Liga seit 1980 verändert hat
Meister: FC Zürich. Absteiger: CS Chênois.
Auf Facebook teilenAuf X teilen
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
7 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Tarek
31.01.2019 11:14registriert November 2015
Als YB-Fan war das gestern tatsächlich ein wunderbarer Tag dank diesem Bekenntnis von Spycher. Wir alle sind uns bewusst was wir an diesem Herrn haben. Es ist ein so unglaublich wohltuendes Gefühl, dass wir nach all den Jahren in einem solch wichtigen Posten für Kontinuität sorgen können. Ebenfalls sehr befriedigend ist, dass wir für einmal dem FC Basel um Längen voraus sind :-) ich freue mich auf dem Samstag!
842
Melden
Zum Kommentar
avatar
Blitzableiter
31.01.2019 12:25registriert Oktober 2015
Wow, der weiss was Charakter und Loyalität ist. Chapeau!
571
Melden
Zum Kommentar
avatar
Sova
31.01.2019 12:18registriert Februar 2016
Grande Wuschu..! Hopp YB!!
411
Melden
Zum Kommentar
7
Leverkusen auf Rekordjagd – darum geht es für Xhaka und Co. jetzt noch
Es ist geschafft. Am vergangenen Wochenende schoss sich Bayer Leverkusen mit Granit Xhaka zum ersten Meistertitel der Klubgeschichte – ein Erfolg, den sich das Team um Xabi Alonso in den kommenden Wochen noch zusätzlich vergolden könnte.

Fünf Runden vor Saisonende hat Bayer Leverkusen den Meistertitel in der Bundesliga bereits auf sicher. Elf Saisons brauchte es, bis es einem Team gelang, die schier unüberwindbare Dominanz des FC Bayern München zu durchbrechen. Und im Gegensatz zur vergangenen Saison, in der Dortmund auf den letzten Metern vor dem Ziel noch strauchelte und der Meister trotz engem Rennen am Schluss doch wieder Bayern München hiess, entthront Leverkusen den Rekordmeister nun mit einer Dominanz, die man sich sonst eigentlich eben nur vom «Stern des Südens» gewohnt ist.

Zur Story