Was orakelten wir noch Anfang Jahr? Wegen Drink-Trends und so? Hard Seltzer und alkoholfreie Cocktails:
Nun, Hard Seltzer ist bekanntlich am kommen (wenn auch ein bisschen verzögert, Covid-19 sei Dank).
Und alkoholfreie Destillate auch. Beziehungsweise, sie sind schon da. Seedlip und Stryyk aus England, Siegfried Wonderleaf aus Deutschland und andere bieten alkoholfreie Gins und Wodkas an. Derweil hat Martini zwei neue alkoholfreie Vermouths lanciert. Ein anderer alkfreier Vermouth ist AEcorn aus Irland. Die Branche boomt.
Und, wisst ihr was? Es macht Sinn. Während ein Hard Seltzer die Lösung ist, wenn man keine Lust auf Alkoholgeschmack hat, dennoch den Alkohol-Spass will, bieten alkoholfreie Destillate das Umgekehrte: Den Drinks-Spass ohne den Blutalkoholwert.
Bevor ihr Macker nun irgendwelche «Ich putze meine Zähne aus Prinzip nur mit achtzigprozentigem Büffelpeniswodka!»-Sprüche vom Stapel lasst, bedenkt mal die folgende Situation: Ihr geht zu Freunden auf Besuch; zu Freunden, die nun mal nicht in der Stadt wohnen. Und du bist der Designated Driver. Den ersten G&T oder Vermouth con ghiaccio kannst du gesellig mittrinken. Doch danach? Drei Stunden lang Mineralwasser? Da hört sich ein Alkoholfreier Gin, aus dem sich leckere Cocktails machen lassen, doch ziemlich verlockend an.
Die Herstellungsmethoden sind unterschiedlich und werden mitunter als Markenpatente geheim gehalten. Die «World's First Distilled Non-Alcoholic Spirits» von Seedlip, etwa, verrät nur, dass sie ihren Herstellungsprozess aus lange vergessenen Apothekerbrand-Rezepten aus dem 17. Jahrhundert entwickelt haben. Eiche, Cascarilla-Rinde, Kardamom, Piment, Grapefruit- und Zitronenschale werden separat destilliert und zu einem Blend gemixt.
Bei einem Vermouth, einem weinbasierten Getränk, ist der Vorgang freilich ein anderer. So verwendet Martini für ihre neuen alkoholfreien Produkte Vibrante und Floreale als Ausgangsgetränk dieselbe Weissweinmischung wie bei ihren anderen Vermouths. Danach wird der Alkohol behutsam durch Vakuumdestillation langsam aus den Weinen entfernt.
Danach bekommen die Getränke diverse Botanicals analog ihren alkoholischen Gegenstücken. Italienische Bergamotte oder römische Kamille für Vermouth, etwa, oder Capsicum, Gurke und Menthol beim alkoholfreien Not Vodka von Stryyk.
Spannend, gewiss. Doch kommt das geschmacklich an das Vorbild heran? watson hat den Blindtest gemacht. Nichtsahnenden Redaktionsmitgliedern wurden jeweils zwei Drinks zum Probieren gegeben:
Man stellt fest: Im Direktvergleich sind deutliche Unterschiede zu den alkoholischen Varianten festzustellen. Am Ende ist nun mal der Alkohol ein wichtiger Bestandteil des Geschmacks eines Gins.
Aberrr ... eigentlich ist der Vergleich irreführend. Eigentlich sind alkoholfreie Destillate explizit nicht als Ersatz, sondern als Alternative zu sehen. So haben alle Anbieter eigens kreierte Cocktails auf Lager, welche die Geschmacksnoten der alkoholfreien Drinks komplementieren.
Nichts wie los, also! Fertig mit «Ich nimm' eifach es Mineral, weisch, ich trinke nöd.» Heute heisst es: «Zwei Cosmopolitans für die Damen und ein Lemon Grove* für mich, bitte. Cheers, allerseits!»
* «Lemon Grove» ist ein Cocktail mit Seedlip Grove 42, Lemongrass Cordial, Apfelessig und Sodawasser. Nachzulesen hier.
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