Erdbeben bei der Credit Suisse: CEO Tidjane Thiam tritt per 14. Februar zurück. In seine Fussstapfen tritt Thomas Gottstein, der derzeitige CS-Schweiz-Chef.
Der Verwaltungsrat habe in einer Sitzung am Donnerstag einstimmig den Rücktritt von Thiam angenommen und Gottstein zum neuen CEO der Credit Suisse Group AG ernannt, teilte die Bank am Freitag mit. Am 13. Februar werde Thiam noch die Ergebnisses für das Geschäftsjahr 2019 präsentieren, danach werde er die Credit Suisse verlassen.
Der scheidende Chef liess sich mit folgenden Worten in der Mitteilung zitieren: «Ich bin mit dem Verwaltungsrat übereingekommen, dass ich die Bank verlassen werde.» Er sei gleichzeitig «stolz darauf, was das Team während meiner Zeit erreicht hat.»
Der neue CEO Thomas Gottstein bringt 30 Jahre Bankenerfahrung mit – davon verbrachte er 20 bei der Credit Suisse. Seit 2015 ist er als CEO der Credit Suisse (Schweiz) AG tätig.
Der Verwaltungsrat sprach derweil Präsident Urs Rohner das Vertrauen aus. Vizepräsident und «Lead Independent Director», Severin Schwan, sagte: Rohner habe das Gremium «während dieser turbulenten Zeit in anerkennenswerter Weise geführt». Alle Schritte des Verwaltungsrates seien einstimmig erfolgt und nach sorgfältigen Beratungen. Man spreche dem Verwaltungsratspräsidenten das volle Vertrauen aus und erwarte, dass dieser sein Amt bis April 2021 ausüben werde.
Der Wechsel an der Konzernspitze ist eine weitere Eskalation der Beschattungsaffäre, die die Credit Suisse seit Herbst in Atem hält. Verwaltungsratspräsident Rohner und weitere Verwaltungsräte der Grossbank waren Insidern zufolge angesichts immer neuer Enthüllungen und der laufenden Untersuchung der Schweizer Finanzmarktaufsicht (Finma) zur Einsicht gelangt, dass ein Befreiungsschlag notwendig werden könnte.
Vor der entscheidenden Verwaltungsratssitzung hatten sich drei Grossaktionäre zu Wort gemeldet und für Thiam Stellung bezogen. «Es ist jetzt offensichtlich, dass der Verwaltungsratspräsident Tidjane raus haben will», erklärte Harris-Associates-Anlagechef David Herro. Thiam habe die Bank gut aufgestellt. «Wenn einer der beiden gehen muss, dann sollte es nicht der CEO sein.» Harris hält eigenen Angaben zufolge rund acht Prozent an der Credit Suisse.
Der US-Hedgefonds Eminence Capital, der nach eigenen Angaben fast ein Prozent der Aktien sowie Kaufoptionen auf weitere Anteile hält, schrieb diese Woche an Rohner und erklärte, man sei zunehmend enttäuscht über die Massnahmen des Verwaltungsrates:
Auch die Anlagegesellschaft Silchester stärkte Thiam den Rücken.
Bereits vergangene Woche hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg mit Bezug auf Insiderkreise geschrieben, Rohner bereite eine Liste möglicher Nachfolger von Thiam vor. Gleichzeitig hätten Thiams Verbündete den VR-Präsidenten gedrängt, im nächsten Jahr, wenn seine Amtszeit als Vorsitzender endet, planmässig abzutreten, so die Insiderinfo. Rohner selbst widersprach diesem Bericht explizit, wie ein CS-Sprecher auch gegenüber AWP bestätigte. Dieser habe keine sachliche Grundlage, hiess es dort. (sda/awp/mlu)
Längst überfällig! Und der VR Präsident Rohner könnte gleich mitgehen.