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Thiams Boni sorgen für Diskussionen

Thiams Boni sorgen für Diskussionen

09.04.2019, 06:2109.04.2019, 17:17
Daniel Zulauf / ch media
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Die diesjährige Lohnerhöhung für Credit-Suisse-Chef Tidjane Thiam geht dem amerikanischen Stimmrechtsberater Glass Lewis zu weit. Die für das Geschäftsjahr 2018 vorgesehene Gesamtentschädigung des CEO in der Höhe von 12.7 Millionen Franken sei mit Blick auf dessen Leistung bei der Erreichung der finanziellen Ziele und aufgrund der schlechten Kursentwicklung der Aktien im vergangenen Jahr nicht gerechtfertigt, schreibt die Nachrichtenagentur Reuters unter Verweis auf die am Montag von Glass Lewis ausgegebenen Stimmempfehlungen.

Tidjane Thiam, CEO of Swiss bank Credit Suisse, speaks prior the press conference of the full-year results of 2018 in Zurich, Switzerland, Thursday, Feb. 14, 2019. (Ennio Leanza/Keystone via AP)
Sein Gehalt von 12.7 Millionen steht in der Kritik: CS-Chef Tidjane Thiam.Bild: AP/Keystone

Die Stimmrechtsberater empfehlen ihren Kunden, den Vergütungsbericht der Bank auf der Generalversammlung vom 26. April zurückzuweisen. Zum gleichen Schluss gelangte in der vorigen Woche auch die Genfer Anlagestiftung Ethos.

Nicht zum ersten Mal sind in der Vergütungspraxis der Grossbank offenkundige Zeichen von Willkür zu erkennen. So hat der Vergütungsausschuss allein für Thiam die Obergrenze für den Bonus erhöht, auf den die Mitglieder der Geschäftsleitung für die Erreichung kurzfristiger Leistungsziele («Short Termin Incentive») Anspruch haben.

Demgemäss kann Thiam einen Bonus erhalten, der um den Faktor 1.83 über dem Basissalär von 3 Millionen Franken liegt. Der Bonus beträgt bei vollständiger Zielerreichung also 5.5 Millionen Franken. Im vergangenen Jahr hatte sich die Bonus-Obergrenze auf das 1.5-fache des (unveränderten) Basissalärs belaufen. Durch die individuelle Anpassung der Obergrenze liegt Thimas Maximalbonus heuer also 1 Million Franken höher als vor Jahresfrist.

Von dem Maximalbonus hat der Manager rund 93 Prozent eingefahren. So hoch liegt seine vom Verwaltungsrat festgelegte Erreichung der finanziellen und nicht finanziellen Leistungsziele. Der durchschnittliche Zielerreichungsgrad der übrigen Geschäftsleitungsmitglieder liegt mit rund 85 Prozent deutlich tiefer.

Thiam mit Sonderbehandlung

Der Verwaltungsrat begründet Thiams Sonderbehandlung mit dessen guten Leistungen seit Beginn seiner Tätigkeit im Sommer 2015. Diese Begründung ist allerdings nicht konsistent mit dem Vergütungssystem, denn mit dem erwähnten Bonus wird eigentlich nur die Erreichung kurzfristiger Leistungsziele honoriert. Für die Erreichung langfristiger Ziele bekommen die Manager andere Anwartschaften («Long Term Incentive»).

Der Leiter des Vergütungsausschusses im Credit-Suisse-Verwaltungsrat, Kai S. Nargolwala, hatte im vergangenen Jahr anlässlich der von den Aktionären geforderten Anpassungen des Vergütungssystems gelobt, den Anliegen der wichtigsten Aktionäre Rechnung zu tragen. Wie es nun scheint, hat er dieses Ziel verfehlt.

Ungeachtet der Kritik von Ethos und Glass Lewis will die grösste amerikanischen Stimmrechtsberaterin ISS Thiams Gehalt aber durchwinken. Das Vergütungssystem der Bank entspreche in groben Zügen der Marktpraxis. Die Diskussionen an der Generalversammlung dürften dennoch heftig werden, immerhin hat sich der Börsenwert der CS im vergangenen Jahr um 17 Milliarden Franken verringert. (aargauerzeitung.ch)

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6 Kommentare
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Ironiker
09.04.2019 06:51registriert Juli 2018
Mich nerven solch hohen Managerlöhne und Boni. Auch wenn sich der Aktienkurs verdoppelt hätte, wäre es nicht gerechtfertigt. Ich meine, was hat der Herr den geleistet?

Ein Unternehmer, der sein EIGENES Geld in eine Firma steckt, das volle Risiko trägt und nebenbei noch Arbeitsplätze schafft, kann von mir aus 1 Million pro Tag verdienen. Aber so Manager die in ein gemachtes Nest hocken und mit Entlassungen den Gewinn zu steigern versuchen bevor sie weiterziehen haben meinen Respekt nicht verdient!

Aber hey, in diesem Fall hier kann ich drüber hinwegsehen. Ich habe kein Konto bei dieser Bank!
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Schneider Alex
09.04.2019 06:37registriert Februar 2014
Kein Top-Manager kann die hohen Verluste einer Fehlstrategie verantwortlich tragen, muss er auch nicht, weil die Ungewissheiten bei der Strategiewahl zu gross sind. Bei der richtigen Strategie darf er aber auch nicht für etwas belohnt werden, bei dem die Umstände, seine Mitarbeiter und das Glück eine grosse Rolle gespielt haben. Zudem verliert ein Topshot bei Misserfolg lediglich seine Stelle und kann als gut Qualifizierter bald wieder eine neue antreten. Die Konsequenzen aus seiner Verantwortlichkeit sind beschränkt, rechtfertigen also auch keine überrissene Entschädigung im Erfolgsfall.
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