Wirtschaft
Credit Suisse

Rohner-Nachfolger: Erstmals kein Schweizer CS-Verwaltungsratspräsident

CS-Verwaltungsratspr
Tritt auf die Generalversammlung vom 30. April 2021 zurück: Urs Rohner, Verwaltungsratspräsident der Credit Suisse.Bild: sda

Rohner-Nachfolger bei der CS: Keine Frau, kein Bisheriger – und erstmals kein Schweizer

Es ist die heisseste Personalie auf dem Schweizer Finanzplatz. Wer folgt auf Urs Rohner, den Langzeit-Präsidenten der Credit Suisse? Gemäss Informationen von CH Media wird es ein Ausländer sein. Am 27. November soll er der Öffentlichkeit vorgestellt werden.
02.11.2020, 16:15
Patrik Müller / ch media
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Beide Schweizer Grossbanken, CS wie die UBS, sind geschrumpft und wiegen an der Börse weniger als mancher Industriekonzern. International haben sie längst nicht mehr die Bedeutung wie vor einem Jahrzehnt. Damals wurde Urs Rohner zum Verwaltungsratspräsidenten der Credit Suisse gewählt. Doch die Löhne an der Bankenspitze sind nach wie vor weltweit top - und die mediale Aufmerksamkeit ebenso, wenn es um die Besetzung der obersten Posten geht.

Und so wird seit Wochen spekuliert, wer im kommenden Frühling CS-Präsident werden könnte, wenn Urs Rohner aufgrund der Amtszeitbeschränkung zurücktreten wird. Nun lichten sich die Nebel. CH Media hat aus Verwaltungsratskreisen erfahren, was Sache ist.

Die Frauenfrage hat sich geklärt

Die «Finanz und Wirtschaft» berichtete am Samstag: «Die CS könnte die erste weibliche Verwaltungsratspräsidentin erhalten.» Die Finanzzeitung schrieb, die 51-jährige Britin Blythe Masters sei Favoritin für das Präsidium. Sie war 27 Jahre lang Managerin bei der grössten US-Bank JP Morgan. Sie wird den CS-Aktionären an der Generalversammlung vom 30. April 2021 als neue Verwaltungsrätin vorgeschlagen. Urs Rohner, der gern eine Frau als seine Nachfolgerin sähe, sagte zu ihrer Nomination, Masters sei eine «äusserst erfahrene Führungskraft».

Die Britin Blythe Masters wird für den Verwaltungsrat der CS vorgeschlagen. Als Präsidentin ist sie aber nicht vorgesehen.
Die Britin Blythe Masters wird für den Verwaltungsrat der CS vorgeschlagen. Als Präsidentin ist sie aber nicht vorgesehen.bild: Btcgeek - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0

Doch Insider berichten gegenüber CH Media, fürs Präsidium sei Masters nicht vorgesehen. Die CS werde keine Frau als oberste Chefin erhalten; mit der vorgeschlagenen Zuwahl von Blythe Masters sowie der ebenfalls neu nominierten Risikospezialistin Clare Brady in den Verwaltungsrat werde die CS auch sonst deutlich weiblicher werden. Sie ersetzen zwei Männer. Der Frauenanteil im CS-Verwaltungsrat steigt dadurch von drei auf fünf (bei insgesamt 13 Mitgliedern).

Die Frage intern/extern ist ebenfalls entschieden

Andreas «Gottschling», bisheriger Verwaltungsrat der CS.
Andreas «Gottschling», bisheriger Verwaltungsrat der CS.bild: cs

Als Kronfavoriten bezeichnet das Finanzportal «Finews» den Verwaltungsrat Andreas Gottschling. Der Deutsche sitzt seit 2017 in diesem Gremium. Das Portal nennt die Coronakrise als Grund dafür, dass die Kür eines bisherigen Verwaltungsrats zum Präsidenten wahrscheinlich sei. Die Pandemie habe den Suchprozess erschwert, etwa wegen der Reise-Einschränkungen. Für Gottschling spreche, dass er unter anderem bei der Deutschen Bank und bei LGT sowie als Berater bei McKinsey gearbeitet habe und dadurch die bankfachliche und die internationale Expertise mitbringe. Auch die «Sonntagszeitung» nannte den Namen Gottschling. Doch aus dem Verwaltungsrat kommen andere Signale. Ein «Gott» genügt ihm offenbar - gemeint ist Thomas Gottstein, der im Februar inthronisierte neue Chef der Credit Suisse.

Die Katze soll am 27. November aus dem Sack gelassen werden

Es laufe vielmehr auf einen Externen hinaus, auf einen Mann, der noch nicht im CS-Verwaltungsrat sei, sagen Insider. Der Name wird streng vertraulich behandelt. Am 27. November soll er anlässlich der ausserordentlichen Generalversammlung der Öffentlichkeit präsentiert werden, so der Plan. Diese Aktionärsversammlung wird einberufen, um über die zweite Dividendenausschüttung zu entscheiden, die nach einer Intervention der Finanzmarktaufsicht (Finma) im Frühling zurückgehalten wurde.

Die Frage des Passes

Eine politisch nicht uninteressante Frage ist: Bekommt die CS zum ersten Mal einen Ausländer als obersten Chef? Die urzürcherische Bank, gegründet von Alfred Escher, hatte stets Präsidenten mit einem Schweizer Pass. Vor Rohner sassen Hans-Ulrich Doerig und Walter Kielholz auf diesem Posten.

Doch nach Rohner wird es nun zu einer Zäsur kommen. Der Auserwählte komme von aussen und habe keinen Schweizer Pass, verlautet aus zuverlässiger Quelle. Im Verwaltungsrat erachtet man das als unproblematisch. Denn mit Thomas Gottstein hat die CS zurzeit (wieder) einen Schweizer Konzernchef. Dass er einen Ausländer als Nachfolger bekommen könnte, das deutete Rohner im Interview mit der Schweiz am Wochenende bereits im vergangenen Februar an: Es brauche eine gewisse «Schweiz-Nähe», sagte er, «die sich aber nicht unbedingt im Pass ausdrücken muss».

epa08780701 Philipp Hildebrand, a former head of the Swiss Central Bank, speaks at a press conference in Bern, Switzerland, 28 October 2020. The Swiss government has nominated Hildebrand as candidate  ...
Philipp Hildebrand wurde lange Zeit als Nachfolger von Urs Rohner gehandelt.Bild: keystone

Somit ist auch klar, dass ein klingender Name, der wiederholt als Anwärter für das CS-Präsidium gehandelt wurde, leer ausgeht: Philipp Hildebrand, ehemaliger Nationalbankchef und aktuell Vizepräsident beim US-Vermögensverwalter Blackrock. Aber er hat ja seit vergangener Woche einen anderen Spitzenposten in Aussicht: Der Bundesrat portiert ihn als Generalsekretär der OECD, der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. (aargauerzeitung.ch)

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Die CS-Chefs
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Die CS-Chefs
Am Anfang war der Eisenbahn- und Gotthard-Pionier: Am 16. Juli 1856 nimmt die von Alfred Escher gegründete Schweizerische Kreditanstalt (SKA), Vorgängerin der heutigen Credit Suisse, ihre Geschäftstätigkeit auf. Der Politiker und Wirtschaftsführer leitete die SKA als erster Verwaltungsratspräsident von 1856-1877 und von 1880-1882.
quelle: alfred-escher-stiftung / alfred-escher-stiftung
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4 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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hairypoppins
02.11.2020 19:10registriert Juli 2020
Hauptsache fähige Führungskräfte, egal ob mit Brüsten oder Schnäbi.
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Unterwasser
02.11.2020 16:44registriert Oktober 2020
An dieser Stelle erlaube ich mir folgende Frage/Kommentar: Was ist mit den (super konkreten) Plänen einer Fusion von UBS und CS passiert?

Man merke: Ausscheidende Chefs kriegen keine grossen Würfe mehr durch
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