Das Inserat ist schon eine Weile online – doch das Interesse an der Wohnung bleibt mager. Auch nach Wochen ist das Objekt nicht vermietet. Immer öfter gehen die Vermieter in solchen Fällen dazu über, ihre Wohnungen neu auszuschreiben – zu tieferen Mieten.
Im letzten Jahr wurden vier Prozent der inserierten Wohnungen nochmals für weniger Geld ausgeschrieben, berichtet der Tages-Anzeiger unter Berufung auf eine heute publizierte Studie der Credit Suisse zum Immobilienmarkt. Nicht nur nehme die Zahl solcher Fälle zu. Die Vermieter schrieben ihre Wohnungen auch deutlich schneller neu aus.
Betrug die durchschnittliche Wartezeit im Jahr 2014 noch 60 Tage, sind es nun noch rund 40 Tage. Wie CS-Immobilienexperte Fabian Waltert im Gespräch mit der Zeitung sagt, betragen die Preisreduktionen in manchen Fällen über zehn Prozent.
Betroffen seien besonders Regionen ausserhalb der Grosszentren – aber auch in Zürich oder Genf gebe es entsprechende Fälle. «Besonders im Segment von Mieten über 3000 bis 3500 Franken, wo die Luft dünn wird und es weniger potenzielle Mieter gibt», so Waltert.
Für das laufende Jahr rechnet die CS mit mehr leeren Mietwohnungen und einem Rückgang der Mieten um ein Prozent.
Gleichzeitig sieht die Studie beim Wohneigentum eine Rückkehr zu steigenden Preisen: Der Rückgang der Wohneigentumspreise, der im Anschluss an den 14 Jahre dauernden Preisanstieg zu beobachten war, sei bereits wieder Geschichte. Das gilt auch für die Preise im gehobenen Segment.
Einerseits verschafft der Wirtschaftsaufschwung dem Wohneigentumsmarkt neue Nachfrageimpulse, andererseits wird der erneute Preisanstieg durch die in den letzten Jahren stetig abnehmende Bautätigkeit im Eigentumssegment begünstigt. Die CS geht daher von anhaltend tiefen Leerständen und einem soliden Preiswachstum von 2 bis 2,5 Prozent in den allermeisten Regionen aus.
Die Bank glaubt aber nicht, dass der überhitzte Eigentumsmarkt ein Comeback feiert: Das hohe Preisniveau sowie die regulatorischen Massnahmen dürften die Wirkung der Nachfragebelebung weitgehend neutralisieren. Längerfristig werde zudem die Demografie die Nachfrage dämpfen: Die Babyboomer erreichen allmählich ein Alter, in dem die Nachfrage nach Wohneigentum abnehme.
Bezüglich Büroflächen sieht die Studie dank dem Wirtschaftsaufschwung «hoffnungsvolle Zeichen der Belebung». Zeichen der Stabilisierung seien bereits vorhanden und würden sich zusehends verdichten. Die CS rechnet daher mit einem Rückgang der Angebotsquoten und Leerstände sowie einer Seitwärtsbewegung bei den vertraglich vereinbarten Mieten.
Trotzdem bleibt der Büromarkt anspruchsvoll, da sich nach zwei Jahren relativer Ruhe auch auf der Angebotsseite eine höhere Flächenausweitung abzeichnet, wie es weiter heisst.
Schwarz sieht die CS hingegen für Investoren auf dem Verkaufsflächenmarkt aufgrund des Strukturwandels in der Branche – von stationärem Handel hin zu Onlinehandel. Die Entwicklung in Ländern mit einem höheren Onlineanteil als der Schweiz zeige, dass die Leidtragenden letzten Endes die Verkaufsflächenanbieter seien, «weil ihnen die Mieter abhandenkommen».
Die CS-Ökonomen unterziehen die stationären Einkaufsformate einem digitalen Stresstest und sehen die Warenhäuser und Einkaufsstrassen an B- und C-Lagen am stärksten gefährdet, heisst es weiter. Die Detailhändler streben nach mehr Flexibilität, reduzieren daher die Zahl ihrer Standorte und wollen ihr Onlinegeschäft in Richtung Omni-Channel-Strategie ausbauen.
Für die CS ist daher klar: Der Strukturwandel hat damit erst begonnen. Dies zeigen steigende Leerstände trotz reduzierter Flächenausweitung. (jbu/sda)