Nach den Wahlen geschah mit dem Aktien-Kurs von Fox Corporation etwas Ungewohntes: Er sank. Die Ursache für diesen Kursverlust liegt in der Tatsache, dass Rupert Murdochs bestes Pferd im Stall, der TV-Sender Fox News, lahmt. So meldete die «Washington Post» wenig später:
Ausgelöst hat diese Entwicklung Donald Trump. Schon während des Wahlkampfes legte sich der Präsident gelegentlich mit seinem Haussender an, etwa wenn ihm die Interviewfragen von Chris Wallace zu forsch erschienen. Als Fox News jedoch in der Wahlnacht Joe Biden zum Gewinner im Bundesstaat Arizona ausrief, war dies zu viel für Trump. Er schaltete auf totalen Angriffsmodus und begann, Fox News fortan aufs Übelste zu beschimpfen.
Bis heute ist Trumps Wut nicht verraucht. So tweetete er kürzlich schadenfreudig: «Der CRASH der Fox-Einschaltquoten während des Tages wird weitergehen.» Seine Fans skandieren derweil: «Fox News sucks!» (Fox News ist echt scheisse).
Auftritt Newsmax. Bisher war dies eine TV-Station, die zwischen lokalem Sender und TV-Shopping ein von der Öffentlichkeit kaum beachtetes Nischendasein am äussersten Rand des Politspektrums fristete. Um die langen Stunden zwischen den Eigenleistungen zu füllen, musste man vorwiegend auf alte Dokumentarfilme aus dem Zweiten Weltkrieg zurückgreifen.
Neuerdings werden aktuelle Politshows von national bekannten Persönlichkeiten wie Trumps ehemaligem Pressesprecher Sean Spicer moderiert. Newsmax überbietet nun Fox News in Sachen Schmeicheleinheiten an die Adresse des Präsidenten. Bis heute weigert man sich daher, Biden das Attribut «presiden elect» zu verleihen. Rudy Giuliani und seiner Clowntruppe werden derweil unbeschränkte Sendezeit eingeräumt.
Damit holt Newsmax bei den Quoten mächtig auf: Die Zuschauerzahlen sind von einst mickrigen 58’000 auf beachtliche 1,1 Millionen emporgeschnellt.
Der starke Mann bei Newsmax heisst Christopher Ruddy. Er denkt bereits laut über einen neuen Namen für seinen Sender nach: «Trumpmax». Ruddy gehört zu Trumps engerem Freundeskreis, er ist Stammgast in Mar-a-Lago. Die Studios des Senders sind nur unweit von Trumps Nobelclub in Palm Beach angesiedelt, in Boca Raton.
Ruddy ist kein Überzeugungstäter, er ist ein ausgekochter Zyniker. Vor nicht allzu langer Zeit spendete er noch für Hillary Clinton. Nun wittert er mit Trump das ganz grosse Geschäft: Er will Fox News den Rang ablaufen. Das würde nicht nur Macht und Prestige bedeuten, sondern auch sehr viel Geld. Fox News erzielte im vergangenen Jahr einen Umsatz von 2,9 Milliarden Dollar, Newsmax gerade mal 26 Millionen Dollar.
Auf sich allein gestellt kann Ruddy nicht gegen Murdoch antreten. Deshalb ist er auf der Suche nach Verbündeten. Als erstes bietet sich One America News Network (OANN) an. Dieser Sender ist mit Newsmax vergleichbar: rechtsextrem, Trump-hörig – und defizitär.
Wie Newsmax profitiert OANN ebenfalls vom Fox-News-Blues der Republikaner. Und ein äusserst potenter Finanzier zeigt offenbar grosses Interesse daran, die beiden Sender miteinander zu fusionieren. Es handelt sich dabei um Thomas Hicks. Dieser hat mit seiner Firma Hicks Equity Partner Milliarden verdient und hat beste Beziehungen zur GOP. Sein Sohn ist zudem ein Kumpel von Donald Trump jr.
Einen TV-Kanal in die Gewinnzone zu führen, ist alles andere als ein Kinderspiel. Dazu braucht es hunderte Millionen von Dollars und Anwälte, die sich im Dschungel der Gesetze um die Rechte auskennen. Dank Hicks könnte das Kapital zur Verfügung stehen, und sollte es Ruddy gelingen, Trump als Galionsfigur zu gewinnen, wäre das bisher Undenkbare denkbar geworden: Fox News würde seine Monopolstellung bei den Konservativen verlieren.
Nicole Hemmer, eine Historikerin und Expertin der rechten Szene, erklärte daher in der «Financial Times»: «Das wird nun der grosse Test werden: Gibt es genügend Trump-Anhänger, die Newsmax so profitabel machen wie Fox News?»
Nicht nur Fox News erhält Konkurrenz. Die Konservativen sind auch verärgert über Twitter und Facebook, sei es, weil die präsidialen Tweets nur noch mit einer Warnung gepostet werden, oder sei es, weil die Story über Hunter Bidens Laptop erst gar nicht aufgenommen wurde.
Vor allem ein Möchte-gern-Twitter macht derzeit von sich reden. Es handelt sich dabei um eine rechts-libertäre Plattform namens Parler. Wer auf Twitter geblockt wird, kann sich dort austoben. Das Konzept scheint Erfolg zu haben. Am vergangenen Wochenende war Parler die am meisten heruntergeladene App bei Apple. Inzwischen sollen sich mehr als zehn Millionen Menschen auf dieser Plattform tummeln.
Wie bei Newsmax kann Parler prominente Namen vorweisen, etwa Don Bongino, ein martialischer Fox-News-Star, der Millionen von Followern auf Facebook hat. Vor allem hat Parler auch einen potenten Geldgeber im Hintergrund: Robert Mercer und dessen Tochter Rebekah. Die beiden haben seinerzeit schon Breitbart finanziert und die Projekte von Steve Bannon. Trumps ehemaligen Chefstrategen haben sie inzwischen fallengelassen.
Die neue Konkurrenz ist im Begriff, die Medienlandschaft am äussersten rechten Rand aufzumischen. Doch die alten Player wie Rupert Murdoch werden das Feld nicht kampflos räumen. Fox News hat sich in die Schützengräben begeben und schlägt zurück. Moderatoren wie Lou Dobbs und Maria Bartiromo überbieten sich mit Gefälligkeits-Interviews mit Trump.
Trotz seinen an Peinlichkeiten nicht zu überbietenden Auftritten ist auch Rudy Giuliani wieder ein gern gesehener Gast beim Sender. Übervater Sean Hannity liess gar Sidney Powell – die irre Anwältin mit der Chavez-Verschwörungstheorie – ausführlich zu Wort kommen.
Vor allem setzt Murdoch auf das, was Trump am wichtigsten ist: Geld. Angeblich soll er damit liebäugeln, dem Präsidenten nach dessen Auszug aus dem Weissen Haus einen 100-Millionen-Dollar-Vertrag anzubieten. Die Historikerin Hemmer glaubt daher, dass es zwischen Trump und Fox News zu einer Versöhnung kommen wird:
-Präsident vom Golfclub
-Präsident vom Gilfclub (gekonntes Wortspiel)
-Quarterback der Redneck Rowdies
-Shortstop der Glory Hunters
-Leiter der Selbsthilfegruppe von gekränkten Narzissten
-Vice President unter Jimmy Carter im Club der Abgewählten
-Rentnern Twitter Seminare geben
-Einmal jährlich eine Kolumne im 4x jährlich erscheinenden Lokalblatt
-Herr über den Waschmaschinenplan in der Residenz
Irgendwas muss sich doch finden lassen....