Hansjörg Wyss zählt zu den reichsten Schweizern. Und zu den spendabelsten, wenn es um sinnvolle Projekte geht. Beim jüngsten Projekt geht es um eine US-amerikanische Traditionszeitung, die der Unternehmer und Mäzen kaufen will.
Der 85-jährige Berner steigt in den Übernahmekampf um den Chicagoer Zeitungskonzern Tribune Publishing ein, der vom New Yorker Hedgefonds Alden Global Capital übernommen zu werden droht. Zusammen mit dem Hotelier Stewart W. Bainum Jr. aus Maryland will Wyss rund 680 Millionen Dollar in die Hand nehmen, um den Konzern zu kaufen, wie die Tribune Publishing am Ostermontag mitteilte.
Zu dem Konzern gehören neben dem Flaggschiff «Chicago Tribune» noch rund ein Dutzend weitere Zeitungen, darunter etwa die «South Florida SunSentinal», der «Hartford Courant», «The New York Daily News» oder «The Baltimore Sun».
Zu seinen Beweggründen erklärte sich Wyss kürzlich in der «Chicago Tribune» selbst: «Ich möchte nicht, dass eine weitere Zeitung, die die Chance hat, dem amerikanischen Volk mehr Wahrheit zu vermitteln, den Bach runtergeht.»
Denn dies wird befürchtet, wenn der Hedgefonds Alden, der bereits knapp 32 Prozent der Aktien von Tribune Publishing hält, den Konzern vollständig übernimmt. Alden ist laut «Tribune» bekannt dafür, die Kosten bei den Zeitungen, die er über seine Tochtergesellschaft MediaNews Group kontrolliert, drastisch zu senken.
Wyss und sein Partner haben nun ein nicht bindendes Angebot eingereicht und eine Offerte von Alden überboten. Doch ob die Übernahme klappt, muss sich weisen. Die Chancen stünden aber gut, heisst es. Die aktuellen Eigentümer seien offen für Gespräche.
Wyss hat sein Vermögen mit dem Verkauf seines Lebenswerks Synthes gemacht. Vor rund zehn Jahren verkaufte er seine Anteile am Orthopädiekonzern für rund zehn Milliarden Dollar an den US-Pharmariesen Johnson & Johnson.
Seitdem hat Wyss mit grosszügigen Spenden regelmässig für Schlagzeilen gesorgt. So hat er mehrere Hundert Millionen Dollar für den Umweltschutz in den USA gespendet. Auch die ETH und die Universitäten Zürich und Genf oder das Kunstmuseum Bern wurden mit zig Millionen bedacht. Zudem macht Wyss bei «The giving Pledge» mit. Das verpflichtet ihn, mindestens die Hälfte seines Vermögens für wohltätige Zwecke zu spenden. (aeg/sda/awp)