Die Aktien befinden sich auf einer Achterbahn, Obligationen leiden unter der Zinswende. Sind derzeit Rohstoffe die Rettung für Investoren?
Wir befinden uns an einem Punkt des Business-Zyklus, an dem Rohstoffe sehr interessant werden. Die Wirtschaft boomt nach wie vor, aber erste Anzeichen von Inflation machen sich bemerkbar. Obligationen leiden in dieser Phase, Investoren brauchen eine Alternative und die heisst Rohstoffe. Das zeigt uns die Finanzgeschichte.
Gilt dies für alle Rohstoffklassen?
Nein. Den besten Schutz gegen Inflation bilden Energie und unedle Metalle. Für Gold ist es noch ein bisschen zu früh.
Was ist mit Landwirtschaftsprodukten?
Keine gute Idee. Von der Rendite her gesehen sind sie uninteressant und ethisch gesehen fragwürdig.
China ist für den Preis der Rohstoffe entscheidend geworden. Was, wenn sich der Handelskrieg zwischen den USA und China zu einem neuen Kalten Krieg ausweiten sollte?
Das ist ein offensichtliches Risiko. Doch es ist sehr schwierig abzuschätzen, was die Folgen für die Rohstoffpreise sein werden. Die grösste Gefahr liegt darin, dass Investoren und Konsumenten das Vertrauen verlieren.
Viele Staaten sind bis über beide Ohren hinaus verschuldet. Hat dies Folgen für die Rohstoffpreise?
Wir glauben, dass die Weltwirtschaft sehr robust ist. Die hohe Verschuldung ist ein strukturelles Problem, das mittel- und langfristig Folgen haben wird.
Wichtige Rohstoffländer wie Brasilien haben, milde ausgedrückt, dubiose Regierungen. Wie schätzen Sie das ein?
Ehrlich gesagt, ich habe keine Ahnung. Ich bin kein Polit-, sondern ein Finanzanalyst. Aus meiner Sicht ist der entscheidende Faktor die anziehende Inflation.
Sprechen wir über Ethik. Rohstoffländer werden meist autoritär regiert, denken wir an Russland, Saudi-Arabien oder verschiedene afrikanische Staaten. Kann man da mit gutem Gewissen investieren?
Die Ethikfrage stellt sich vor allem dann, wenn die Preise für Nahrungsmittel steigen. Das war etwa 2008 der Fall, als der Preis für Getreide plötzlich in die Höhe schoss. Damals brach eine heftige Diskussion über die Spekulation mit Rohstoffen los.
Was hat sie ergeben?
Studien zeigen, dass es kein schlüssiges Resultat gibt. Wir wissen nicht, ob Spekulation die Nahrungsmittelpreise in die Höhe treibt oder nicht. Sicher ist, dass sie zu mehr Volatilität führt, aber auch dazu, dass sich die Preise rascher angleichen. Letztlich ist es eine Frage der persönlichen Überzeugung: Wer es unethisch findet, in Nahrungsmittel zu investieren, sollte die Finger davon lassen.
Was ist mit Öl? Gerade im Fall Khashoggi haben wir wieder erlebt, wie diktatorisch das Regime von Saudi-Arabien ist? Auch Putin profitiert von höheren Ölpreisen. Was sagen ihre Kunden dazu?
Ehrlich gesagt, wenig bis nichts. Institutionelle Investoren wie Pensionskassen sind in dieser Hinsicht vorsichtiger als private. Es gibt einzelne Pensionskassen, die ausdrücklich gar nichts mit Rohstoffen zu tun haben wollen.
Was ist mit ökologischen Bedenken? Investitionen in Öl sind in Zeiten des Klimawandels ebenfalls umstritten.
Es gibt tatsächlich einen Trend hin zum nachhaltigen Investieren. Doch vergessen Sie nicht: Gerade Pensionskassen haben auch eine soziale Verpflichtung. Sie müssen eine Rendite erzielen, die es ihnen ermöglicht, ihren Verpflichtungen nachzukommen. Investitionen in Rohstoffe können helfen, die schädlichen Folgen der Inflation abzuwehren. Für die Renten ist das eine gute Sache.
Sie setzen bei Ihren Investitionsentscheiden vermehrt künstliche Intelligenz ein. Wie hat man sich das vorzustellen?
Maschinen können gewaltige Datenmengen verarbeiten und lassen sich nicht von Emotionen leiten. Diese beiden Vorteile wollen wir nutzen. Aber die Algorithmen, die wir einsetzen, investieren nicht selbstständig. Sie befinden sich unter menschlicher Kontrolle.
Lernen sie selbstständig?
Nein. Vorläufig bringen wir ihnen noch bei, was sie zu tun haben.
Wie sehen Sie und ihre künstlich intelligenten Helfer die Entwicklung in den nächsten zwölf Monaten?
Grundsätzlich glauben wir, dass die Weltwirtschaft weiterhin wachsen wird. Risiken sehen wir in Europa und vor allem in China. Die chinesische Regierung hat jedoch schon mehrmals bewiesen, dass sie in der Lage ist, Konjunkturschwächen sehr rasch wieder aufzufangen. Das robuste Wachstum fördert die bereits vorhandene Inflationstendenz. Deshalb wiederhole ich gerne: Investitionen in Rohstoffe machen derzeit Sinn.
Gilt das auch, wenn Trump am kommenden Dienstag die Zwischenwahlen verlieren sollte?
Das könnte zu politischen Problemen führen, doch die amerikanische Wirtschaft ist so gut in Form, dass sie es verkraften sollte.