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Was Frauen über Geld wissen sollten und warum Investieren wichtig ist

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Frauen und Geld

Was Frauen über Geld wissen sollten und warum Investieren wichtig ist

27.01.2020, 11:5927.01.2020, 13:06
Olga Miler
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Alles fing an, als mein Dad plötzlich starb, und uns, neben dem Schock und der Trauer, in einem Strudel aus Belegen zurückliess. Mom und ich, zwei gut ausgebildete Frauen, haben fast 2 Jahre gebraucht, um aus diesem Tornado heraus zu kommen und alles zu verstehen.

Studien zeigen, dass Frauen sich mit Geld gleich sicher fühlen wie Männer wenn es um die alltäglichen Belangen geht: Budget im Haushalt, Rechnungen bezahlen. Aber nur etwa die Hälfte (52%) trauen sich, zu investieren. Und sogar noch mehr – 59% – sagen, sie bereuen es sehr, sich nicht mehr mit Geld beschäftigt zu haben.

Ich habe die ganze Tragweite von «Frau-sein & Geld» auch erst so mit 38 verstanden. War ich doch in erster Linie eine Ökonomin, Marketingspezialistin, Freundin, Mutter, und nicht unbedingt «Frau». Und Geld schien nie wirklich so «wichtig», viel wichtiger war, was im Leben damit passierte.

Hand auf's Herz, wer steht denn schon am Morgen auf und denkt:

«Heute ist der Tag, an dem ich mich um Geld kümmere!»

Mir fallen da immer zuerst Millionen andere Sachen ein als mit einem Zahlensalat zu kämpfen oder sich in ein steriles Sitzungszimmer zur Finanzberatung zu begeben.

Wenn ich mit Frauen aus der ganze Welt spreche, höre ich Sätze, wie

  • «Ich weiss nicht, wo ich anfangen soll.»
  • «Er ist besser mit den Finanzen.»
  • «Ich habe keine Zeit.»
  • «Ich habe Angst, das Geld zu verlieren.»
  • «Ich weiss nicht genug über Investieren ...»

Keine Einzelfälle, Alter spielt keine Rolle: 61% junger Frauen überlassen Finanzentscheidungen ihren Partnern (UBS, 2019), mehr als die Hälfte der geschiedenen oder verwitweten Frauen erleben eine finanzielle Überraschung.

7 von 10 in einer Partnerschaft lebenden Frauen in der Schweiz überlassen die Finanzplanung ihm.

Aber:

Wenn Frauen 80% der Kaufentscheidungen treffen, warum tun wir uns dann so schwer mit der Planung unserer eigenen Geldzukunft?

Liegt es vielleicht daran, dass für uns anstatt nur wachsende Zahlen auf dem Konto viel mehr zählt welchen Sinn das Geld hat und was damit im Leben passiert?

Ich glaube, da fängt es an, das Frau-Geld-Problem. Ich erlebe oft, dass Frauen als letztes an Geld denken, wenn sie etwas vorwärtsbringen wollen. Oder der Alltag überhandnimmt und die Zeit fehlt.

Jede Frau sollte sich unbedingt mit ihrer Geldzukunft beschäftigen – gerade in der Schweiz.

Weniger gut bezahlte Arbeit

Frauen leisten in der Schweiz 61% der unbezahlten Arbeit, Männer 61% der bezahlten Arbeit. Das sind fast 250 Milliarden Franken pro Jahr an unbezahlter Arbeit die, von Frauen geleistet wird. Dann ist da der Lohnunterschied – scheinbar wählen wir weniger gut bezahlte Berufe. Trotzdem, der unerklärbare Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern in der Schweiz beträgt stolze 7,7% und alles mit eingerechnet verdienen Frauen 17,4% weniger als Männer.

Zudem arbeiten 6 von 10 erwerbstätigen Frauen Teilzeit, bei den Männern sind es nur 18%. Manchmal lohnt sich das Arbeiten auch einfach nicht, wenn Kinderbetreuung und Steuern den Ertrag obsolet machen. Traurig, aber wahr!

Selbstverantwortung für ein längeres Leben

In der Schweiz leben wir im Durchschnitt fast 4 Jahre länger (85, 4 Jahre vs. 81,7 Jahre Männern), die Scheidungsrate steigt und andere Partnermodelle entstehen. Natürlich kann es sein, dass man als Frau auch zweimal erbt, einmal von den Eltern und ein zweites Mal vom Partner, das alleine reicht aber als Altersvorsorge oft nicht.

Anderer Bezug zu Risiko

Ein Land der Sparer: Mit 18,8% (2016) haben wir gemäss OECD eine der höchsten Sparquoten der Welt. Studien haben gezeigt, dass Männer ihr Geld eher in Gold, Aktien und Fondskonten anlegen, während Frauen das Giro oder Sparkonto bevorzugen – da wächst unser Geld nur sehr langsam und wird teilweise von der Inflation «aufgefressen».

Alles zusammen gibt dann oft im Laufe eines Lebens ein Bild:

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grafik: ubs

Verarmung, vor allem im Alter. Ihr seht das richtig.

Wenn Frauen investieren, dann schaffen sie wirtschaftliche Unabhängigkeit, gesellschaftliche Freiheit und verändern die Welt nachhaltig.

Frauen sind (statistisch) bessere Investoren als Männer oder zumindest gleich erfolgreich und investieren mit positiver Wirkung: 84 Prozent Frauen möchten Ihr Geld nachhaltig anlegen, 7 von 10 wollen in Unternehmen investieren, welche die Gleichstellung fördern.

Geld alleine macht nicht glücklich, aber es gibt uns Sicherheit, Unabhängigkeit und die Möglichkeit, die Welt zu verändern.

Was braucht es für Frauen?

Langfristige (gemeinsame) Finanzplanung, den Mut haben, Geld anzulegen, transparente, sinnstiftende Finanzprodukte. Und ein bisschen praktisches Know-How wie man das alles anpacken kann.

Deshalb schreibe ich auf watson wöchentlich diesen Blog mit Tipps und Wissen aus fast einem Jahrzehnt Erfahrung mit Frauen und Geld. Und lade Euch ein zu lesen, zu diskutieren, etwas zu bewegen. Denn Finanzbildung geht uns alle an. Enjoy!

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bild: zvg
Olga Miler ...
... war über zehn Jahre in verschiedenen Funktionen bei der UBS tätig, unter anderem hat sie dort das Frauenförderungsprogramm Unique aufgebaut. Jüngst gründete sie das Start-up SmartPurse, ein unabhängiges Finanztool, dasFrauen auf dem Weg zu mehr finanzieller Sicherheit und Unabhängigkeit begleitet. Miler wird uns im watson-Blog «Frauen und Geld» ab dem 6. Februar jeden Donnerstag an ihrer Expertise teilhaben lassen.

Olga Miler: «How your money can change the world while you sleep»

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32 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Ökonometriker
27.01.2020 12:21registriert Januar 2017
Danke für diesen Beitrag. Junge Leute investieren in der Schweiz generell zu wenig und viel zu risikoavers. Bei Frauen ist es oft schlimmer als bei Männern.

Dabei könnten sich gerade Leute unter 50 mehr Risiko leisten, da die Pension noch weit weg ist: wenn heute eine Finanzkrise kommt und man Aktien hat, ist man mit viel Pech eventuell 5 Jahre im Minus. Aber langfristig wird Risiko bezahlt. Mit 65 hat man dann mehr als wenn man Bargeld (oder noch schlimmer: Bonds mit Negativzinsen) hält.

Ich finde es daher super, wenn man den Leuten beibringt, wie sie besser investieren können. Weiter so!
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ChillDaHood
27.01.2020 12:24registriert Februar 2019
Hui, hat etwas länger gedauert, bis ich diesen (ausgezeichneten) Artikel gefunden (sprich gelesen) habe.

Es ist meine aufrichtige ehrliche Meinung, dass das hier wohl der wichtigste Artikel ist, den ich über Gleichstellung und Gleichberechtigung hier bei Watson gelesen habe.

Frauen an die KNETE!
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Ricardo Tubbs
27.01.2020 12:48registriert März 2019
investieren ist bei mir kein thema, hab eh keine kohle :-)
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Das Studium ist für viele die schönste Zeit des Lebens. Was die meisten in ihrem geschönten Rückblick aber verdrängen, ist die Lernphase. Schliesslich geht es teilweise doch hoch zu und her. Eine ehrliche Nacherzählung.

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