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Frauen und Geld
Was passiert, wenn jemand stirbt? Warum lässt der Verlust des Partners Frauen oft in einer unangenehmen Situation zurück? Wie kannst du dich für den Ernstfall vorbereiten?
25.06.2020, 14:2426.06.2020, 07:55
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SMS von Mom: «SOS, bitte zu Hause anrufen». Vor mehr als 10 Jahren war das mit den Handys noch nicht so. Endlich steht die Verbindung dann. «Papa ist gestorben. Ja. Ganz plötzlich. Sekundentod. Ja, ja, im Urlaub. Ja, komm nach Hause.»
Und dann bist du plötzlich in einem anderen Film.
Für viele Jahre dachte ich, es war so ein Schock, weil alles so plötzlich gekommen ist, und nur ich es bin, die heute immer noch feuchte Hände kriegt, wenn jemand auf irgendeinem Kanal «bitte anrufen» sendet. Ein Einzelfall quasi. Aber vor nicht so langer Zeit ist mein Schwiegervater im gesegneten Alter zu seinem wöchentlichen Jass gefahren und leider nicht mehr zurückgekommen. Und das war dann doch sehr ähnlich. Wahrscheinlich ist es so, dass, obwohl der Tod unabdingbar mit dem Leben verbunden ist, wenn es dann passiert, es jedes Mal ein Schock ist. Egal wie die Umstände sind. Einen geliebten Menschen zu verlieren, ist einfach sehr schwer!
In der Schweiz leben ca. 405'000 verwitwete Personen, davon sind 80% oder 325'000 Frauen (2018).
Frauen haben in der Schweiz eine ungefähr 5 Jahre längere Lebenserwartung als Männer. Die Chance, dass wir irgendwann einmal im Leben nicht nur mit der emotionalen Tragik eines Todesfalls, sondern auch damit verbunden alleine für unsere finanzielle Sicherheit konfrontiert sind, ist somit doch relativ hoch.
Dass es auch weitaus schlimmer kommen kann, zeigen Daten der Vereinten Nationen, welche am 23. Juni jeden Jahres den Internationalen Witwentag ausruft, um auf die Verwundbarkeit von verwitweten Frauen aufmerksam zu machen.
Verwitwung, Grundbedürfnisse und Menschenrechte
Weltweit leben ca. 258 Millionen Witwen, fast jede 10. davon in extremer Armut.
Die UN schätzt, dass durch die Corona-Pandemie diese Zahl bedeutend ansteigen wird.
In vielen Entwicklungsländern haben verwitwete Frauen z.B.:
Keinen Zugang zu Krediten, keine Rechte oder eingeschränkte Rechte an Erbschaft oder Landbesitz nach Gewohnheits- und Religionsrecht und sind abhängig von der Wohltätigkeit der Verwandten ihrer Ehemänner.
Oft werden sie verleugnet und erleiden Obdachlosigkeit, was viele dazu zwingt, zu betteln oder sich zu prostituieren.
In einigen Fällen können Witwen für die Schulden eines verstorbenen Ehegatten haftbar gemacht werden.
In vielen Ländern nimmt die Gewalt gegenüber verwitweten Frauen zu und teilweise zwingt sie dieser gesellschaftliche Status auch, sich verschiedenen zweifelhaften Ritualen zu unterwerfen.
Aber auch in der Schweiz kann «Verwitwung» viele Frauen sozial und finanziell hart treffen.
Wenn es passiert, kommen inmitten des Schocks und der Trauer eine Reihe an administrativen Dingen auf einen zu und es können Fehler passieren, die langfristig negative Folgen haben können. Ich habe aus meiner eigenen Erfahrung in der Familie und den Erfahrungen anderer Frauen eine Liste mit Quellen zusammengestellt, die euch weiterhelfen können.
Todesfall in der Familie – was ist zu tun?
Eine umfassende Checkliste mit allen Dokumenten gibt es hier, zusammengefasst:
- Arzt und falls notwendig Polizei benachrichtigen, Totenschein erhalten
- Benachrichtigung der nächsten Verwandten, Arbeitgeber, eigener Arbeitgeber, Versicherung
- Meldung beim Zivilstandsamt
- Organisation der Beerdigung
- Sicherungsmassnahmen ergreifen, z.B. Vollmachten widerrufen, Siegelung des Sicherungsinventars
- Nach Beerdigung: Testament, Ehevertrag etc. einreichen und abklären, ob der Nachlass überschuldet ist
- Versicherungen und laufende Verträge überprüfen und kündigen
- Witwen und Waisenrente an/abmelden bei AHV, Pensionskasse, Unfallversicherung und dann alles weitere Organisatorische erledigen
5 Herausforderungen und wie du sie vermeidest:
- Es besteht keine Übersicht über die Dokumente und die Situation des Verstorbenen oder Dokumente sind gar nicht vorhanden, z.B. Testament: gemeinsam vorher Transparenz schaffen und alles Wesentliche an einem Ort aufbewahren.
- Man hat keine Vollmachten und keinen Zugang zu flüssigen Mitteln: Je nach Situation können die Konti von der Bank auch eingefroren werden: Entweder sicherstellen, dass man Zugriff hat, oder einen separaten Notgroschen bereithalten, welchen man für die Organisation der Beerdigung und allenfalls die Zeit bis zur Klärung der Umstände des Nachlasses nutzen kann. Gold, Kunst oder Aktien eignen sich dafür weniger, da man diese zuerst verkaufen muss, was zu zusätzlicher Sorge aber auch Verlusten führen kann.
- Es entstehen Streitigkeiten in der Familie: Um dies zu vermeiden, hilft ein Treuhänder und / oder Notar, welchen man im besten Fall bereits vorher persönlich kennt und dem man auch vertraut. Dieser kann z.B. auch bei der unterjährigen Steuererklärung helfen, die oft erstellt werden muss, und zusätzlich die Nachlassregelung übernehmen.
- Man bekommt Dienstleistungen und Produkte angeboten, die man gar nicht braucht, z.B. Versicherungen oder andere Finanzprodukte. Ruhe bewahren, nichts unterzeichnen und keine Verträge eingehen. Nichts ist so dringend, dass es nicht warten könnte.
- Man kennt die Wünsche des Verstorbenen gar nicht und ist von den vielen Sachen, die man entscheiden soll, überfordert: Gemeinsam vorher darüber sprechen und allenfalls seine eigenen Wünsche aufschreiben.
Auch wenn es schwierig sein kann, sich mit dem eigenen, aber auch mit dem möglichen Tod eines geliebten Menschen auseinander zu setzen, es sind vor allem Transparenz und Organisation, die im Ernstfall helfen, die nötige Ruhe zu bewahren, um mit einer so schwierigen Situation umzugehen.
bild: zvg
Olga Miler ...
... war über zehn Jahre in verschiedenen Funktionen bei der UBS tätig, unter anderem hat sie dort das Frauenförderungsprogramm Unique aufgebaut. Jüngst gründete sie das Start-up
SmartPurse, eine Plattform, auf der sie digitale Kurse, Workshops und Coachings zum Thema Finanzen für Frauen anbietet. Ab dem 27. Januar wird uns Miler im watson-Blog
«Frauen und Geld» an ihrer Expertise teilhaben lassen.
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