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Kinder und Finanzen: So bringst du ihnen den Umgang mit Geld richtig bei

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Frauen und Geld

Warum es wichtig ist mit deinen Kindern über Geld zu sprechen

Wie spricht man mit Kindern über Geld? Wann soll man anfangen? Und wie klappt es? Eine Kurzanleitung.
14.05.2020, 14:32
Olga Miler
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Mein Sohn ist 12. Er hat jetzt eine Debitkarte und kriegt sein Taschengeld digital. Letztes Jahr wollte er sich einen neuen Scooter kaufen, Profiteil. Dafür hat das Taschengeld natürlich nicht gereicht, und so hat er Papa und Oma angehauen für einen «Kredit». Das führte dann zu einem langen Geldgespräch mit Mama. Seine Überraschung war gross, als er berechnet hat, wie lange es dauern würde, aus dem Taschengeld den «Kredit» abzuzahlen.

Gerade jetzt in einer Welt, in welcher Geld immer mehr digital und damit «unsichtbar» ist, ist es wichtig, mit Kindern früh über Geld zu sprechen.

Ab welchem Alter macht es Sinn?

Beim Umgang mit Geld geht es nicht nur um grundlegende Wissensvermittlung, sondern auch darum, eine Werthaltung zu vermitteln.

Studien zeigen, dass unsere Werte, wie wir mit Geld auch später als Erwachsene umgehen, schon sehr früh geformt werden. Mit 3 Jahren verstehen wir die grundlegenden Konzepte und mit 5-7 Jahren ist unsere Werthaltung teilweise bereits geprägt.

Es lohnt sich, früh anzufangen, auch wenn es nicht immer leicht ist.

Dazu sagt Mara Catherine Harvey, Autorin von Kinderbüchern zum Thema Geld:

«Wir denken oft, dass kleine Kinder im Alter von vier oder fünf Jahren zu klein sind. Oder dass es für Kinder unhöflich ist, über Geld zu sprechen. Wenn wir ihnen ein paar Franken geben, um z.B. ein Eis zu kaufen, dann zeigen wir ihnen, dass Geld ein Tauschmittel ist. Aber wir erklären nicht, dass Geld auch einen ‹Wertspeicher› darstellt, was genauso wichtig wäre.»

Harvey empfiehlt drei Vorgehensweisen für jüngere Kinder:

  1. So früh wie möglich in die alltäglichen Geldentscheidungen einbeziehen, damit sie aktiv teilnehmen können, z.B. beim Einkaufen.
  2. Offen und früh über Geld sprechen, damit die Kinder die Möglichkeit haben, zu lernen, selbst wenn sie nicht alle abstrakten Fakten sofort verstehen.
  3. Spannung und Neugier auf spielerische Art wecken und gutes Benehmen belohnen, z.B. wenn das Kind nicht sofort sein ganzes Taschengeld ausgibt.

Geldgespräche für jedes Alter

Die Themen für Kinder unterscheiden sich je nach Alter. Dazu gibt es eine ganze Reihe von Artikeln, hier das Wichtigste in Kürze:

3-5 Jahre: Lernen was Geld ist (mein Sohn z.B. glaubte lange, dass Geld wie Pflanzen wächst:-) und das grundlegende Konzept vermitteln, dass man manchmal warten muss, bis man etwas haben kann, z.B. wenn man das Kind auf ein kleines, erreichbares Ziel wie ein kleines Spielzeug hin sparen lässt.

5-7 Jahre: Verstehen, dass Geld «endlich» ist, und man sich oft entscheiden muss, wofür man es ausgibt. Kinder sollten auch begreifen, wo Geld herkommt, und die drei Konzepte von Sparen, Ausgeben, Schenken verinnerlicht haben. Das geht am besten, wenn sie selbst eigene kleine Geld-Entscheidungen treffen. Dazu eignen sich z.B. verschiedene Sparschweine, die schon eine solche Fächeraufteilung haben.

11-13 Jahre: In diesem Alter sollten Kinder lernen, wie Geld «wächst» (Zins und Zinseszinseffekt), was Schulden sind und wie Schulden wachsen. Und sie sollten in der Lage sein, auf grössere Ziele hinzuarbeiten. Wenn das Kind eine eigene Debitkarte bekommt, sollte es den Umgang damit lernen.

14-18 Jahre: In diesem Alter formt sich oft die Berufswahl und Kinder sollten sich im Klaren sein, wie ihre Wahl allenfalls auch die Verdienstmöglichkeiten beeinflusst. Sie sollten die Konzepte von umsichtigem Umgang mit Geld verstehen (z.B. Schuldenfalle), aber auch die grundlegenden Konzepte der Geldanlage.

5 Tipps, wie du Kindern den Umgang mit Geld näher bringen kannst

Es gibt unzählige Möglichkeiten und verschiedene Lehrmittel, hier ist eine kleine Auswahl an Tipps:

  1. Den Wert des Einkommens erklären und Kindern die Möglichkeit geben, selbst Geld zu verdienen – allerdings nicht mit alltäglichen Aufgaben, z.B. sollten Kinder nicht belohnt werden, wenn sie zu Hause den Tisch abräumen, sondern auch intrinsisch motiviert sein.
  2. Lernen, Wünsche und Bedürfnisse «aufzuschieben» –z.B. eine Wunschliste machen, und gemeinsam besprechen, wie man für diese Dinge sparen oder Geld erarbeiten kann.
  3. Über die verschiedenen Sachen sprechen, die im Alltagsbudget enthalten sind, was sie kosten und was Notwendigkeiten sind und was nicht.
  4. Gemeinsam diskutieren, was Geld, ausser Dinge zu kaufen, noch in der Welt bewirken kann.
  5. Unabhängigkeit fördern, indem Kinder Geld zur Verfügung haben, mit welchem sie ihre eigenen Entscheidungen treffen. Und auch aus Fehlern lernen.

Egal wie man es anpackt, wichtig ist auch, dass man sich der eigenen möglichen Vorurteile bewusst ist. Gemäss Studien bekommen schon kleine Mädchen weniger Taschengeld als Jungs. Das heisst ...

... der Gender Pay Gap ist auch ein Taschengeld-Gap der seinen Höhepunkt bei 11 Jahren erreicht.

Das lässt sich vermeiden, wenn wir unseren Kindern den Umgang mit Geld bereits früh bewusst beibringen.

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bild: zvg
Olga Miler ...
... war über zehn Jahre in verschiedenen Funktionen bei der UBS tätig, unter anderem hat sie dort das Frauenförderungsprogramm Unique aufgebaut. Jüngst gründete sie das Start-up SmartPurse, eine Plattform, auf der sie digitale Kurse, Workshops und Coachings zum Thema Finanzen für Frauen anbietet. Ab dem 27. Januar wird uns Miler im watson-Blog «Frauen und Geld» an ihrer Expertise teilhaben lassen.

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23 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Wurstgesicht
14.05.2020 15:19registriert Dezember 2018
"Gender Pay Gap ist auch ein Taschengeld-Gap"
Gute Güte! Warum kann man solche Aussagen nicht in Deutsch schreiben? Nichts gegen Fremdsprachen, aber solche neudenglischen Ausdrücke gehen mir schon auf den Senkel. Artikel ist sonst spannend!
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Jo Kaj
14.05.2020 16:30registriert Juli 2019
Das sollte man nicht nur Kindern erklären. Sehr schön ausformuliert, so dass es auch jedes Kind versteht!
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Anna Lyse
14.05.2020 14:46registriert Oktober 2019
Olga, das war jetzt nicht nur ein hilfreicher, sondern auch ein schöner Artikel. Wahrscheinlich auch, weil er zur richtigen Zeit kommt für mich. Mein Sohn ist 8 geworden und wir haben immer offen über Geld, Reichtum und Armut gesprochen, was wieviel wert hat und woher das Geld kommt. Dein Artikel geht noch etwas mehr in die Tiefe und ich freue mich auf weitere Gespräche am Familientisch.

Merci!
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«Eigentlich passt alles, aber sie hat schon einen kleinen Sohn ...»

Seid gegrüsst

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