Am Dienstag wurde Nathalie Wappler, die Direktorin von Schweizer Radio und Fernsehen, an einer Telefonkonferenz von einer Journalistin gefragt, ob sie weitere Sendungen streichen werde. Wappler verneinte. Sie hatte kurz zuvor schon zum zweiten Mal in diesem Jahr das Ende von Fernseh- und Radiosendungen verkündet: «Eco», «Sportaktuell», «Mini Schwiiz, dini Schwiiz», «52 beste Bücher», «Blickpunkt Religion» und anderes fällt weg.
Wappler erwähnte nicht, dass einer weiteren Fernsehsendung bald die letzte Stunde schlägt. «Netz Natur» wird im ersten Halbjahr 2021 zweimal ausgestrahlt, dann gibt es noch zwei sogenannte «Best of»-Sendungen mit Höhepunkten bereits gesendeter Folgen. 2022 ist dann aber Schluss mit «Netz Natur» im Format, wie man es bisher kannte.
Die Sendung des Basler Biologen Andreas Moser ist seit 1989 im Programm von SRF 1 und erreicht am Donnerstagabend im Durchschnitt 550'000 Zuschauer, was einem Marktanteil von 31 Prozent entspricht – ein guter Wert. Mosers Tierdokumentationen sind beliebt. Der Moderator wurde über die Jahre zur bekannten Figur; er erhielt den Rufnamen «Tierli-Moser» und wird von Kabarettisten wie Fabian Unteregger imitiert.
SRF-Sprecherin Andrea Wenger erklärt auf Anfrage, dass der langjährige Moderator und Redaktionsleiter im Frühjahr 2021 pensioniert werde. Ein Nachfolge-Format werde geprüft. «Themen rund um Natur und Umwelt werden bei SRF auch nach der Pensionierung von Andreas Moser einen sehr hohen Stellenwert haben, mit eigenproduzierten Dokumentationen wie auch auf der geplanten Wissensplattform von SRF», betont Wenger.
2019 wurde Moser von der Zeitschrift «Tele» gefragt, ob er sich eine Verlängerung bei SRF über das ordentliche Pensionsalter hinaus vorstellen könne. «Wenn es gewünscht wird, ist das eine Option – falls nicht, auch okay», antwortete der Moderator. Er war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Am Leutschenbach erzählt man sich, dass Moser gerne noch einige Jahre weitergemacht hätte. SRF-Direktorin Nathalie Wappler habe sich aber gegen eine Verlängerung des Engagements entschieden. Moser mit einem anderen Moderator zu ersetzen, komme für sie auch nicht in Frage.
«Netz Natur» zeigte vier Eigenproduktionen pro Jahr. Die rund 50-minütigen Dokumentarfilme sind relativ teuer; eine Folge kostet 240'000 Franken. Tierdokumentationen sind aufwendig. SRF-Direktorin Wappler hat hier nun offenbar einen Sparbeitrag ausgemacht. Das Schweizer Fernsehen wird in den kommenden zwei Jahren 116 Stellen streichen.
Mit der Einstellung von «Netz Natur» setzt Wappler ihren Kurs unbeirrt fort: Sie geht am Leutschenbach mit der Axt durchs Haus, fällt im linearen Fernsehen eine Sendung nach der anderen – und weist darauf hin, dass im digitalen Angebot etwas nachwachsen werde. Was das sein wird, weiss man noch nicht genau. Jedenfalls soll ein jüngeres Publikum erreicht werden.
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