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Aufatmen bei Swiss: Lufthansa-Grossaktionär macht Weg für Rettung frei

ARCHIVBILD ZUR MELDUNG, DASS DER BUNDESRAT SCHWEIZER AIRLINES MIT 1,3 MILLIARDEN FRANKEN HELFEN WILL - Parked planes of the airline Swiss at the airport in Duebendorf, Switzerland on Monday, 23 March  ...
Parkierte Swiss-Maschinen während des Lockdowns in Dübendorf.Bild: KEYSTONE

Aufatmen bei Swiss und Edelweiss: Lufthansa-Grossaktionär macht Weg für Rettung frei

24.06.2020, 21:14
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Kehrtwende im Poker um die Rettung der Lufthansa: Der Grossaktionär der Airline, Heinz Hermann Thiele, will trotz Bedenken über den geplanten Staatseinstieg auf der Hauptversammlung des Konzerns am Donnerstag grünes Licht geben für das milliardenschwere staatliche Finanzpaket. Diese Nachricht dürfte auch bei Swiss und Edelweiss für Erleichterung gesorgt haben.

«Ich werde für die Beschlussvorlage stimmen», erklärte der Münchener Unternehmer Thiele gegenüber der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung». Er hatte die Lufthansa und die Öffentlichkeit auf die Folter gespannt, weil er auf der ausserordentlichen Versammlung mit seinem Anteil von mittlerweile 15.5 Prozent den Plan zu Fall hätte bringen können.

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Gegenüber der FAZ hatte Thiele vergangene Woche den mühsam ausgehandelten Rettungsplan vor allem kritisiert, weil er gegen den Staatsanteil von einem Fünftel an der Lufthansa ist. Seine Entscheidung hatte er offen gelassen, zugleich aber erklärt, nichts blockieren zu wollen. Der Milliardär befürchtete, dass die Politik bei der Lufthansa eine notwendige Sanierung erschweren würde.

Thiele war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Die Lufthansa wollte den Vorgang nicht kommentieren. Lufthansa-Aktien legten in Reaktion auf Thieles Einlenken deutlich zu.

Thiele fordert zügige Restrukturierung

Gegenüber der FAZ erklärte der Grossaktionär weiter: «Es liegt im Interesse aller Lufthansa-Mitarbeiter, dass das Management zügige Verhandlungen mit den Gewerkschaften über die nötige Restrukturierung führen kann.» Solche Verhandlungen laufen gerade noch.

epa08447981 (FILE) - An aerial view shows air planes of Lufthansa sitting on the tarmac at the Berlin Brandenburg International Airport BER in Schoenefeld, Germany, 23 April 2020 (reissued 27 May 2020 ...
Flieger der Lufthansa in Berlin am 23. April.Bild: EPA

Die Gewerkschaften der Piloten und Flugbegleiter hatten erklärt, zusammen rund anderthalb Milliarden Euro Personalkostensenkungen auf mehrere Jahre verteilt angeboten zu haben. Doch bis zum Abend war die von der Lufthansa noch vor der Hauptversammlung angestrebte Einigung nicht gelungen.

Die Bundesregierung hatte Thieles Forderungen nach Nachverhandlungen zurückgewiesen. Bei einem Spitzengespräch Thieles mit Bundesfinanzminister Olaf Scholz und Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier erläuterten die Minister und ihre Staatssekretäre Thiele den vereinbarten Pakt. Dieser sieht 5.7 Milliarden Euro Stiller Einlagen des Staates vor, das Aktienpaket für rund 300 Millionen Euro sowie bis zu drei Milliarden Euro Kredit von der staatlichen Förderbank KfW.

Der für den Staatseinstieg notwendigen Kapitalerhöhung, an der die Aktionäre nicht teilnehmen dürfen und die ihre Investments verwässert, müssen sie mit einer Zweidrittelmehrheit zustimmen. Bei einem Scheitern wäre die Lufthansa nach Angaben des Vorstands womöglich in Insolvenz gegangen, weil ihr nach wenigen Tagen aufgrund der Corona-Krise das Geld ausgehen würde.

Geld für die Swiss liegt bereit

Das Einlenken Thieles dürfte auch in der Schweiz mit grosser Erleichterung aufgenommen werden. Denn eine Insolvenz der Muttergesellschaft Lufthansa könnte auch die Swiss und die Edelweiss in die Tiefe reissen. Der Bund hätte mit Blick auf die bereits Anfang Mai für die Swiss und ihre Schwester Edelweiss in Aussicht gestellte Nothilfe in Höhe von 1.275 Milliarden Franken über die Bücher gehen müssen.

Dieses Geld liegt bereit, ist aber aufgrund der Verzögerungen in Deutschland noch nicht geflossen. Auf ein allfälliges Scheitern der Lufthansa-Rettung haben sich eigenen Angaben zufolge sowohl die Swiss als auch der Bund vorbereitet. Einzelheiten zum Plan B wollten die Akteure allerdings nicht publik machen. (sda/awp/reu)

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