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Eine Lohnerhöhung dürfte es in den nächsten zwei Jahren kaum geben

Eine Lohnerhöhung dürfte es in den nächsten zwei Jahren kaum geben

15.12.2020, 11:38
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Die Corona-Pandemie dürfte den hiesigen Arbeitsmarkt noch längere Zeit belasten. Die Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich sieht historisch tiefe Lohnanstiege in den nächsten beiden Jahren und weitere Konkurse.

Dass die zweite Corona-Welle auch auf dem Arbeitsmarkt lastet, zeige sich am deutlichsten in den Voranmeldungen für Kurzarbeit, teilte die KOF am Dienstag im Rahmen ihrer Winterkonjunkturprognose mit. Demnach bewilligten die kantonalen Arbeitsämter im November Kurzarbeit für rund 626'000 Beschäftigte, wobei die Zahlen gegenüber dem Spätsommer wieder gestiegen sind.

Zentral werde sein, inwiefern Firmen jene Stellen erhalten, die gegenwärtig in Kurzarbeit seien, so die KOF. Im Winterhalbjahr dürfte die Beschäftigung im Basisszenario stagnieren, bevor sie ab dem zweiten Quartal 2021 wieder ansteigt.

Historisch tiefe Lohnanstiege erwartet

Insgesamt rechnet die KOF für 2021 mit einem Zuwachs der (vollzeitäquivalenten) Beschäftigung um 0.4 Prozent. Und die Arbeitslosenquote dürfte erst in der zweiten Jahreshälfte wieder zurückgehen. Die Quote gemäss internationalen Normen (ILO) wird nächstes Jahr gemäss KOF-Schätzung im Durchschnitt bei relativ hohen 5.2 Prozent liegen. Gemäss der Seco-Definition sollte sie im ersten Quartal 2021 ihren Höhepunkt erreichen und über das gesamte Jahr betrachtet bei 3.3 Prozent zu liegen kommen.

Auch auf die Lohnentwicklung wird sich die Pandemie negativ auswirken. Zwar liege das nominale Lohnwachstum dieses Jahr laut ersten - allerdings wegen der Datenlage unsicheren - Schätzungen des Bundes bei 1.3 Prozent und damit auf dem höchsten Wert seit mehr als zehn Jahren. Damit widerspiegele die Lohnentwicklung aber nicht die Folgen der aktuellen Krise, sondern der Entwicklung davor. Die KOF erwartet für dieses Jahr noch eine Zunahme um 1 Prozent und für die nächsten beiden Jahre dann aber historisch tiefe Lohnanstiege von jeweils lediglich 0.3 Prozent.

Viele Unternehmen fürchten um Existenz

Allerdings leiden nicht nur die einzelnen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer unter der Pandemie, oft sind es ganze Unternehmen. Gemäss KOF fürchtet derzeit jedes zehnte Unternehmen um seine Existenz. Die Zahl ist im November gemäss KOF-Firmenumfrage im Vergleich zum Vormonat auf 11 von 8 Prozent gestiegen. Besonders im Baugewerbe, im Detailhandel, bei den übrigen Dienstleistungen und im Verarbeitenden Gewerbe habe die Furcht vor einem Konkurs zugenommen, schreibt die KOF.

Trotz der jüngsten Entwicklung hat die KOF im Basisszenario ihre Prognose für das Bruttoinlandprodukt (BIP) für das zu Ende gehende Jahr leicht erhöht und für 2021 zumindest unverändert belassen. Insgesamt rechnet sie demnach für 2020 mit einem Rückgang des BIP um 3.5 Prozent (vorherige Prognose -3.6%). 2021 dürfte das BIP dann wieder um 3.2 Prozent und 2022 um 2.6 Prozent wachsen.

Der im internationalen Vergleich eher milde Einbruch im 2020 sei dabei auch auf die positive Entwicklung des Transithandels (Handel unter anderem mit Rohstoffen und Pharmaerzeugnissen) zurückzuführen, begründen die KOF-Ökonomen. Ohne diesen Wachstumsbeitrag würde in diesem Jahr ein Minus von 5 Prozent resultieren.

Andere Verläufe möglich

Dem Basisszenario liegt die Annahme zugrunde, dass die Pandemie in den ersten Monaten des neuen Jahres leicht abebbt und längerfristige und sehr einschneidende zusätzliche Massnahmen daher nicht nötig sind. Allerdings seien auch andere Verläufe möglich und «leider nicht unwahrscheinlich». Im negativen Szenario könnte die Pandemie zu Beginn 2021 weiter an Kraft gewinnen und drastischere Schutzmassnahmen nötig machen. Die Lage würde sich dann deutlich später verbessern als im Basisszenario angenommen.

In diesem negativen Szenario rechnet die KOF auch im ersten Quartal 2021 mit einem Rückgang des BIP und einer nur zögerlichen Erholung im weiteren Jahresverlauf. Für das ganze Jahr 2021 wäre eine Zunahme von lediglich 0.6 Prozent zu erwarten. Das Vorkrisenniveau würde dann erst ein Jahr später als im Basisszenario - zum Jahreswechsel 2022/2023 - erreicht. (sda/awp)

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10 Kommentare
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Rethinking
15.12.2020 12:23registriert Oktober 2018
Für die Geschäftsleitung und den Verwaltungsrat natürlich schon...
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Allkreis
15.12.2020 13:35registriert Januar 2020
Keine Lohnerhöhung, höhere Arbeitslosen- und Sozialhilfequote, daher höhere Steuern (ausser für Pauschalbesteuerte), höhere Krankenkassenprämien, höhere Immobilienpreise wegen der Nullzinspolitik, Hochpreisinsel - irgendwann reicht's einfach!
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Rethinking
15.12.2020 12:26registriert Oktober 2018
Na wenn diese Studie nal nicht eine Steilvorlage für due Arbeitgeber ist...
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